Kopfschmerzen sind Schmerzempfindungen, die im Bereich des Schädels auftreten. Der Schmerz wird durch die Reizung von schmerzempfindlichen Strukturen hervorgerufen, hierzu gehören die Schädeldecke, Hirnhäute, Blutgefäße im Gehirn, oberste Spinalnerven und die Hirnnerven. Das Gehirn selbst ist schmerzunempfindlich.
Kopfschmerzen können unterschiedliche Ursachen und Formen haben und in ihrer Stärke verschieden sein. Sie treten meistens als Nebenerscheinung zahlreicher Krankheiten auf, aber auch der Wetterumschwung, Stress, Überanstrengung der Augen, Wassermangel können Kopfschmerzen verursachen. Sie sind streng genommen keine eigenständige Krankheit, sondern Begleitsymptom anderer Erkrankungen.
Schmerzen können unterschiedliche Charakteristika aufweisen, sie können auf einen Bereich lokal begrenzt sein, dumpf, pochend, bohrend, stechend, anhaltend, krampfartig etc. auftreten. Schon allein eine nähere Beschreibung gibt oft einen Hinweis auf die vorhandene Krankheit.
Fast jeder Mensch verspürt im Laufe seines Lebens Kopfschmerzen. Frauen leiden häufiger an Kopfschmerzen als Männer, der Grund dafür sind die ständigen Schwankungen im Hormonhaushalt. In Deutschland leiden etwa 54 Millionen Menschen (ungefähr 70 Prozent der deutschen Bevölkerung) unter anfallsweisen oder chronischen (immer wiederkehrenden) Kopfschmerzen.
In der Medizin unterscheidet man mittlerweile über 220 Kopfschmerzformen (International Headache Society (IHS), 2005/06). Die International Headache Society unterteilt die Kopfschmerzen nicht mehr nach ihrer Ursache (bis 1988 wurden die Kopfschmerzen nach ihren Ursachen unterteilt) sondern nach ihrer Erscheinung, Art und Häufigkeit etc.
Häufigkeitsverteilung bei Patienten mit Kopfschmerzen:
Kopfschmerzen werden nach ihrer Ursache unterteilt in primäre und sekundäre Schmerzen.
Mögliche Ursachen für die verschiedenen Kopfschmerzformen:
Sie treten gelegentlich auf und die Ursache ist nicht eindeutig bekannt. Als Auslöser wird hauptsächlich Stress vermutet. Muskelverspannungen und Störungen des körpereigenen Schmerzabwehrsystems können ursächlicher Faktor sein. Durch den Mangel an Serotonin (körpereigener Botenstoff) wird die Schmerzschwelle gesenkt, dies führt dazu dass Schmerzen schneller wahrgenommen werden. Man vermutet auch, dass eine familiäre Vorbelastung bei der Entstehung der Spannungskopfschmerzen eine wesentliche Rolle spielt.
Der Serotoninmangel wird als einer der wichtigsten Auslöser betrachtet. Ein Mangel des körpereigenen Botenstoffes kann entstehen durch Stress, Arbeiten in falscher Körperhaltung, schlechte Lichtverhältnisse, wenig Schlaf, hoher Nikotinkonsum und Störungen des Kauapparats ( Zähneknirschen).
Experten gehen davon aus, dass die Ursache der Migräne eine angeborene Veranlagung ist. Das Nervensystem reagiert hier auf bestimmte Reize besonders empfindlich. Die Auslösefaktoren können bei jedem Menschen unterschiedlich sein, so dass man keine genaue Ursache angeben kann. Ein solcher Reiz, auch Triggerfaktor genannt, führt zur Überempfindlichkeit im Körper.
Die Ursachen für diese Schmerzen sind bisher nicht geklärt. Experten gehen von einer Störung im biologischen Rhythmus aus. Der bekannteste Auslöser für den Clusterkopfschmerz ist der Alkohol, bereits geringe Mengen lösen Schmerzattacken aus, wobei größere Mengen genau das Gegenteil bewirken, sogar Schmerzattacken verhindern. Weitere Auslöser sind das Rauchen und gefäßerweiternde Medikamente, die die Schmerzattacken begünstigen.
Sekundäre Kopfschmerzen treten als Begleitsymptomatik auf und können als Folge vieler Erkrankungen vorkommen.
Die Schmerzen treten meist beidseitig auf. Kommen die Beschwerden nur vereinzelt, an wenigen Tagen im Monat vor, so spricht man von episodischen Spannungskopfschmerzen. Dagegen treten chronische Spannungskopfschmerzen alle zwei Tage auf. Der Schmerz wird oft als dumpfer, drückender bis ziehender Schmerz beschrieben, der im Nacken beginnt und sich im ganzen Kopf ausbreitet. Die Patienten haben dass Gefühl, dass sie einen engen Hut tragen oder in einen Schraubstock eingezwängt sind. Der Druck wird oft im Nacken und an der Stirn am stärksten empfunden. Die Schmerzen können auch bis zu den Augen ausstrahlen und lassen sich zum Teil schwer lokalisieren. Die Intensität ist in der Regel leicht bis mittelschwer und beeinträchtigt das alltägliche Leben.
Die Migräne betrifft fast immer nur eine Kopfhälfte. Sie trifft anfallsartig in bestimmten Zeitabständen auf, insbesondere in den frühen Morgenstunden. Der Schmerz ist pochend und hämmernd und wird oft mit zusätzlichen Symptomen wie Übelkeit und Erbrechen begleitet. Die Patienten reagieren sehr empfindlich gegen Licht, Geräusche und Gerüche. Unbehandelt kann die Migräneattacke bis zu 72 Stunden andauern. Migränepatienten sind einem hohen Leidensdruck ausgesetzt. Diese chronischen Kopfschmerzen können leider noch nicht geheilt werden, nur die Intensität wird herabgesetzt.
Charakteristisch ist ein episodisches Auftreten, gehäuft im Frühjahr und im Herbst. Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Cluster-Kopfschmerzen treten immer nur einseitig auf und strahlen aus dem Bereich der Augen bis zur Schläfe hinaus. Bei diesen Patienten beobachtet man gleichzeitig tränende Augen oder eine verstopfte Nase. Die Schmerzen sind von starker Intensität und lassen die Patienten oft unruhig werden. Der Schmerz wird oft beschrieben als „eine glühende Nadel, die ins Auge gestoßen wird".
Kopfschmerzen die über mehrere Tage andauern oder spontan auftreten und unerträglich sind, sollten immer von einem Arzt näher untersucht werden. Der Arzt wird in erster Linie nach der Krankengeschichte fragen (Anamnese). Wichtig ist hier die Intensität der Schmerzen, wo sie lokalisiert sind, wie lange sie andauern, wann sie gehäuft auftreten und um welche Art von Schmerzen es sich handelt. Durch eine gründliche Anamnese kann man schon oft eine Verdachtsdiagnose stellen. Im folgenden wird eine neurologische Untersuchung durchgeführt, um die Ursache abzuklären und eine gezielte Therapie einzuleiten.
Da Kopfschmerzen Begleitsymptom vieler Erkrankungen sind, muss man besonders aufmerksam untersuchen und wichtige Krankheiten wie Hirntumore, Hirnhautentzündungen oder intrakranielle Blutungen ausschließen. Diese Erkrankungen kann man anhand von weiterführender Diagnostik ermitteln wie MRT (Kernspintomographie, Darstellung des Gehirns) oder die Angiographie (Darstellung der Gehirngefäße, um Thrombosen oder Gefäßmissbildungen zu erfassen).
Zudem gibt es ein „Kopfschmerz-Tagebuch", der es dem Arzt und Patienten erleichtert, die Auslöser von den Kopfschmerzattacken zu finden und geeignete Gegenmittel einzusetzen. Der Patient muss diesen Kalender während bzw. nach einem Anfall ausfüllen und bei jedem Arztbesuch mit in die Sprechstunde nehmen.
Es gibt eine Reihe körperlicher Erkrankungen, die mit Kopfschmerzen einhergehen. Um den Rahmen nicht zu sprengen, sind hier einige wichtige Erkrankungen aufgelistet:
Egal welche Ursache dem Kopfschmerz zugrunde liegt, gibt es eine Reihe von Allgemeinmaßnahmen, die sinnvoll sind, um Kopfschmerzen vorzubeugen. Dazu gehören unter anderem:
Die Therapie muss individuell dem Patienten abgestimmt werden, denn der Kopfschmerztyp und die Ursache kann bei jedem Patienten unterschiedlich sein. Die Anamnese ist deshalb von großer Bedeutung.
Bei vereinzelt auftretenden Schmerzen sind Schmerzmittel wie Aspirin oder Paracetamol in der Regel ausreichend. Dabei sollte die maximale Tagesdosis von 1500 mg nicht überschritten werden. Doch wenn die Schmerzen länger als drei bis vier Tage andauern, sollte man einen Arzt aufsuchen. Mit einem Kopfschmerztagebuch kann der Arzt mögliche Auslöser erkennen und gezielt eine Therapie einleiten.
Dauern die Schmerzen länger als drei Monate an, besteht die Gefahr der chronischen Kopfschmerzen, die in einen Medikamentenkopfschmerz übergehen kann. Hier wird eine Therapie mit Antidepressiva geraten (Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft). Insbesondere trizyklische Antidepressiva wie Amitriptylin haben neben ihrem stimmungsaufhellenden Effekt, sehr gute schmerzstillende Eigenschaften. Um einen guten und anhaltenden Erfolg zu erzielen wird die Medikamenteneinnahme zusätzlich mit Entspannungsübungen, Krankengymnastik und verhaltenstherapeutischen Maßnahmen kombiniert.
Der Migräneanfall ist für viele Patienten unerträglich. Hier reicht eine Medikation mit Schmerzmitteln bei leicht bis mittelschweren Schmerzen, wie Aspirin oder Paracetamol oft nicht aus. Bei schwerer Migräne werden hochwirksame Medikamente, die Triptane, eingesetzt. Triptane wirken direkt auf die krankhaft veränderten Blutgefäße. Da der Migräneanfall oft mit Übelkeit und Erbrechen begleitet ist, werden auch Antiemetika (Mittel gegen Übelkeit) mit verabreicht. Wichtig ist außerdem der Aufenthalt in einem ruhigen, abgedunkelten Raum, da die Patienten sehr geräusch- und lichtempfindlich sind.
Cluster-Kopfschmerzen können schon oft durch Inhalation von 100% Sauerstoff vermieden werden, dabei muss der Patient zu Beginn einer Attacke etwa 20 min. lang reinen Sauerstoff einatmen. Der einzige Nachteil dieser Methode ist, dass man ständig einen Sauerstofftank bei sich tragen muss, aber von vielen Patienten als zusätzliche Last empfunden wird.
Bei der medikamentösen Therapie stehen zur Wahl das Sumatriptan (auch bei Migräne), Ergotamin und gelegentlich Lidocain.
Sumatriptan ist sofort wirksam, wenn es direkt unter die Haut gespritzt wird. Einige Patienten dagegen sprechen auf Lidocain gut an, dass ein örtlich wirksames Betäubungsmittel ist. Treten die Schmerzen regelmäßig zu bestimmten Zeiten auf, kann man Ergotamin-Zäpfchen anwenden, die ein bis zwei Stunden vor der Attacke eingeführt werden und die Schmerzen gut lindern.
Zu den wichtigsten vorbeugenden Medikamenten gehört das Verapamil, ein Kalziumantagonist, das in 70 Prozent der Fälle erfolgreich eingesetzt wird. Die restlichen 30 Poeznt werden mit Lithium, Kortison oder dem Antiepileptikum Topiramad behandelt.
Kopfschmerzen lassen sich in der Regel gut behandeln. Durch eine gute medikamentöse Einstellung bzw. Vorbeugung oder der Therapie der eigentlichen Erkrankung kann man die Schmerzen sehr gut lindern, sogar zum Teil ganz beheben.
Durch eine gesunde Lebenshaltung kann man Kopfschmerzen gut vorbeugen. Eine ausgewogene Ernährung, viel Flüssigkeit, erholsamer Schlaf sowie ein geringer Alkohol- und Nikotinkonsum können in vielen Fällen die Ursachenentstehung verhindern. Als gesunder Mensch sollte man sich regelmäßig bewegen und körperlich aktiv sein. Auch Stress, dass oft zu Kopfschmerzen führt, kann man gezielt durch Entspannungsübungen, Massagen u.a. gut abbauen.
Treten Kopfschmerzen vereinzelt auf, kann man sie in der Regel zu Hause mit Medikamenten gut behandeln. Sollten die Schmerzen aber lang anhaltend und von starker Intensität sein, so dass man seinen Alltag nicht selbst regeln kann, muss auf jeden Fall ein Arztbesuch erfolgen. Kopfschmerzen können sowohl sehr harmlose Ursachen haben, z.B. durch Flüssigkeitsmangel oder aber es liegen schwerwiegende lebensbedrohliche Erkrankungen vor, z.B. ein Hirntumor. Daher sollte man den Kopfschmerz ernst nehmen, nach der Ursache suchen und schwerwiegende Erkrankungen ausschließen lassen.
Chronisch kranke Patienten sollten ein Schmerztagebuch führen, um neben dem Arzt auch selbst zu erkennen welche Auslöser für sie in Frage kommen. Diese Situationen können später vom Patienten gezielt vermieden werden. Außerdem lernen die Patienten durch welche Maßnahmen und Medikamente sie die Schmerzen am besten lindern. Dadurch weiß man, wie man sich in Zukunft bei auftretenden Schmerzattacken zu verhalten hat.
Letzte Aktualisierung am 28.06.2021.