Unter Balanitis versteht man eine Entzündung der Eichel des Mannes. Hierbei kommt es meist gleichzeitig auch zu einer Entzündung der Vorhaut (Posthitis), was dann zum Krankheitsbild der Balanoposthitis führt. Die Eichelentzündung kann sowohl von Keimen verursacht werden (infektiöse Balanitis), als auch durch mechanisch Reize und Autoimmunprozesse (nicht-infektiöse Balanitis), was jedoch seltener vorkommt.
Es gibt einige Sonderformen der Balanitis, die nicht in das übliche Schema passen, hier aber auch erwähnt werden sollen.
Die kreisförmige Entzündung der Eichel ist ein Leitsymptom für eine andere Erkrankung, den Morbus Reiter. Diese Erkrankung löst Entzündungen im ganzen Körper aus, es bestehen meist zusätzlich zur Eichelentzündung auch noch Entzündungen der Gelenke (Arthritiden), der Bindehäute (Konjunktividen) und der Harnröhre (Urethritis). Morbus Reiter zählt zu den Autoimmunerkrankungen.
Diese Eichelentzündung geht von der Vorhaut aus. Sie verfärbt sich weiß und es entsteht Narbengewebe. Davon kann auch die Eichel mitbetroffen sein. Im schlimmsten Fall verengt sich die Harnröhre, was dann operativ behandelt werden muss. Diese Erkrankung kann außerdem eine Beschneidung notwendig machen.
Diese Art der Eichelentzündung tritt meist nach dem 50. Lebensjahr auf und hat keine ersichtliche Ursache. Im Gewebe finden sich jedoch vermehrt Plasmazellen (Zellen, die Immunstoffe herstellen).
Es gibt sehr viele verschiedene Gründe für eine Entzündung der Eichel.
Zu häufiges Waschen (mehrmals täglich) mit aggressiven Seifen trocknet die Eichel aus, sie wird rissig und Krankheitserreger können leichter eindringen. Diese Art der Entzündung wird häufig mit Pilzinfektionen verwechselt und heißt „Reinlichkeitsbalanitis".
Andererseits kann eine Balanitis auch durch zu seltenes Waschen entstehen. Die Eichel besitzt besondere Talgdrüsen, die ein weißliches Sekret absondern (Smegma). In diesem Sekret können sich Bakterien ansammeln, was dann zur Entzündung führt. Deshalb sollten Eichel und Vorhaut regelmäßig mit Wasser und milder rückfettender Seife gereinigt werden.
Durch eine Vorhautverengung (Phimose) verhindert die Reinigung von bestimmten Teilen der Eichel und erhöht das Entzündungsrisiko. Diese Art der Balanitis tritt vor allem bei Kindern auf, da die Vorhautverengung nach Möglichkeit früh korrigiert wird.
Eine Balanitis kann häufig auch zusätzlich zu anderen, vor allem sexuell übertragbaren Erkrankungen auftreten. Hierbei spielen vor allem Bakterieninfektionen eine Rolle, wie Chlamydien oder Neisseriae gonorrhoeae (Tripper).
Eine Kontakt-Balanitis entsteht, wenn die Eichel bei Kontakt mit chemischen Stoffen reagiert und sich entzündet. Dies kann bei Kondomen passieren, die mit spermienabtötenden Mitteln behandelt wurden.
Bei Diabetes kommt es zum Verschluss kleinster Blutgefäße (Kapillaren). Wenn dies in der Eichel vorkommt, ist die Mikrozirkulation gestört und die lokale Immunabwehr geschwächt. Eine Balanitis ist die Folge.
Verschiedene Hauterkrankungen, wie Psoriasis (Schuppenflechte) können das Risiko für eine Entzündung erhöhen.
Die Balanitis äußert sich mit den typischen Entzündungszeichen.
Durch Entzündungsstoffe, die von Immunzellen vor Ort ausgeschüttet werden, wird die Durchblutung im betroffenen Gebiet gesteigert. Die Eichel, die Vorhaut oder der Penisschaft erscheinen gerötet.
Durch die Entzündungsstoffe werden Schmerzfasern sensibilisiert, die dann stärker auf Reize reagieren. Außerdem entsteht durch die erhöhte Durchblutung ein erhöhter Druck im Entzündungsgebiet, was wiederum den Schmerz verstärkt.
Zusätzlich zu diesen Symptomen kommt es noch zu speziellen, nicht unbedingt entzündungsspezifischen Beschwerden.
Oft kommt es beim Wasserlassen zu einem brennenden, manchmal auch juckenden Gefühl. Außerdem kann die betroffene Stelle wund sein und nässen. Gelegentlich kommt es zum Ausfluss aus der Harnröhre. In einigen Fällen kommt es vor, dass sich, wegen dem geschwächten lokalen Immunsystem, ein Pilz anlagert, wie der häufigste krankheitserregende Hefepilz „Candida albicans".
Aufgrund der vielfältigen verschiedenen Ursachen variiert die Therapiebreite stark. Deshalb muss der Behandlung eine genaue Diagnosestellung vorausgehen.
Die Befragung wird ihren Schwerpunkt vor allem bei sexuellen Partnern und Gewohnheiten haben. Auch andere Erkrankungen (Diabetes, Morbus Reiter) oder Allergien müssen ausgeschlossen werden.
Der Abstrich von der entzündeten Stelle und die anschließende mikrobiologische Untersuchung ermitteln den Erreger der infektiösen Balanitis. Ist ein direkter Nachweis nicht möglich, so muss eine Erregeranzucht erfolgen. Durch die gewonnenen Kulturen können dann Bakterien oder Pilze erkannt werden.
Eine Urinprobe wird vor allem auf Zucker (Hinweis auf Diabetes) und Bakterien untersucht. Eine hohe Konzentration an Bakterien im Urin würde darauf hindeuten, dass die Harnröhre oder eine angrenzende Struktur (z.B. die Prostata) mitbetroffen sind.
In speziellen Fällen werden Gewebeproben entnommen, die dann genauer untersucht werden müssen. Dies wird vor allem bei weißlichen Veränderungen der Vorhaut und der Eichel durchgeführt (Hinweis auf Balanitis xerotica obliterans).
Verschiedene Erkrankungen bieten ein ähnliches Beschwerdebild wie die Balanitis.
Hierbei handelt es sich um die Schleimhautform einer Erkrankung namens Morbus Bowen. Sie stellt eine Präkanzerose (Krebsvorstufe) dar und betrifft vor allem Plattenepithel (z.B. Mund-Rachen-Raum oder Eichel). Es kommt zur begrenzten Rötung der Eichel und zur erhöhten Empfindlichkeit gegenüber Verletzungen. Die Krankheit schreitet langsam voran und metastasiert (streut in andere Organe) in einem Drittel aller Fälle.
Die Kranzfurchenlymphangitis entsteht durch häufigen Geschlechtsverkehr oder auch in Folge einer Balanitis. Es entstehen, zusätzlich zur Rötung, strangartige Falten im unteren Bereich der Vorhaut.
Die Therapie muss sich nach der Ursache der Entzündung richten.
Generell ist auf eine ausreichende, aber nicht übertriebene Intimhygiene zu achten. Der Intimbereich sollte täglich gewaschen werden, jedoch sollten keine scharfen Seifen verwendet werden. Besser sind rückfettende Seifen oder nur lauwarmes Wasser.
Wenn eine bakterielle Infektion vorliegt, wird meist mit antibiotika-haltigen Salben gearbeitet, die direkt auf die entzündete Stelle aufgetragen werden. Besteht auch noch eine Pilzinfektion, müssen zusätzlich pilztötende Cremes verwendet werden. In seltenen Fällen werden solche Entzündungen durch bestimmte Viren verursacht, den Humanen Papilloma-Viren (HPV). Diese stehen im Verdacht, das Krebsrisiko stark zu erhöhen und müssen mit antiviralen Mitteln bekämpft werden (Podophyllotoxin).
Wird die Balanitis durch Autoimmunerkrankungen hervorgerufen, steht die Behandlung dieser meist im Vordergrund. Bei nicht-infektiösen Entzündungen ist die Verwendung von Kortison (meist als Salbe) sinnvoll.
Die Behandlung kann durch Kamille-Sitzbäder unterstützt werden.
Wird die Entzündung durch eine Phimose (Vorhautverengung) ausgelöst, wird eine Operation nötig, da sonst das Risiko einer Chronifizierung der Entzündung besteht. Diese Operation wird meist in lokaler Betäubung durchgeführt.
Die Entzündung heilt bei Behandlung im Normalfall innerhalb einiger Tage vollständig ab. Komplikationen treten vor allem dann auf, wenn Autoimmunprozesse beteiligt sind oder die Entzündungsursache nicht beseitigt werden. Dann kann die Entzündung chronisch werden.
Letzte Aktualisierung am 13.08.2021.