Es gibt vor allem drei verschiedene Mykoplasma-Typen, die für den Menschen relevant sind:
Mykoplasma pneumoniae wird durch Tröpfcheninfektion weitergegeben und löst Lungenentzündungen aus. Dieses Bakterium soll hier nicht besprochen werden.
Die Infektion mit Mykoplasmen zählt zu den Geschlechtskrankheiten. Mykoplasmen sind spezielle Bakterien. Sie besitzen, im Gegensatz zu allen anderen Bakterienarten, keine Zellwand. Penicilline und Cephalosporine sind jedoch Antibiotika, die auf die Zellwandsynthese Einfluss nehmen. Sie zeigen bei Mykoplasmen daher keine Wirkung, weshalb diese Infektion mit anderen Mitteln bekämpft werden muss. Diese Bakterien sitzen auch beim Gesunden auf Haut und Schleimhäuten und lösen normalerweise keine Erkrankung aus. Wenn eine Abwehrschwäche besteht, können sie Beschwerden hervorrufen. Die Mykoplasmen sind winzig und können sich optimal an die Zellwände der Haut- und Schleimhautzellen anlagern. Sie sitzen bei fast der Hälfte aller Männer auf der Genitalschleimhaut, ohne Symptome zu verursachen. Sogar bei 95 Prozent aller Männer existieren Antikörper gegen diese Bakterien im Blut. Das bedeutet, dass fast jeder schon mit diesen Bakterien in Berührung gekommen ist.
Die Übertragung der Mykoplasmen selbst erfolgt vor allem durch ungeschützten Geschlechtsverkehr mit infizierten Personen. Auch eine Infektion während des Geburtsvorgangs ist denkbar. Die Bakterien sitzen auf der Genitalschleimhaut und werden während der Geburt auf das Kind übertragen. Hierbei kann es zum Befall vieler verschiedener Stellen kommen (Bindehaut, Haut, Genitalien).
Das Vorhandensein von Mykoplasmen löst aber im Allgemeinen noch keine Reaktion aus. Damit die Bakterien eine Krankheit auslösen können, muss normalerweise gleichzeitig eine lokale oder eine generalisierte Abwehrschwäche bestehen.
Hier spielen vor allem andere Krankheitserreger eine Rolle. Sie können das lokale Immunsystem so schädigen, dass die Mykoplasmen sich ungehindert verbreiten können. Auslöser hierfür sind vor allem andere Geschlechtskrankheiten (wie Gonorrhoe) und Antibiotikabehandlungen. Die Behandlung mit Antibiotika (vor allem mit Penicillin) schädigt die natürlicherweise vorkommende Bakterienflora, die ein Eindringen von „fremden" Keimen behindert. Da Mykoplasmen aber von Penicillin nicht angegriffen werden können, überleben sie und können leichter in den Körper eindringen.
Diese Schwächung wird vor allem durch andere Krankheiten hervorgerufen. Das beste Beispiel an dieser Stelle ist sicherlich AIDS, das durch HI-Viren ausgelöst wird. Die Viren greifen bestimmte Abwehrzellen an und zerstören sie in großer Zahl. Dadurch wird die gesamte Abwehr des Körpers geschwächt und selbst Keime, die normalerweise keine Wirkung auf den Körper haben, lösen schwere Krankheitsbilder aus.
Die ersten Symptome, die von Mykoplasmen ausgelöst werden, sind verschiedene Entzündungen und damit sehr unspezifisch.
Bei diesen Entzündungen kommt es vor allem zu Problemen beim Wasserlassen. Die Urethritis (Harnröhrenentzündung) löst zusätzlich zu Schmerzen und Brennen beim Urinieren auch noch eine verminderte Stärke des Harnstrahls aus. Die Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) fällt unter anderem durch starke Schmerzen im Bereich des unteren Rückens auf.
Auch hier kann es zu Schmerzen und Problemen beim Wasserlassen kommen. Zusätzlich kommt es aber auch noch zu Schmerzen während der Ejakulation und teilweise eitrigem Ausfluss aus der Harnröhre.
Wird die Infektion in diesem Stadium nicht behandelt, kann es zu Symptomen des ganzen Körpers kommen. Aber auch diese Beschwerden geben keinen direkten Hinweis auf eine Mykoplasmen-Infektion.
Hierbei werden gegen die eingedrungenen Erreger Stoffe gebildet, die im Gehirn eine Veränderung der Temperatureinstellung vornehmen. Die gesamte Körpertemperatur steigt. Dadurch werden vermehrt Abwehrzellen aktiviert und die Infektion bekämpft.
Durch Streuung der Erreger und der bekämpfenden Stoffe kann es zu lokalen Entzündungen an verschiedenen Körperstellen kommen. Die Reiter-Trias (tri = drei) besteht aus Konjunktivitis (Bindehautentzündung) Arthritis (Gelenkentzündung) und Urethritis (Harnröhrenentzündung).
Die Diagnose gestaltet sich schwierig. Mykoplasmen können bei vielen Menschen nachgewiesen werden, ohne dass diese Beschwerden verursachen. Beim Nachweis der Mykoplasmen bei einem Erkrankten ist es nicht sicher, dass diese auch wirklich krankheitsauslösend sind. Vor allem auch deshalb, weil die Symptome, die von Mykoplasmen hervorgerufen werden, sehr unspezifisch sind und auf eine Reihe von anderen Erkrankungen hinweisen können. Die Diagnostik sollte deshalb immer auch mögliche Nebenerkrankungen aufklären.
Wichtig ist hier vor allem, ob und wann ungeschützter Geschlechtsverkehr stattgefunden hat. Dabei sollte auch immer der Geschlechtspartner befragt und mituntersucht werden. Auch auf andere Geschlechtskrankheiten (v.a. Gonorrhoe) sollte geachtet werden.
Im Labor werden Abstriche aus der Harnröhre und gegebenenfalls Urin untersucht. Der Nachweis von Mykoplasmen beweist aber noch nicht, dass diese auch die Krankheit ausgelöst haben. Es müssen vor allem andere Erkrankungen ausgeschlossen werden.
Die Mykoplasmen-Infektion löst sehr unspezifische Symptome aus. Deshalb gibt es viele andere Erkrankungen, die ähnliche Beschwerden auslösen.
Die Tripper-Erkrankung löst im Frühstadium eine Harnröhrenentzündung aus, später kommt es zu Prostataentzündung und Reiter-Trias. Die gleichen Symptome werden auch durch die Mykoplasmen ausgelöst. Eine Unterscheidung kann relativ sicher durch die Untersuchung des Abstrichs getroffen werden. Kann aus dem Abstrich das Bakterium „Neisseria gonorrhoeae" isoliert werden. so handelt es sich höchstwahrscheinlich um Gonorrhoe.
Die akute Prostataentzündung kann durch verschiedene Bakterien ausgelöst werden. Mykoplasmen bedürfen einer besonderen Antibiotikatherapie, während die meisten anderen Bakterien mit Penicillin behandelt werden können. Eine Anzucht der Erreger aus Biopsiematerial (Gewebeproben) oder Abstrichen ist unbedingt erforderlich, um die richtige Therapie zu finden.
Die Behandlung von Mykoplasmen erfolgt, wie bei allen Bakterien, mit Antibiotika. Da die Mykoplasmen keine Zellwand besitzen, können Penicillin und Cephalosporine nicht verwendet werden. Ursprünglich wurden Antibiotika fast nur durch Pilze und bestimmte Bakterien gebildet, um andere Bakterien abzutöten und die eigenen Überlebenschancen zu steigern. Mittlerweile werden die meisten antibiotischen Substanzen synthetisch (künstlich) hergestellt. Deshalb existiert ein breites Spektrum an verschiedenen Wirkstoffen, die gegen Mykoplasmen verwendet werden können. Wirkungsvoll sind hier vor allem Stoffe, die das Erbgut der Bakterien angreifen wie Tetrazykline, Makrolide oder Rifamycine. Auch der Sexualpartner sollte dieser Antibiotikatherapie unterzogen werden, um eine gegenseitige Ansteckung zu vermeiden (Ping-Pong-Infektion).
Wenn die Beschwerden sehr stark ausgeprägt sind, muss eventuell eine symptomatische Therapie ergänzend hinzugezogen werden. Vor allem Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente können kurzfristig Abhilfe verschaffen.
Die Mykoplasma-Infektion kann mit den richtigen Antibiotika gut behandelt werden. Es entsteht jedoch keine Immunität gegen diese Erreger, so dass es immer wieder zu neuen Infektionen kommen kann. Wichtig ist auch, dass Begleitinfektionen erkannt werden, da diese oft schlimmer sind als die Infektion mit Mykoplasmen.
Letzte Aktualisierung am 17.08.2021.