Herpes genitalis ist eine sexuell übertragene Krankheit, die durch Viren ausgelöst werden. Das Herpes-simplex-Virus 2 (Humanes-Herpes-Virus 2, HHV2, HSV2) benutzt als Eintrittspforte in den Körper meist die Genitalschleimhaut, manchmal beginnt die Infektion aber auch im Anal- oder Mundbereich. Es ist der Hauptverursacher dieser Krankheit.
Die Viren vermehren sich erst in den Zellen der Schleimhäute, bevor sie dann über die entsprechenden Nervenfasern ins Rückenmark wandern. Nach der ersten Infektion können die Viren in den Zellen des Rückenmarks lebenslang verbleiben und unter gewissen Umständen erneut einen Krankheitsausbruch auslösen.
Diese Art der Herpesviren kann theoretisch fast alle Schleimhäute befallen, die Präferenz liegt jedoch eindeutig im Genitalbereich. Der Grund hierfür sind anscheinend die Rückenmarksnervenzellen, die für die Genitalien zuständig sind. Sie sind besonders geeignet für die „Beherbergung" der Krankheitserreger.
Herpes genitalis ist eine Krankheit, deren Durchseuchung mit Beginn der Pubertät 15 Prozent in Mitteleuropa beträgt. Grund hierfür ist die steigende sexuelle Aktivität in diesem Alter. In ganz Europa sind etwa 50 bis 60 Prozent aller Menschen mit Herpes-Viren infiziert.
Die Herpesviren werden vor allem sexuell übertragen. Die Erkrankung wird vor allem durch Herpes-simplex-Virus 2 ausgelöst. Es kommt jedoch auch immer häufiger zur Infektion durch Herpes-simplex-Virus 1. Diese Untergruppe löst normalerweise Lippenherpes aus. Vor allem in Amerika steigt die Zahl der durch HSV1 ausgelösten Fälle stark an.
Die Übertragung der Viren (HSV1 und HSV2) erfolgt durch direkten Schleimhautkontakt. Die Viren sind sehr empfindlich gegen Umwelteinflüsse wie Trockenheit, Temperaturschwankungen und UV-Strahlung. Deshalb kann die Übertragung fast nur direkt erfolgen. Eine Sonderform stellt Herpes neonatorum dar. Hierbei wird das Kind während der Geburt durch Schleimhautkontakte im Geburtskanal der erkrankten Mutter befallen. Diese Form des Herpes stellt einen lebensbedrohlichen Zustand dar.
Im Regelfall wird das Virus jedoch sexuell übertragen. Nach Infektion mit den Viren kommt es ungefähr 20 Tage lang zu keinen Symptomen (Inkubationszeit). In dieser Zeit erfolgt meist die Übertragung des Virus auf andere. Es gibt einige Faktoren, die eine Infektion mit Herpesviren begünstigen.
Die Beschwerden treten vor allem bei der Erstinfektion auf. Bei Wiederaufflammen (Rezidiv) der Erkrankung sind sie oft abgeschwächt. Es kann bis zu 20 Tage dauern, bis die Symptome erkannt werden.
Die Diagnose kann meist schon durch einen Blick anhand der typischen Symptome gestellt werden. Um ganz sicher zu gehen sollten aber noch einige Untersuchungen durchgeführt werden.
Die Befragung des Patienten muss abklären, wo eine Ansteckung erfolgt sein könnte und welche Personen außerdem noch betroffen sein könnten. Diese sollten dann mitbehandelt werden. Auch der feste Partner sollte mituntersucht werden, um eine Infektion auszuschließen.
Die Bläschen können ohne weitere Maßnahmen begutachtet werden. Wichtig ist hier vor allem, auf das Verteilungsmuster zu merken. Bei Herpes genitalis liegen die Bläschen in Gruppen an Penisschaft und Hodensack. Auch die Leistenlymphknoten können ertastet werden, um das Ausmaß der Infektion abzuschätzen.
Bei der Untersuchung des Bläscheninhalts oder eines Biopsats (Gewebeprobe) werden die Erreger aus dem entnommenen Material angezüchtet. Dieser direkte Erregernachweis gelingt im Fall der Herpes-simplex-Viren innerhalb von wenigen Tagen.
Die Ergebnisse der Blutuntersuchung sind nicht aussagekräftig. Antikörper gegen Herpesviren finden sich, aufgrund der hohen Präsenz in der Bevölkerung, auch bei Gesunden häufig. Sie kann jedoch ergänzend zu den anderen Untersuchungen durchgeführt werden.
Obwohl das Beschwerdebild des Herpes genitalis sehr charakteristisch ist, können andere Geschlechtserkrankungen doch ähnliche Symptome verursachen.
Die Behandlung des Herpes genitalis erfordert verschiedene Ansätze.
Die Hauterscheinungen können durch Cremes mit Zinksulfat gelindert werden. Auch das Baden in Sole und verschiedene Ölgele verschaffen Linderung. Diese Mittel wirken allerdings nur gegen die Symptome, die Viren selbst müssen mit Medikamenten bekämpft werden.
Diese Viren vermehren sich in den Zellen des Menschen. Sie benutzen zelleigene Enzyme, die aus der viralen DNA (Erbgut) neue Viren zusammenbauen. Außerdem wird die DNA der Viren von viralen Enzymen vervielfältigt. Das ist der Ansatzpunkt der antiviralen Therapie. Die antiviralen Medikamente bestehen aus DNA-Bausteinen, die nur von den viralen Enzymen verwendet und nur in die virale DNA eingebaut werden. Diese Bausteine wurden jedoch so manipuliert, dass sie unvollständig sind und ein weiterer Zusammenbau der DNA nicht mehr möglich ist. Damit wird die Entstehung neuer Viren verhindert. Solche Wirkstoffe sind beispielsweise Aciclovir (wird auch gegen Lippenherpes eingesetzt) oder auch Penciclovir. Wegen der besseren Wirksamkeit werden sie nicht als Salben aufgetragen, sondern in Tablettenform eingenommen. Bei sehr schweren Krankheitsverläufen kann eine stationäre Behandlung im Krankenhaus nötig werden. Die antiviralen Medikamente werden dann intravenös (über einen Tropf in die Vene) verabreicht.
Die Behandlung muss so früh wie möglich erfolgen, da sich die Prognose nach dem Beginn der Therapie richtet. Viren, die sich schon in den Rückenmarksnervenzellen festgesetzt haben, werden von den Medikamenten nicht mehr erreicht und können jederzeit neue Ausbrüche der Krankheit auslösen.
Zusätzlich zu den Medikamenten, die gegen die Viren wirken, können auch Schmerzmittel verabreicht werden, um die Beschwerden zu lindern.
Die Viren verbleiben lebenslang im Körper und können jederzeit neue Krankheitsausbrüche hervorrufen. Die Zahl der Ausbrüche ist verschieden. In einigen Fällen tritt jahrelang kein erneuter Ausbruch auf, in anderen kann es mehrmals im Jahr zu Beschwerden kommen. Im Allgemeinen treten bei Infektion mit HSV2 häufiger diese Rezidive auf als bei HSV1, doch inwiefern andere Gegebenheiten Einfluss darauf haben, ist noch nicht geklärt.
Letzte Aktualisierung am 16.08.2021.