Die Induratio penis plastica ist eine Erkrankung, die im Laufe des Lebens erworben wird. Im Gegensatz dazu gibt es auch eine angeborene Form der Penisverkrümmung (kongenitale Penisverkrümmung), die jedoch andere Ursachen und einen anderen Verlauf aufweist.
Die erworbene Penisverkrümmung (Induratio penis plastica) tritt vor allem in höherem Alter auf und betrifft ungefähr drei Prozent aller Männer einmal im Leben. Die Verkrümmung wird durch Veränderungen des Bindegewebes im Penis ausgelöst und tritt nur im erigierten Zustand auf.
Die Erektion des Mannes ist ein komplexer Vorgang, der jedoch auf einfachen mechanischen Prinzipien beruht. Der Penis ist von zwei Schwellkörpern durchzogen. Diese werden mit Blut durchströmt und ähneln verwinkelten Kammern. Das arterielle Adersystem füllt diese Kammern, das venöse System führt das Blut wieder ab. Bei Erregung lösen verschiedene Stoffe eine Verengung der Venen aus, was dann dazu führt, dass die Schwellkörperkammern mit Blut gefüllt werden und sich ausdehnen. Durch diese Ausdehnung wird eine derbe Haut, die um die Kammern herum liegt, gespannt. Durch den Druck dieser Haut wird dann das venöse System ganz verschlossen und eine gleichmäßig starke Erektion prägt sich aus.
Durch Plaques (Ablagerungen), die sich meist an der Penisoberseite bilden, kann sich die Erektion nicht mehr gleichmäßig ausbreiten, da die derbe Haut (Tunica albuginea) mitbetroffen ist. Die Folge ist ein Abknicken des Penis zu einer Seite. Im fortgeschrittenen Stadium können diese Plaques verkalken, was eine Verschlechterung der Symptomatik nach sich zieht.
Die Entstehungsgründe für die Induratio penis plastica sind nicht vollständig bekannt. Es wird jedoch angenommen, dass die typischen Ursachen für Ablagerungen in Arterien (vor allem Cholesterin) keinen Einfluss auf die Induratio haben.
Kleine Verletzungen (Mikrotraumen) verändern das Bindegewebe nachhaltig. Es bildet sich Narbengewebe, das eine andere Zusammensetzung und Dichte besitzt und so die Induratio auslösen kann. Verstärkt wird die Symptomatik, wenn zusätzlich Wundheilungsstörungen bestehen (z.B. bei Diabetes).
Die Erkrankung tritt familiär gehäuft auf, weshalb auch vererbbare Faktoren für diese Krankheit vermutet werden.
Die Induratio penis plastica tritt in jedem dritten Fall zusammen mit anderen Erkrankungen des Bindegewebes auf. Vor allem Morbus Dupuytren und Morbus Ledderhose werden häufig in Zusammenhang mit der Induratio beobachtet. Bei beiden Erkrankungen kommt es zur Verkürzung und Verdickung von Sehnenplatten. Morbus Dupuytren betrifft dabei die Hand, während Morbus Ledderhose die Füße angreift.
Die größte Einschränkung, die mit dieser Erkrankung einhergeht, liegt sicherlich im sexuellen Bereich, was besonders durch die Symptome zum Ausdruck kommt.
Am oberen Penisschaft, meist am Übergang zwischen Schaft und Eichel, fällt eine tastbare Verhärtung auf. Diese ist durch die Bildung von Ablagerungen bedingt und löst die Verkrümmung aus.
Die Verkrümmung des Penis besteht nicht im Normalzustand. Sie tritt nur bei Erektion auf und ist, vor allem am Anfang der Erkrankung, mit Schmerzen verbunden. Diese Schmerzen resultieren aus den geänderten Druckverhältnissen im Penis und nehmen normalerweise im Verlauf der Krankheit ab.
Am Anfang der Erkrankung ist sexueller Kontakt erschwert, da eine Erektion starke Schmerzen auslösen kann. Im weiteren Verlauf kann es zu Erektionsstörungen kommen. Diese können durch die Krankheit selbst ausgelöst werden. Häufig werden diese Störungen aber auch von psychischen Problemen ausgelöst, die durch die Krankheit entstehen. Hier sollte eine Psychotherapie in Anspruch genommen werden.
Bei starker Ausprägung der Induratio penis plastica kann der Penis sogar so stark verkrümmt sein, dass ein Eindringen in die Scheide unmöglich ist.
Die Diagnose der Erkrankung sollte durch einen erfahrenen Urologen gestellt werden.
Im Patientengespräch werden vor allem frühere Erkrankungen im Bauch-Becken-Bereich erfragt. Auch das Bestehen der angeborenen Penisverkrümmung muss ausgeschlossen werden, da die Behandlung hier anders ausfallen würde. Zuletzt sollte auch noch auf die aktuellen Beschwerden eingegangen werden, vor allem auf Beginn und Verlauf der Krankheit.
Um diese Untersuchung durchführen zu können, muss in der Arztpraxis künstlich eine Erektion hervorgerufen werden. Dies kann zum einen durch die Injektion verschiedener Medikamente geschehen, zum anderen kann aber auch eine Vakuumpumpe helfen.
Dann wird eine Ultraschalluntersuchung des erigierten Penis durchgeführt, um die Durchblutung des Glieds und die Größe und Lage der Ablagerungen zu beurteilen.
Eine Weichteilröntgenuntersuchung gibt Aufschluss über die Lage und die Dichte der Plaques. Diese Untersuchung ist jedoch mit einer hohen Strahlenbelastung für die Hoden verbunden. Die Hoden sind für die Produktion der Spermien verantwortlich. Radioaktive Strahlung kann diesen Prozess schädigen. Deshalb sollte diese Untersuchung nicht bei jüngeren Männern durchgeführt werden.
Besteht der Verdacht einer Krebserkrankung, muss eine MRT (Magnetresonanz-Tomographie) des erigierten Penis durchgeführt werden. Hierbei kann dann meist zwischen gutartiger Bindegewebswucherung (Induratio penis plastica) und einer bösartigen Veränderung (Krebs) unterschieden werden.
Es gibt eine Erkrankung, gegen die man eine relativ harmlose Induratio penis plastica unbedingt abgrenzen muss.
Im Anfangsstadium des Peniskrebs sind hauptsächlich Verhärtungen zu spüren. Diese Verhärtungen stellen bösartig verändertes Gewebe dar, das meist im Bereich der Eichel und der Vorhaut liegt. In seltenen Fällen tritt es aber auch im Bereich des Penisschafts auf, dann muss eine genaue Trennung zwischen Induratio penis plastica und Peniskrebs erfolgen, da Krebs meist großzügig operativ entfernt wird. Eine sichere Unterscheidung kann vor allem durch eine Biopsie getroffen werden. Hier werden kleine Teile der knotigen Erweiterungen entfernt und mikroskopisch untersucht. Werden entartete Zellen erkannt, handelt es sich um Krebs, und dieser muss schnellstmöglich behandelt werden.
Es stehen mehrere Therapieverfahren zur Auswahl. In 30 Prozent der Fälle bildet sich die Induratio penis plastica auch ohne Behandlung spontan wieder zurück.
Eine Therapie, die vor allem versucht, die Schmerzen zu lindern, ist die extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT). Sie wird nicht zu den Standardtherapien gezählt, da sie am Bestehen der Induratio nichts ändert. Die Therapie erfolgt mittels hochfrequenter Schallwellen, die auch zum Zertrümmern von Gallen- und Nierensteinen verwendet werden können.
Auch eine Strahlentherapie lindert hauptsächlich die Schmerzen, die durch die Induratio penis plastica ausgelöst wurden. Sie verschlechtert jedoch die Heilungschancen bei einer Operation, deshalb sollte ihr Einsatz sorgfältig abgewägt werden.
Die Therapie der Induratio penis plastica wird zuerst medikamentös durchgeführt.
Ein gut erprobtes Mittel stellt das Paraminobenzoat dar. Hierbei handelt es sich um eine Vorstufe von Vitamin B. Bei noch nicht verkalkten Ablagerungen wurden schon gute Erfolge erzielt. Der Fortschritt der Krankheit kann gestoppt werden und teilweise kann sogar eine Heilung eintreten. Dieses Medikament kann vom Patienten selbst in Form von Tabletten eingenommen werden.
Eine andere Möglichkeit ist die lokale Injektion (Einspritzen) verschiedener Wirkstoffe. Hierbei kommen vor allem Entzündungshemmstoffe (wie Interferon alpha) oder blutdrucksenkende Medikamente (wie Kollagenasen, Verapamil) zum Einsatz. Die Injektion in den Penis ist aber im Allgemeinen sehr schmerzhaft.
Die operative Behandlung sollte als letzter Ausweg angesehen werden. Sie wird erst durchgeführt, wenn sich der Zustand der Induratio penis plastica seit sechs Monaten nicht verändert hat. Wird die Operation zu früh durchgeführt, kann sich nach der Operation wieder eine erneute Verkrümmung einstellen.
Die Art der Operation sollte individuell auf jeden einzelnen Fall abgestimmt werden. Ein generelles Operationsschema anzulegen wäre ein schwerer Fehler.
Bei manchen Plaqueentfernungen kann es zur erektilen Dysfunktion (Impotenz) kommen. Dann kann es unter Umständen sinnvoll sein, eine Penisprothese einzusetzen.
Die Prognose dieser Krankheit ist im Allgemeinen sehr gut. Bei ungefähr einem Drittel dieser Erkrankungen kommt es zu spontaner Heilung innerhalb eines Jahres.
Die Induratio penis plastica spricht im Normalfall auch gut auf Medikamente an, so dass eine Operation selten nötig ist.
Letzte Aktualisierung am 17.08.2021.