Der Medikamenten-Kopfschmerz wird, wie schon der Name sagt, durch Medikamente hervorgerufen. Am Anfang stehen dabei ein Spannungskopfschmerz oder migräneartige Kopfschmerzen, die durch die Einnahme von freikäuflichen Schmerzmitteln (Analgetika) aus der Apotheke von den Betroffenen selbst behandelt werden, aber oft nicht fachgerecht.
Wenn die Kopfschmerzen trotz der Einnahme von Schmerzmitteln erneut auftreten, wird die Dosis der Schmerzmittel gesteigert, bis zu zehn Tabletten am Tag oder auch mehr. Zu diesem Zeitpunkt sind die Tabletten meistens der eigentliche Auslöser für die Kopfschmerzen und es liegt ein Suchtverhalten vor. Der Körper stellt sich auf die Wirkung des Medikamentes ein und sieht es schon als normal an, dass die Substanz im Körper vorhanden ist. Dadurch wird die Schmerzschwelle heruntergesetzt und eigentlich geringe Empfindungen werden plötzlich als schmerzhaft empfunden. Daraufhin steigern die betroffenen die Dosis wiederholt und geraten erneut in einen Teufelskreis.
Ein weiterer Punkt ist, dass bei vielen nicht nur ein Präparat verwendet wird, sondern mehrere oder Mischpräparate, die unter anderem auch Wirkstoffe wie Koffein enthalten. Das fördert den Suchtaspekt enorm. Es können aber alle Schmerzmittel zu einem Medikamenten-Kopfschmerz führen.
Menschen, die vermehrt an Kopfschmerzen leiden, sind natürlich stärker gefährdet, einen Medikamenten-Kopfschmerz zu bekommen. Besonders gefährlich ist es für diejenigen, die Migräne oder Spannungskopfschmerzen haben und im Monat an zehn bis fünfzehn Tagen Medikamente dagegen zu sich nehmen. Ein Medikamenten-Kopfschmerz kann sich dann innerhalb ein bis vier Jahren entwickeln. Es reichem dabei schon niedrige Dosen aus, wenn sie regelmäßig eingenommen werden. Es wurde bei den Personen, die einen Medikamenten- Kopfschmerz bekommen haben, festgestellt, dass sie mehr zu Depressionen und Angst neigen, als solche, die auch an Kopfschmerzen litten, jedoch keine regelmäßige Angabe über eine Medikamenteneinnahme machten.
Die Haupursache ist, dass sich der Körper an die chemischen Substanzen gewöhnt. Das Nervensystem lernt, dass die Substanzen die Schmerzen verringern, als Folge senkt es seine Schmerzschwelle, weil Schmerzempfinden für unseren Körper eine Schutzfunktion darstellt, damit wir beispielsweise lernen nicht auf eine heiße Herdplatte zu fassen. Es findet also in unserem Nervensystem ein Lernprozess statt und die Schmerzschwelle wir immer niedriger, so dass der Körper nicht schmerzhafte Vorgänge als Schmerz auffasst. Diese Schmerzen führen wieder erneut zu dem Drang, Schmerzmittel zu konsumieren. Damit hat der Körper wieder die Substanz, um die Schmerzschwelle erneut zu senken. Alles in allem ist ein Teufelskreis, den zusätzlich eine große Angst der Betroffenen vor der Pein sehr verstärkt. Das führt dazu, dass der Kopfschmerz im Lebensmittelpunkt steht und sich alles um die Schmerzen und die Medikamente, die die vermeintlich einzige Hilfe darstellen, dreht.
Die Symptome unterscheiden sich nicht stark von migräneartigen Kopfschmerzen oder Spannungskopfschmerzen. Wenn schon ein Medikamenten-Kopfschmerz vorliegt, dann sind die Symptome oft eine Mischform aus beidem oder die Symptome wechseln sich ab.
Verschiedene andere Symptome, wie sie auch für migräneartige Kopfschmerzen typisch sind, begleiten die Kopfschmerzen. Diese sind:
Die Einnahme von Schmerzmittel über Jahre bleibt nicht ohne Folgen. Diese Medikamente haben auch Nebenwirkungen. Sie belasten die Verdauung. Das äußert sich in Magenproblemen, da die Magenschleimhaut auf lange Sicht angegriffen wird. Aber auch das Blutbild verändert sich, viele Schmerzmittel, wie der Wirkstoff Acetylsalicylsäure haben eine blutverdünnende Wirkung. Unter anderem können auch Nieren- und/oder Nervenschäden auftreten. Weiterhin haben die Patienten meistens ein sehr blasses Gesicht und das Gesicht erscheint „grau". Aber diese Merkmale unterscheiden sich stark und sind keine sicheren Kriterien für eine Diagnose.
Für die Diagnose ist es wichtig, die Kopfschmerzen genau zu analysieren. Wie oft treten sie auf? Wann treten sie auf? Wie äußert sich der Schmerz? Aber die wichtigsten Fragen, die es zu beantworten gilt bei Verdacht auf einen medikamenteninduzierten Kopfschmerz (einen durch Medikamente hervorgerufenen Kopfschmerz), ist, wie viele Tabletten im Monat genommen werden. Es ist auch wichtig, welche Schmerzmittel eingenommen werden, da zwar alle Schmerzmittel einen Kopfschmerz auslösen können, aber besonders Mischpräparate diese Wirkung verstärken. Ein Kopfschmerztagebuch kann helfen, diese Fragen korrekt zu beantworten.
Beim medikamenteninduzierten Kopfschmerz ist es nicht selten, dass der Kopfschmerz zum täglichen Begleiter wird. Bei fast 80 Prozent der Patienten ist der Kopfschmerz von morgens bis abends präsent. Der Kopfschmerz tritt meist am ganzen Kopf und beidseitig auf. Es sollten andere Erkrankungen wie Tumore ausgeschlossen werden.
Es ist wichtig, einen Medikamenten-induzierten Kopfschmerz von Migräne oder Spannungskopfschmerz zu unterscheiden.
Merkmale für eine Migräne sind:
Merkmale für Spannungskopfschmerzen sind:
Die einzige Therapie ist der Schmerzmittelentzug. Unter keinen Umständen reicht es aus, die Dosis zu verringern, es muss ein vollständiger Entzug stattfinden. Dieser Entzug kann ambulant oder stationär stattfinden. Die Basis, die unabdingbar ist, ist die Motivation des Patienten. Es ist notwendig, dass der Patient hoch motiviert ist, diesem Teufelskreis zu entkommen. Besonders bei dem ambulanten Entzug ist das Grundlage. Es sollte bei der Entscheidung, ob man einen Entzug stationär oder ambulant macht, darauf geachtet werden, wie lange die Sucht schon besteht und ob beispielsweise ein familiärer Rückhalt geboten ist. Aber auch, wie die Neigung des Patienten zu Depressionen ist.
Bei dem konservativen Entzug werden keine Medikamente gegen die Entzugsbeschwerden gegeben. Es werden sofort am ersten Tag alle Tabletten abgesetzt. Die Beschwerden des Entzuges werden durch viel frische Luft, Spazieren gehen, Ruhe oder auch viel Trinken und Kühlen des Kopfes gemildert.
Die Beschwerden, die bei einem Entzug auftreten, können sehr starke Ausmaße erreichen. Sie sind beispielsweise:
Um die Beschwerden zu mildern, können Medikamente verabreicht werden, die den Entzug nicht verhindern. Es kann zum Beispiel über eine Infusion flüssige Acetylsalicylsäure verabreicht werden oder auch Beruhigungsmittel, leichte Neuroleptika oder ß-Blocker. ß-Blocker sind für migräneartige Kopfschmerzen als vorbeugendes Medikament geeignet und können den ursprünglichen Kopfschmerz im Entzug vermeiden.
Wichtig ist es, nach dem Entzug eingenommene Beruhigungsmittel langsam wieder abzusetzen, damit es nicht zu einem Delirium kommt.
Unterstützt werden kann der Entzug durch alternative Therapien, wie Muskelrelaxation nach Jacobsen oder andere Entspannungsmaßnahmen.
Der wichtigste Punkt ist die Nachsorge. Es muss professionell herausgefunden werden, was der Ursprungskopfschmerz war und wodurch dieser verursacht wurde. Dann ist es wichtig, eine Therapie dagegen mit einem Arzt zu entwickeln, um einen Rückfall zu vermeiden. Manchmal müssen dann wieder Schmerzmittel eingenommen werden, das muss dann unter starker Kontrolle passieren, um eine erneute Sucht zu verhindern.
Unterstützend dabei sind eine allgemeine gesunde Ernährung und gesunde Lebensweisen, wie ausreichend Schlaf. Die Stressbewältigungs- und Entspannungsmaßnahmen können das Leben nach dem Medikamenten-Kopfschmerz positiv beeinflussen und helfen, nicht erneut zu einer Schmerztablette zu greifen.
Die Rückfallquote liegt bei 30 bis zu 50 Prozent während der ersten fünf Jahre nach dem Entzug. Deshalb ist das Ändern einiger Verhaltensweisen nach dem Entzug so wichtig, um einen geregelten und gesunden Tagesablauf zu haben, der einem helfen kann, für immer von den Medikamenten loszukommen.
Letzte Aktualisierung am 13.08.2021.