Das Analkarzinom ist ein bösartiger Tumor am After. Er kann sich innerhalb des Afters oder am Randbereich zur Außenhaut hin befinden und feingeweblich unterschiedlich aufgebaut sein. Die Behandlung richtet sich nach der Art des Tumors und nach dem Stadium. Meist wird der Tumor chirurgisch entfernt, es kann aber auch eine Chemotherapie oder Strahlentherapie sinnvoller sein.
Oftmals wird keine definitive Ursache für das Analkarzinom gefunden. Ein bestimmtes sexuell übertragbares Virus (HPV, Humanes Papillom-Virus 16 und 18) scheint die Entstehung des Analtumors zu begünstigen. Durch Infektion mit dem Virus kann es zu so genannten Feigwarzen (Condylomata acuminata) kommen, aus denen sich der Analkrebs entwickeln kann. Gefördert wird die Entstehung zusätzlich durch eine Schwächung des Immunsystems, wie dies bei AIDS oder nach Organtransplantationen der Fall sein kann. Ebenso spielt eine mechanische Schädigung des Afters eine Rolle, da Schleimhautrisse (Analfissuren) oder entzündliche Kanäle (Analfisteln) die Krebsentwicklung begünstigen können.
Im frühen Stadium wird ein Analkarzinom vom Patienten oft gar nicht wahrgenommen. Es können knotige Verdickungen am After tastbar sein. Kleinere Mengen frischen Blutes können aus dem Anus treten oder auf dem Stuhl bemerkt werden. Juckreiz kann ebenso auf einen Analkrebs hindeuten. Manchmal kommt es zu Schmerzen am After. Später kann es dann zu Symptomen wie Stuhlverhalt, Stuhlinkontinenz (unkontrollierter Stuhlverlust) oder auffällig geformtem Stuhl kommen.
Es gibt verschiedene Arten des Analkarzinoms, die sich in der Zellart unterscheiden. Am häufigsten ist das so genannte Plattenepithelkarzinom. In Abhängigkeit von Größe und Ausdehnung des Tumors sowie dem Vorhandensein von möglichen Tochtergeschwülsten (Metastasen) wird das Analkarzinom in vier Stadien unterteilt. Metastasen können sich über die Lymphgefäße in den Lymphknoten, aber auch über die Blutbahn in fernen Körperregionen absiedeln. Metastasen beim Analkarzinom sind etwas seltener als bei anderen Darmtumoren.
Bei unklaren Beschwerden im Afterbereich sollte der Betroffene einen Arzt aufsuchen. Dieser wird zuerst ein Gespräch mit dem Patienten führen (Anamnese) und dann die Analregion untersuchen. Es wird bei Krebsverdacht eine Mastdarmspiegelung (Rektoskopie) durchgeführt. Mittels einer Biopsie (Entnahme einer Gewebeprobe) und feingeweblicher Untersuchung kann genau festgestellt werden, um was für einen Befund es sich handelt. Bei Vorliegen eines bösartigen Tumors muss dann untersucht werden, ob sich bereits Tochtergeschwülste (Metastasen) abgesiedelt haben. Dazu werden unter anderem bildgebende Verfahren wie Röntgen, Computertomographie und Ultraschall eingesetzt. Das Blut wird untersucht. Es kann auch eine Darmspiegelung des Dickdarms (Koloskopie) durchgeführt werden.
Die Symptome beim Analkrebs können denen anderer Erkrankungen am After ähneln. Insbesondere Juckreiz kann beim Analekzem (Hautausschlag am After), vergrößerten Hämorrhoiden und weiteren Krankheiten auftreten. Zu unterscheiden ist Hautkrebs in der Nähe des Afterrandes, der nicht zum Analkarzinom gezählt wird, eine andere Prognose aufweist und einer eigenen Therapie bedarf.
Die Behandlung wird anhand der Lage, Größe und Ausdehnung des Tumors sowie nach dem Vorhandensein von Metastasen gewählt. Es wird in aller Regel entweder eine Operation oder eine kombinierte Bestrahlung und Chemotherapie durchgeführt. Eine Operation empfiehlt sich vor allem bei noch nicht so weit fortgeschrittenen Tumoren, die noch nicht gestreut haben, oder auch manchmal bei nicht mehr heilbarem Befund, um eine Entlastung für den Patienten zu bringen (palliative Operation). Bei der Mehrzahl der Patienten empfiehlt sich jedoch eine Chemo- und Strahlentherapie.
Bei der Operation wird der Tumor möglichst komplett entfernt. Nur bei kleinen, örtlich sehr begrenzten Tumoren kann der Anus erhalten werden. Ansonsten wird der After und ein Teil des Mastdarms entfernt und ein dauerhafter künstlicher Darmausgang (Anus praeter) am Bauch angelegt. Bei der Entfernung des Tumors werden oft auch Lymphknoten, in die die Lymphflüssigkeit aus der Region abfließt, mit entfernt, um eventuelle Lymphknotenmetastasen zu beseitigen. Als Komplikationen der Operation können unter anderem Blutungen, Wundheilungsstörungen und bisweilen gefährliche Infektionen auftreten.
Bei der kombinierten Strahlentherapie und Chemotherapie werden über einige Wochen der vom Tumor befallene Bereich sowie auch die Lymphknoten bestrahlt. Zur Chemotherapie werden regelmäßig Medikamente verabreicht, die die Tumorzellen schädigen und deren Wachstum verhindern sollen (Zytostatika). Auch die Strahlen- und Chemotherapie kann palliativ (bei nicht heilbarem Tumorbefall) vorgenommen werden. Im Anschluss an die Behandlungsreihe erfolgt in manchen Fällen zusätzlich eine Operation. Mögliche Komplikationen der Strahlen- und Chemotherapie sind unter anderem Hautprobleme im Afterbereich, Durchfall, Inkontinenz (unwillkürlicher Stuhlabgang) und Beschwerden beim Wasserlassen.
Nach der jeweiligen Therapie sollten regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Arzt erfolgen.
Das Analkarzinom hat für einen bösartigen Tumor eine verhältnismäßig günstige Prognose. Die Prognose hängt aber davon ab, in welchem Stadium der Tumor sich bei Diagnosestellung befindet, ob schon Metastasen vorhanden sind und ob eine angemessene Therapie erfolgt. Es ist möglich, dass der Tumor nicht komplett beseitigt werden kann oder dass er erneut auftritt (Rezidiv). In diesem Fall kann eine neuerliche Therapie erforderlich werden.
Die Prognose beim Analkarzinom ist günstiger, wenn der Befund frühzeitig entdeckt wird. Bei Beschwerden im Afterbereich, insbesondere bei Jucken und bei Blutauflagerungen auf dem Stuhl, sollte der Betroffene es daher nicht vermeiden, zum Arzt zu gehen.
Letzte Aktualisierung am 15.06.2021.