Die Proktologie ist ein Fachgebiet innerhalb der Medizin, das sich um die Erkrankungen am Enddarm und im Afterbereich dreht. Dementsprechend ist ein Proktologe ein Arzt, der sich mit der Diagnose und Behandlung solcher Erkrankungen beschäftigt. Bei Proktologie handelt es sich um eine Zusatzbezeichnung eines Facharztes (z. B. für Chirurgie, Innere Medizin oder Dermatologie) nach einer Weiterbildung wenigstens über ein Jahr. Es gibt proktologische Arztpraxen und proktologische Abteilungen in Kliniken.
Wie auch bei anderen Ärzten bildet das Gespräch mit dem Patienten (Anamnese) über die Beschwerden und vorbestehenden Erkrankungen die Grundlage für eine Diagnose. Daraufhin führt der Proktologe verschiedene Untersuchungen durch, die zum Teil sehr speziell sind. Bei jedem Patienten erfolgt eine Betrachtung des Analbereiches sowie eine Abtastuntersuchung mit den Fingern (Palpation, digitale Untersuchung). Sehr häufig wird dann eine Proktoskopie (Enddarmspiegelung mit einem rohrartigen Instrument) oder eine Rektoskopie (Enddarmspiegelung mit einem optischen Gerät) vorgenommen. Speziellere Untersuchungen bei bestimmten Symptomen oder Erkrankungen sind unter anderem die Ultraschalluntersuchung, Probeentnahme von Gewebe (Biopsie) und die Druckmessung am After (Manometrie) zur Überprüfung der Schließmuskelfunktion. Gegebenenfalls müssen weitere bildgebende Verfahren, wie Röntgen, Computertomographie (CT) oder Kernspintomographie (MRT), oder noch andere Untersuchungen zum Einsatz kommen.
Zu den häufigen Erkrankungen in der Proktologie gehören:
Als Hämorrhoiden werden Gefäßpolster am After bezeichnet, die bei jedem Menschen vorhanden sind und zur Abdichtung dienen. Vergrößerte Hämorrhoiden sind jedoch eine Krankheit und führen häufig zu Beschwerden wie Juckreiz, Blutungen und Schmerzen. Hämorrhoiden können, je nach Schweregrad, entweder durch einfache nicht operative Maßnahmen, durch Verödung oder durch Operation behandelt werden.
Bei Stuhlinkontinenz kann der Kot nicht zurückgehalten werden, und es kommt zum unwillkürlichen Stuhlabgang. Die Ursachen sind vielfältig, die Behandlung kann durch unterschiedliche Hilfsmittel, einfache Maßnahmen oder auch Operationen erfolgen.
Ein Abszess ist eine abgekapselte, mit Eiter gefüllte Entzündungshöhle. Abszesse treten nicht selten in der Afterregion auf. Oft finden sich auch Fisteln (Entzündungsgänge), die eine Öffnung nach außen oder in den Darm besitzen können. In der Regel muss eine Operation zur Spaltung oder zur Entfernung des entzündlichen Befundes vorgenommen werden.
Eine Steißbeinfistel (Sinus pilonidalis) ist ein Hohlraum mit Öffnung im Bereich der Gesäßfalte oder des Steißbeins. Es kann zu einer Entzündung kommen. Die Steißbeinfistel muss dann durch eine Operation entfernt werden.
Akne inversa ist ebenfalls eine entzündliche Veränderung im Afterbereich oder auch in der Achselhöhle oder Leiste. Es kommt zu fortschreitenden Abszessen und Fisteln, die möglichst vollständig entfernt werden müssen.
Darmkrebs im Mastdarm (Rektumkarzinom) oder am After (Analkarzinom) ist eine bösartige Tumorerkrankung, die verhältnismäßig häufig auftritt. Der Tumor sollte möglichst vollständig entfernt werden.
Eine Analfissur ist ein äußerst schmerzhafter Riss in der Schleimhaut am After. Der Afterriss kann durch Aufdehnung oder durch eine Operation behandelt werden.
Beim Analekzem handelt es sich um einen Hautausschlag um den After herum, der meist durch Hämorrhoiden verursacht wird. In diesem Fall müssen die Hämorrhoiden entfernt werden, um das Ekzem zum Abheilen zu bringen.
Eine Analthrombose (Perianalthrombose, Analvenenthrombose) ist ein Blutgerinnsel am After, das durch Verlegung einer Vene entsteht. Es kommt zu einem schmerzhaften Knötchen im Analbereich. Meist verschwindet der Befund nach einiger Zeit von selbst.
Letzte Aktualisierung am 15.11.2021.