Die Heimdialyse ist eine Dialyse (Blutwäsche), die nicht in einem Dialysezentrum, sondern beim Patienten zu Hause vorgenommen wird. Die Möglichkeit der Heimdialyse bietet dem Patienten im Alltag mehr Selbstbestimmung. Es müssen jedoch die notwendigen Voraussetzungen erfüllt sein, hauptsächlich was den Patienten angeht. Der Patient sowie auch ein Angehöriger muss für die Heimdialyse geschult werden. In den meisten Fällen erfolgt als Heimdialyse die Methode der Peritonealdialyse (Bauchfelldialyse). Es ist aber auch möglich, die herkömmliche Hämodialyse als Heimdialyse vorzunehmen.
Die Dialyse (Blutwäsche) ist eine Behandlungsmethode, die bei nicht mehr ausreichend funktionierenden Nieren (Nierenversagen) vorgenommen werden muss. Bei chronischem Nierenversagen (chronische Niereninsuffizienz) ist dauerhaft eine Dialyse in regelmäßigen Abständen notwendig - bis zu dem Zeitpunkt, an dem der Patient eine neue Niere eingepflanzt bekommt. Normalerweise ist eine Dialyse dreimal pro Woche in einer speziellen Dialysepraxis, in einem Dialysezentrum oder im Krankenhaus notwendig. Es wird aber immer häufiger die Möglichkeit genutzt, dass sich Patienten auch selbst zu Hause dialysieren können.
Durch eine solche Heimdialyse gewinnt der Betroffene an Flexibilität und Eigenbestimmung. Er muss nicht an starren Terminen die Fahrt zum Behandlungszentrum auf sich nehmen. Zwar bestehen immer noch gewisse zeitliche Vorgaben, aber die Dialyse kann an die Gewohnheiten des Patienten angepasst werden und im heimischen, wohnlichen Umfeld stattfinden.
Damit ein Patient die Dialyse zu Hause vornehmen kann, müssen einige Voraussetzungen gegeben sein. Sie betreffen den Gesundheitszustand und die Bereitschaft des Patienten, die Dialyse gewissenhaft durchzuführen, des Weiteren jedoch auch die Räumlichkeiten.
Für die Heimdialyse eignen sich in der Regel Patienten zwischen 10 und 60 Jahre mit gutem Gefäßzugang. Abgesehen von der Nierenfunktionsstörung sollte keine ernste weitere Erkrankung vorliegen. Besonders wichtig ist es, dass der Patient auch korrekt die Dialyse durchführen kann. Er muss daher ein gewisses Maß an Verstand mitbringen. Der Patient muss sich im Klaren sein, dass der zeitliche Rahmen der Dialysesitzungen konsequent eingehalten werden muss. Ansonsten setzt er seine Gesundheit aufs Spiel.
Ein Angehöriger, am besten der Partner, wird für die Durchführung der Heimdialyse benötigt. Der Partner muss die Verantwortung auf sich nehmen, dem Patienten eine korrekte Dialyse zu bieten. Möglich ist es aber auch, gegen Bezahlung einen „Fremdpartner" (z. B. eine Sozialschwester) für die Dialyse zu engagieren.
Weiterhin muss beachtet werden, dass es auch für den Dialyseraum bestimmte Mindestvoraussetzungen gibt. Am wichtigsten ist es, dass eine Wasserzufuhr und ein Abfluss bestehen sowie elektrischer Strom vorhanden ist. Das Dialysegerät hat einen gewissen Platzbedarf, und auch die Materialien (Kanister, Desinfektionsmittel, Schlauchsysteme, Kanülen) müssen gelagert werden können. Günstig ist ein wasserfester Fußboden (z. B. Fliesen), außerdem eine gute Beleuchtung. Die Dialyse kann mit der richtigen Ausstattung z. B. im Wohn- oder Schlafzimmer oder auch in einem extra eingerichteten Dialysezimmer stattfinden. Sinnvoll ist es, für Unterhaltungsmöglichkeiten zu sorgen. So kann die Dialyse beispielsweise vor dem Fernsehgerät stattfinden.
Bevor die Heimdialyse stattfinden kann, werden Patient und Dialysepartner für den Vorgang geschult. Der Arzt muss schließlich grünes Licht geben, dass er den Personen die Heimdialyse zutraut. Das Zimmer muss den Anforderungen entsprechend eingerichtet werden. Das Gerät und weitere Utensilien müssen zum Patienten gebracht werden. Immer wieder müssen auch im Zeitraum der Heimdialyse erneut benötigte Materialien angeliefert werden.
Für die Heimdialyse sind prinzipiell zwei Verfahren der Blutwäsche geeignet. Häufiger ist eine Peritonealdialyse (Bauchfelldialyse) die zu Hause angewendete Methode. Bei der Peritonealdialyse wird über einen Katheter Dialyseflüssigkeit in den Bauch eingefüllt und wieder ausgeleitet. Dieser Katheter wurde zuvor in einer Operation angelegt. Entweder wird die Flüssigkeit manuell aus einem Beutel eingefüllt und später wieder aus dem Bauchraum abgelassen. Die andere Möglichkeit ist eine automatische Maschine (Cycler), die die Flüssigkeit austauscht.
In selteneren Fällen wird auch die herkömmliche Methode der Dialyse, die Hämodialyse, zu Hause durchgeführt. Auch hier muss zuvor ein spezieller Zugang angelegt werden, und zwar eine spezielle Blutgefäßverbindung (Shunt) aus Arterie und Vene, in der Regel am Arm. Dieses Zugangsgefäß muss mit einer Kanüle angestochen werden, um das Dialysesystem anzuschließen. Die Dialyse dauert dann vier bis fünf Stunden. Danach können die Kanülen wieder entfernt werden.
In Notfällen können Maßnahmen wie das Abkoppeln des Patienten von der Maschine erforderlich sein. Auch dies wird zuvor in der Schulung erklärt. Gegebenenfalls muss ein Arzt verständigt werden. Medizinisches Personal ist Tag und Nacht über das Telefon erreichbar.
Die Hämodialyse bietet einige Vorteile für Dialysepatienten, die weitgehend unabhängig leben wollen. Manche Aspekte können sich allerdings auch negativ auswirken.
Der größte Vorteil ist die verbesserte Selbstständigkeit des Patienten im Gegensatz zur Dialyse in einem Behandlungszentrum. Der Weg zum Zentrum muss nicht in Kauf genommen werden, und zu Hause hat der Patient auch mehr Möglichkeiten des Zeitvertreibs (oder unter Umständen sogar, einer bestimmten Arbeit nachzugehen). Aus psychologischer Sicht kann es dem Patienten gut tun, nicht von einem Behandlungszentrum und von den Ärzten abhängig zu sein.
Positiv wirkt sich weiterhin aus, dass der Patient sich viel intensiver mit der Krankheit und mit der Dialysebehandlung auseinandersetzt. In Untersuchungen wurde sogar gezeigt, dass bestimmte Komplikationen seltener auftreten, z. B. am Gefäßzugang für die Hämodialyse (Shunt).
Nachteilig ist z. B., dass kein medizinisches Fachpersonal vor Ort ist. Die korrekte Ausführung der Dialyse könnte darunter leiden. Auch bei Komplikationen können Arzt oder Krankenschwester nicht sofort eingreifen. Probleme können entstehen, wenn der Patient mit der Dialyse nachlässig ist oder Hygieneregeln nicht beachtet. Wie bei der Dialyse im Behandlungszentrum können Komplikationen auftreten, die eine weitere Behandlung notwendig machen. Ein Beispiel dafür ist es, wenn sich der Gefäßzugang (Shunt) mit einem Blutgerinnsel zusetzt. Dieser muss dann entfernt werden, oder es muss ein neuer Gefäßzugang angelegt werden.
Letzte Aktualisierung am 24.04.2010.