Das Lymphogranuloma inguinale (auch als Lymphogranuloma venereum bezeichnet) ist eine Geschlechtskrankheit, die vor allem durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen wird. Auslöser für diese Krankheit ist eine spezielle Untergruppe von Bakterien, nämlich Chlamydia trachomatis Serotyp L1 bis L3. Die Krankheit äußert sich zuerst an der Eintrittsstelle, um dann auf die regionalen Lymphknoten überzugehen und zum Teil sogar generalisierte Symptome hervorzurufen.
Der beste Schutz vor einer Infektion besteht in der Verwendung von Kondomen, vor allem beim Geschlechtsverkehr mit unbekannten Partnern. Die Krankheit tritt vor allem in wärmeren Ländern bei Menschen mit niedrigerem Sozialstatus auf. Sie wird jedoch häufig von dort eingeschleppt (Sextourismus) und kann dann, unter optimalen Bedingungen, kleine Epidemien in Deutschland auslösen.
Die Ursache für diese Krankheit sind spezielle Bakterien. Anders als „normale" Bakterien können sie sich nur vermehren, wenn sie sich in einer anderen Zelle befinden und diese so manipulieren, dass sie Bakterien herstellt. Genau genommen handelt es sich also um eine Zwischenstufe zwischen Viren und Bakterien. Wenn sich die Bakterien noch außerhalb der Zelle befinden, werden sie als Elementarkörperchen bezeichnet. Dringen sie in eine Zelle ein, lagern sich viele Elementarkörperchen zusammen und bilden ein Einschlusskörperchen, von dem dann die weitere Infektion ausgeht. Sie werden hauptsächlich durch sexuellen Kontakt übertragen, doch auch einfache andere enge Kontakte können eine Ansteckung auslösen. Chlamydien sind besonders anfällig gegen äußere Einflüsse wie Temperaturschwankungen, Trockenheit oder Chemikalien. Deshalb ist ihre Überlebensfähigkeit außerhalb des menschlichen Körpers sehr gering und eine Übertragung findet praktisch nur direkt von Mensch zu Mensch statt.
Die Symptome treten normalerweise nach zwei bis 25 Tagen auf und beginnen an den Genitalorganen. Es können zwei verschiedene Stadien unterschieden werden.
Die Bakterien dringen über Haut- oder Schleimhautzellen in den Körper ein. Die Eintrittspforte wird von den Bakterien stark geschädigt. Es kommt zur Ausbildung einer oder mehrerer kleiner Papeln oder Pusteln. Diese brechen dann in Form einer Ulzeration (Geschwür) auf und verursachen damit zum Teil Schmerzen.
Die Bakterien befallen dann den nächsten Lymphknoten in der Leiste. Dieser vergrößert sich schmerzhaft und wird eitrig. Erfolgt hier keine Therapie, kann die Krankheit chronisch werden.
Der befallene Lymphknoten wird stark geschädigt oder sogar komplett zerstört. Die Lymphbahnen, die durch ihn hindurchlaufen, können verschlossen werden. Es kommt zum Lymphstau in den vorgeschalteten Körperteilen. Das äußert sich meist in einer Schwellung der Genitalregion (Penis und Hoden), teilweise auch des Beins. Dazu kommen oft Allgemeinsymptome wie Fieber, Schüttelfrost oder schmerzende Gelenke.
Hierbei wird geklärt, ob und wann der Patient Risikoregionen besucht hat und ob eine Ansteckung möglich gewesen ist. Außerdem sollte auch der feste Sexualpartner ermittelt und behandelt werden, um eine gegenseitige Ansteckung (Ping-Pong-Infektion) zu vermeiden.
Die körperliche Untersuchung startet am Penis. Die Eintrittsstelle der Bakterien wird begutachtet und es werden unter Umständen Gewebeproben (Biopsien) entnommen. Dann wird die Genitalregion im Ganzen betrachtet. Dabei wird vor allem darauf geachtet, ob eine Schwellung vorliegt. Auch die Beine müssen darauf untersucht werden. Dann werden die Leistenknoten aufgesucht und abgetastet. Hier muss auf Vergrößerung der Lymphknoten geachtet werden. Vergrößerte Lymphknoten geben einen Hinweis auf aktuelle oder schon abgelaufene Entzündungsreaktionen. Sie müssen bei Verdacht auf Lymphogranuloma inguinale genauer untersucht werden.
Im Labor können verschiedene Materialien untersucht werden. Es kann beispielsweise Flüssigkeit aus Pusteln (wenn diese noch bestehen) auf Erreger untersucht werden. Das gleiche passiert mit eitriger Flüssigkeit, die durch eine Punktion aus befallenen Lymphknoten gewonnen werden kann. Auch Gewebeproben können untersucht werden. Es wird vor allem Gewebe aus der Eintrittspforte der Bakterien (Geschwür) oder aus befallenen Lymphknoten untersucht. Das Hauptaugenmerk liegt hierbei auf der Entdeckung von Bakterien-DNA (Erbgut). Diese kann mit speziellen Methoden (wie PCR) vervielfältigt und besser untersucht werden.
Das Lymphgranuloma inguinale muss vor allem gegen andere Geschlechtskrankheiten abgegrenzt werden. Vor allem das Geschwür am Penis kann für viele andere Krankheiten sprechen.
Bei Infektion mit Treponema pallidum entsteht als eines der ersten Symptome eine Papel, die dann geschwürartig aufbricht und starke Schmerzen hervorrufen kann. Eine Unterscheidung zum Lymphgranulom kann im frühen Stadium nur durch das Labor geschehen. In späteren Stadien geben die spezifischen Symptome Hinweise auf die richtige Diagnose.
Diese Krankheit wird durch Viren (Herpes-Viren) verursacht, deshalb unterscheidet sich die Behandlung grundsätzlich von der Chlamydien-Behandlung und eine genaue und schnelle Differentialdiagnose ist sehr wichtig. Bei Herpes genitalis kommt es zu mehreren Ulzerationen (Geschwüren), die meist von einem entzündlich-roten Hof umgeben sind.
Die Behandlung des Lymphgranuloma inguinale wird hauptsächlich medikamentös durchgeführt. Wichtigstes Mittel hierbei ist natürlich das Antibiotikum. Es gibt jedoch viele verschiedene Antibiotika-Arten, die alle eine andere Wirkweise aufweisen.
Penicillin und Cephalosporine beispielsweise behindern den Aufbau der Bakterienhülle. Dadurch kann das Bakterium nicht mehr wachsen und auch keine Teilungen mehr durchführen. Es gibt jedoch einige Bakterienstämme, die bestimmte Enzyme (Penicillinasen, Betalaktamasen) produzieren, die das Penicillin spalten und damit unwirksam machen, bevor es selbst das Bakterium angreifen kann. Zu dieser Gruppe von Bakterien gehören auch die Chlamydien. Deshalb werden sie mit Antibiotika behandelt, die das Erbgut der Bakterien angreifen. Gut wirken hier Tetrazykline oder Makrolide (wie Erithromycin).
Die Therapie sollte mindestens drei Wochen dauern. In dieser Zeit sollte auf Geschlechtsverkehr verzichtet werden, auch sehr enger Kontakt (wie Schlafen im selben Bett) sollte eingeschränkt werden. Der Partner des Betroffenen sollte auch untersucht und gegebenenfalls mitbehandelt werden.
Bei rechtzeitiger Antibiotikabehandlung heilt die Erkrankung meist nach zwei bis drei Wochen vollständig ab. Wenn keine Behandlung erfolgt, können schwere Lymphabflussstörungen bestehen bleiben.
Letzte Aktualisierung am 17.08.2021.