Eine Analfistel ist ein entzündlicher Verbindungsgang am After. Er geht oftmals von einer abgekapselten Entzündungshöhle (Abszess) aus und kann an der Haut, im Darm oder an anderer Stelle enden. Es kann zum Austritt von Eiter und zu Schmerzen kommen. Die Behandlung besteht meist darin, die Entzündungsgänge zu spalten oder herauszuschneiden.
Analfisteln nehmen oft ihren Ausgang von Abszessen. Abszesse sind abgekapselte, eitrige Entzündungsherde. Am Anus entstehen Abszesse meist durch Entzündungen, die sich in Vertiefungen der Schleimhaut (Krypten) entwickeln, auf Drüsen übergreifen und sich dort abgrenzen. Die Abszesse bilden dann häufig Fisteln, also Verbindungsgänge nach außen oder zu anderen Körperstrukturen.
Weitere mögliche Ursachen zur Entstehung von Analfisteln sind insbesondere chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa), aber bisweilen auch andere Entzündungen, Verletzungen oder Tumore.
Die entzündlichen Gänge können von dem Abszess zur Haut, zur Darmwand und unter Umständen auch bis zu Organen im Beckenbereich ziehen. In vielen Fällen handelt es sich um eine Fistel von der Haut bis zum inneren Afterkanal. Es kann aber auch hufeisenförmige Fisteln mit zwei Öffnungen in der Haut geben oder Fisteln mit ganz anderem Verlauf, die unter anderem zur Harnblase, zur Scheide oder weiteren Organen ziehen können. Der Facharzt unterscheidet je nach dem Verlauf vier verschiedene Typen von Analfisten ohne oder mit Beteiligung des Schließmuskels, in manchen Fällen kann der Verlauf keinem Typ zugeordnet werden.
Durch die Fistel kommt es oft zu Schmerzen und zum Jucken in der Afterregion. Aus der Fistelöffnung kann Sekret ausfließen. Dieses ist in der Regel eitrig, kann aber auch Anteile von Stuhl oder Blut enthalten.
Der Arzt befragt den Patienten zu den Symptomen und möglichen Vorerkrankungen (Anamnese) und untersucht dann die Afterregion. Dies geschieht durch Betrachtung und durch Abtasten. Oft muss auch eine Mastdarmspiegelung (Rektoskopie) vorgenommen werden. Die Fistel kann mit einem dünnen Instrument sondiert werden, oder es wird mittels eines Farbstoffes getestet, ob bestimmte Verbindungen bestehen. Gelegentlich kann es notwendig werden, bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Computertomographie (CT) oder Kernspintomographie (MRT) anzuwenden.
Eine Steißbeinfistel (Sinus pilonidalis) ist eine bei manchen Menschen vorhandene Öffnung zwischen Steißbein und Anus, die, wenn sie sich entzündet, Symptome wie eine „herkömmliche" Fistel zeigen kann. Ebenfalls von Analfisteln unterschieden werden muss ein Krankheitsbild namens Akne inversa, bei der es auch an anderen Körperregionen (z. B. Achselhöhle) zu Abszessen und Fisteln kommen kann. Als Ursache für anale Fisteln muss des Weiteren hauptsächlich ein Morbus Crohn, eine der chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, ausgeschlossen werden.
In den meisten Fällen ist eine Operation notwendig, um eine Fistel im Analbereich zu behandeln. Nur gelegentlich ist es sinnvoller, auch ohne Operation einen Faden in die Fistel bis in den Abszess zu legen, um die Entzündung zur Abheilung zu bringen. Ein solcher Faden wird aber oft einige Wochen vor einer Operation gelegt, um zunächst einmal das Sekret auszuleiten. Die Operationen bei Analfisteln erfolgen je nach der Ausdehnung in örtlicher Betäubung, mit Rückenmarksbetäubung oder in Vollnarkose. Zusätzlich werden meist Antibiotika gegeben.
Wenn die Fistel vom Darm zur Haut innerhalb am Schließmuskel vorbeizieht, kann sie meist gespalten werden. Dazu wird die Fistel über die ganze Länge angeschnitten und offen gelassen. Durch eine offene Wundbehandlung mit regelmäßiger, gründlicher Reinigung kommt es langsam zur Abheilung.
Fisteln, die durch den Schließmuskel ziehen oder außen vorbeiziehen, werden meist nicht gespalten, da der Schließmuskel sonst durchtrennt werden muss und die Gefahr einer Stuhlinkontinenz (unkontrollierter Stuhlabgang) besteht. Daher werden solche Fisteln komplett herausgeholt. Die Öffnung wird dann innen mit Schleimhaut verschlossen, außen erfolgt meist wieder eine offene Wundbehandlung.
Bei manchen Fällen, vor allem bei untypischem Verlauf der Fistel, können auch andere Operationsmethoden erforderlich sein.
Bisweilen kann es notwendig werden, einen künstlichen Darmausgang anzulegen, um einen problemlosen Heilungsverlauf zu ermöglichen. Der Darmausgang kann meist wenige Monate nach Abheilung wieder zurückverlegt werden.
Zu den möglichen Komplikationen der Operationen gehören Schmerzen, erneute Entzündungen und Wundheilungsstörungen, Blutungen sowie Narben. Beim künstlichen Darmausgang können weitere Komplikationen auftreten.
Meist lassen sich die Fisteln gut behandeln, die Abheilung kann jedoch Wochen dauern. Die Prognose hängt auch von der Lage und von der Größe der Fistel ab sowie vom Vorhandensein von weiteren Fisteln. Es kann zum Wiederauftreten der Fistel oder eines Abszesses an derselben oder einer anderen Stelle kommen. Besonders hoch ist die Gefahr einer erneuten Fistelbildung bei bestimmten Erkrankungen (unter anderem chronisch-entzündliche Darmerkrankungen).
Letzte Aktualisierung am 21.06.2021.