Eine Hydrozele ist zunächst ganz allgemein eine Ansammlung klarer Flüssigkeit in einer vorbestehenden Höhle. Meist wird dieser Begriff jedoch gleichgesetzt mit der Hydrozele des Hodens (Hydrocele testis), bei der sich diese Flüssigkeit im Spaltraum zwischen zwei Blättern der Hodenhüllen ansammelt. Sie ist die häufigste Ursache für Vergrößerungen des Hodensacks.
Man unterscheidet zwei Arten von Hydrozelen:
Die Ursache der angeborenen Hydrozelen ist meist eine verminderte Resorption der auch beim Gesunden in kleinen Mengen gebildeten klaren (serösen) Flüssigkeit. Sie bilden sich oft innerhalb des ersten Jahres spontan zurück und treten häufig mit Leistenbrüchen kombiniert auf.
Erworbene Hydrozelen hingegen entstehen entweder ohne erkennbaren Grund (idiopathische Form) oder infolge von Entzündungen, Tumoren oder Verletzungen (symptomatisch Form).
Meistens verursachen Hydrozelen neben einer Vergrößerung des Hodensacks keine Beschwerden, allerdings kommen Einblutungen (dann spricht man von einer Hämatozele) und Eiterbildungen (Pyozele) vor, die dann Schmerzen, Druck und Schweregefühl verursachen können.
Aufgrund der meist recht großen Flüssigkeitsmenge (normalerweise über 300 ml) kann eine druckbedingte Schrumpfung (Atrophie) des Hodens eintreten.
Der Arzt kann eine Hydrozele bereits durch Abtasten des Hodensacks manchmal gegenüber anderen Veränderungen des Hodens abgrenzen, da sich die Flüssigkeit sozusagen um den Hoden legt, so dass der Arzt diesen nicht mehr tasten kann.
Ist allerdings die Flüssigkeitsmenge relativ gering, so bleibt der Hoden tastbar, so dass dieses Diagnosekriterium nicht allzu sicher ist.
Bei der so genannten Diaphanoskopie wird der Hodensack mit einer Art Taschenlampe durchleuchtet, wobei die Flüssigkeit das Licht durchscheinen lässt (im Gegensatz zu z.B. einem Tumor).
Auch kann der Arzt den Hodensack mit einem Ultraschallgerät untersuchen, was einen sichere Diagnose und damit den Ausschluss eines Tumors erlaubt. Wie auch die Diaphanoskopie ist diese Untersuchung schmerzlos.
Die wichtigste Differentialdiagnose bei jeder Art der Hoden- und Hodensackvergrößerung sind Hodentumoren. Außerdem können sich hinter einer vermeintlichen Hydrozele auch Spermatozelen (Samenbrüche) und Varikozelen (Krampfaderbrüche) verbergen.
Auch so genannte Hernien, also Bauchwandbrüche, können eine Schwellung des Hodensacks verursachen, wenn sich der Bruchsack in den Hodensack schiebt. Dieses Krankheitsbild wird dann auch als Skrotalhernie (von Skrotum = Hodensack) bezeichnet.
Eine Operation ist nur dann zu empfehlen, wenn durch die Hydrozele Beschwerden entstehen. Ansonsten ist meist keine Therapie erforderlich.
Bei der sekundären Form genügt es außerdem häufig, die Grunderkrankung zu behandeln.
Zur Druckentlastung kann eine Punktion der Hydrozele durchgeführt werden, d.h. es wird mit einer Nadel die Flüssigkeit abgesaugt. Da dies allerdings nur sehr selten zu einem dauerhaften Erfolg führt, ist diese Maßnahme nur dann zu empfehlen, wenn ein besonderes Risiko bei Operationen besteht wie bei sehr alten Menschen. Ansonsten ist zu einer offenen Operation zu raten.
Die Operation erfolgt in Spinal- oder Vollnarkose. Es wird ein kleiner Schnitt in den Hodensack vorgenommen, dann wird die Hydrozele eingeschnitten, damit die in ihr befindliche Flüssigkeit ablaufen kann. Danach stehen drei Methoden zur Verfügung:
Die Wände der Hydrozele werden um den Hoden geschlagen und auf der dessen anderer Seite vernäht.
Ein Teil der Hydrozelenwand wird herausgeschnitten; der verbleibende Rest wird zur Blutstillung fortlaufend umstochen.
Die Hydrozelenwand wird durch so genannte Raffnähte verkleinert.
Während oder nach der Operation kann es zu Blutungen kommen, des Weiteren können Wundinfektionen und auch Heilungsstörungen auftreten; auch eine allergische Reaktion auf das verwendete Narkosemittel ist möglich.
In Ausnahmefällen kann es zum Verlust des Hodens kommen.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
Hydrozelen haben eine gute Prognose (nur bei weniger als fünf Prozent der Fälle bringt eine Operation keine dauerhafte Besserung).
Letzte Aktualisierung am 12.07.2021.