Unter dem Begriff Peniskrebs werden verschiedene Krebsarten zusammengefasst, die alle am Penis auftreten. Die Art des Krebses richtet sich nach den Zellen, die betroffen sind. Am Penis können Plattenepithelkarzinome (vor allem im Eichel- und Vorhautbereich), maligne Melanome (vor allem am Schaft) und weitere Weichteiltumore entstehen. Am häufigsten (zu 95 Prozent) kommt es zu Plattenepithelkarzinomen. Der Peniskrebs befällt vor allem ältere Männer im Alter zwischen 60 und 70 Jahren. Wird er früh genug erkannt, hat er eine gute Heilungsprognose. Pro Jahr erkranken etwa 600 Männer neu an dieser Krankheit, sie betrifft einen von 100.000 Männern.
Peniskrebs kann, je nach Schweregrad, in fünf verschiedene Stadien eingeteilt werden. Stadium 0, 1 und 2 sind Stadien, in denen der Krebs noch auf den Penis beschränkt ist, in Stadium 3 und 4 sind bereits umliegende Lymphknoten befallen.
Die Entstehung von Krebs ist im Allgemeinen noch nicht vollständig verstanden. Zellen teilen sich regelmäßig und verdoppeln davor ihr Erbgut (die DNA), damit es gleichmäßig auf beide neu entstandenen Zellen aufgeteilt werden kann. Wenn es bei dieser Vervielfältigung zu Fehlern kommt, entstehen Mutationen und die Zellen wachsen und teilen sich unter Umständen immer weiter, bis lebenswichtige Organe und Zellen verdrängt werden. Normalerweise gibt es einige Schutzmechanismen, die vor der Krebsentstehung schützen. Zum einen wären da bestimmte Proteine in der Zelle, die sofort die Teilung stoppen, wenn Fehler auftreten. Zum anderen gibt es in jeder Zelle einen „Schalter", der bei massiven DNA-Fehlern umgelegt wird und die Zelle dann komplett zerstört. Für die Tumorentstehung müssen jedoch nicht nur diese Schutzmechanismen überwunden werden. Auch das Immunsystem bekämpft jeden Tag tausende von entarteten Zellen. Erst wenn das Immunsystem die fehlerhaften Zellen nicht mehr erkennt, kommt es zur Anhäufung von Krebszellen und im schlimmsten Fall zur massiven Ausbreitung im Körper.
Im Falle des Peniskrebs ist die Ursache der Tumorentstehung teilweise aufgeklärt. Bestimmte Viren sind in der Lage, ihre DNA in die DNA einer Körperzelle zu schleusen. Damit wird die Zelle gezwungen, neue Viren herzustellen. Im Falle der Papillomaviren wird aber zusätzlich noch die Entartung der Zelle begünstigt. Zwischen Infektion und Entstehung eines Tumors können Jahrzehnte vergehen, was auch am hohen Alter der Patienten deutlich wird. Das Virus wird vor allem sexuell übertragen. Es gibt noch weitere Faktoren, die eine Tumorentstehung an dieser Stelle begünstigen.
Mangelnde Hygiene beispielsweise begünstigt die Peniskrebsentstehung. Dazu zählt auch eine Vorhautverengung, da sie die Reinigung der Eichel behindert.
Manche Schleimhautveränderungen gelten als sichere Vorstufe von Peniskrebs wie Leukoplakien (weißliche Veränderungen der Schleimhaut). Auch generalisierte Erkrankungen wie Psoriasis (Schuppenflechte) begünstigen die Krebsentstehung. Vorangegangene Geschlechtskrankheiten (wie Tripper) fördern das Auftreten eines Karzinoms.
Es ist aufgefallen, dass Schornsteinfeger häufiger an Peniskrebs erkranken als andere Berufsgruppen.
Peniskrebs verursacht anfangs unspezifische Beschwerden, die höchstens einen leichten Verdacht auf Hodenkrebs aufkommen lassen.
Anfangs treten Hautveränderungen auf, die selbst nach Wochen noch bestehen. Hierbei handelt es sich meist um kleine Verhärtungen.
Heilt eine, vielleicht auch nur kleine, Wunde am Penis nicht innerhalb von zwei Wochen aus, sollte ein Arzt aufgesucht werden.
Diese treten schon etwas später auf und geben einen klaren Hinweis auf bösartige Veränderungen.
Im Laufe der Erkrankung kommen immer mehr Beschwerden hinzu, die dann letztendlich dazu führen, dass der Patient einen Arzt aufsucht. Es treten vor allem Schmerzen und übel riechender Ausfluss in Erscheinung. Die Schmerzen sind permanent spürbar, der Ausfluss sammelt sich vor allem zwischen Vorhaut und Eichel an.
Im weit fortgeschrittenen Stadium (nach Metastasierung) können die Lymphknoten geschwollen sein. Durch die daraus resultierenden Abflussstörungen der Lymphe aus den Beinen kommt es häufig zu geschwollenen und schmerzenden Beinen.
Die Diagnose umfasst verschiedene Punkte, die alle durchgeführt werden müssen.
Im Gespräch mit dem Patienten kann aufgrund des Beschwerdebilds schon eine Verdachtsdiagnose gestellt werden. Wichtig ist dabei vor allem, auf den Zeitpunkt des Auftretens der Beschwerden einzugehen.
Die Untersuchung des Penis ist sicherlich die erste Maßnahme. Besonderes Augenmerk sollte hier auf das Gesamtbild des Penis gelegt werden, da es neben dem offensichtlichsten Tumor auch noch andere geben kann.
Des Weiteren sollten auch die angrenzenden Lymphknoten (Leistenlymphknoten) untersucht werden, um eine Schwellung und damit eine wahrscheinliche Streuung des Tumors auszuschließen.
Um die Krebsdiagnose sicher zu stellen, muss eine Gewebeprobe aus der betroffenen Stelle entnommen werden. Die Krebszellen weisen ein charakteristisches Aussehen im mikroskopischen Bild auf.
Wenn eine Metastasierung (Streuung) nicht ausgeschlossen werden kann, muss der Körper genauer untersucht werden, um Metastasen zu erkennen.
Als erstes sollte die Leber durch MRT (Magnetresonanz-Tomographie) untersucht werden, da Metastasten durch den Blutfluss zuerst in die Leber gespült werden.
Auch die umliegenden Becken- und Bauchorgane sollten beachtet werden. Am besten ist hier eine CT (Computer-Tomographie) geeignet, die den gesamten Bauch-Becken-Raum abbilden kann.
Auch die Lunge sollte untersucht werden, am besten mittels Röntgenuntersuchung. Oft lagern sich Metastasen im feinen Kapillarbett der Lunge ab oder gehen von da aus.
Durch den Lymphfluss bedingt kann auch das Skelett betroffen sein. Um das auszuschließen, muss eine Szintigraphie durchgeführt werden. Dabei werden radioaktiv markierte Stoffe gespritzt, die sich im Knochen ablagern und dann mit speziellen Geräten gemessen werden können.
Auch andere Erkrankungen können ähnliche Symptome wie Peniskrebs hervorrufen. Es gibt verschiedene Bakterien, Pilze und Viren, die den Penis befallen können.
Herpesviren beispielsweise rufen Wucherungen an Eichel und Vorhaut hervor. Diese können mit einer einfachen antiviralen medikamentösen Behandlung (wie Aciclovir) entfernt werden.
Der häufigste pathogene Pilz, Candida albicans, verursacht weißliche Verfärbungen und Vernarbungen der Eichel hervor. Diese können mit Hautveränderungen verwechselt werden, die im Anfangsstadium des Krebses auftreten.
Auch sexuell übertragene Bakterien (wie Chlamydien) lösen Symptome am Penis aus. Vor allem Rötung, Schmerz und eitriger Ausfluss können fälschlicherweise einer Krebserkrankung zugeordnet werden.
Die Therapie richtet sich nach dem Alter des Patienten und der Schwere der Erkrankung, also dem Stadium, in dem sich der Krebs befindet.
Hierbei wird der Tumor mit radioaktivem Material bestrahlt. Diese Art der Behandlung hat kosmetisch gesehen einen großen Vorteil vor der Operation, da keine großen Narben entstehen. Auch die Funktion des Penis wird bei einer Bestrahlung weniger beeinträchtigt als bei einer Operation. Die Bestrahlung birgt natürlich auch gewisse Risiken. Es kann zur Fistelbildung zwischen Harnröhre und Darm kommen, die dann operativ behandelt werden muss. Auch Hautrötungen und Schwellungen sind möglich.
Eine Alternative zur äußeren Strahlentherapie stellt die Bradytherapie dar. Hierbei werden radioaktive Nadeln in den Tumor gesteckt. Die Nebenwirkungen werden minimiert.
Die Strahlentherapie kann nur bei Tumoren eingesetzt werden, die sich höchstens im zweiten Stadium befinden. Sie wird auch oft ergänzend zur Operation eingesetzt, um sicherzugehen, dass der Tumor vollständig entfernt ist.
Die Therapie mit Medikamenten wird meist vor und nach einer Operation durchgeführt. Durch die Verwendung vor der Operation soll der Tumor verkleinert werden, was vor allem im Stadium 4 sinnvoll ist.
Nach der Operation sind Chemotherapeutika vor allem zur unterstützenden Behandlung bei Mitbefall der Lymphknoten wirksam.
Bei Tumoren bis zum Stadium 2 bringt die Lasertherapie gute Erfolge. Für die Behandlung muss erst die Vorhaut entfernt werden, um den Tumor dann per Laser zu verdampfen.
Die wirksamste Behandlungsmethode stellt die operative Therapie dar. Sie ist jedoch auch mit den größten Verletzungen des Penis verbunden. Krebs in den Stadien 0 bis 2 kann meist entfernt werden, ohne große Teile des Penis zu entfernen.
Ab dem Stadium 2 müssen auch Lymphknoten aus der Leiste entfernt werden, um sie auf kleinste Infiltrationen von Krebszellen zu untersuchen.
Bei Peniskarzinomen im Stadium 3 oder 4 kann eine teilweise oder sogar vollständige Amputation des Penis notwendig werden. Dieser Eingriff ist mit hoher psychischer Belastung verbunden.
Der Patient sollte schon während der Narkose katheterisiert werden. Bei Amputation des kompletten Penis wird die Harnröhre stark verkürzt. Deshalb muss sie im Bereich zwischen After und Penisansatz (Damm) nach außen geführt werden.
Nach Entfernung von Lymphknoten kann es zu Ödemen (Wasseransammlungen) kommen. Außerdem ist die Entfernung von Lymphknoten mit einer Sterblichkeitsrate von einem bis drei Prozent verbunden.
Jede Operation am Penis ist mit vorübergehenden Störungen im Sexualleben verbunden. Bei größeren Operationen kann es auch zu dauerhaften Beeinträchtigungen in diesem Bereich kommen.
Treten Rötungen nach der Operation auf, deutet das auf eine Entzündung hin, die behandelt werden sollte.
Die palliative Medizin beschäftigt sich mit unheilbar Kranken. Sie hat nicht den Anspruch, Krankheiten zu heilen, sondern nur, Beschwerden zu lindern.
Peniskrebs spricht im Allgemeinen gut auf Behandlung an und ist häufig heilbar. Wenn der Krebs sich bei der Narkose im vierten Stadium befindet und schon in verschiedene andere Organe gestreut hat, kann Palliativmedizin notwendig werden. Hierbei ist vor allem die palliative Chemotherapie zu erwähnen. Durch verschiedene Medikamente (wie Methotrexat, Cisplatin, Bleomycin und Fluorouracil) kann das Tumorwachstum gestört werden. In einigen Fällen kommt es sogar zur geringfügigen Schrumpfung des Tumors, was dann die Beschwerden lindern kann.
Grundsätzlich ist es bei jeder Behandlungsmethode nötig, regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen durchzuführen. Hierbei wird mittels CT, MRT oder Röntgen überprüft, ob sich neuer Krebs entwickelt oder ob sich der noch bestehende Krebs weiter ausbreitet.
Die Prognose hängt stark vom Stadium ab, in dem sich der Krebs befindet.
Die Stadien 0 bis 2 haben eine sehr gute Prognose, wenn noch keine anderen Organe betroffen sind. Wichtig ist hier auch, dass die Behandlung schnell und vor allem konsequent durchgeführt wird. Kosmetische Aspekte sollten hier klar in den Hintergrund rücken.
Die Prognose für Stadium 3 und 4 ist etwas schlechter. Hier kommt es außerdem noch darauf an, in welche Organe der Krebs Metastasen gebildet hat. Besonders schwer verlaufen Krebserkrankungen in Herz, Lunge, Gehirn oder Leber.
Letzte Aktualisierung am 17.08.2021.