Der Penis ist eine wichtige Struktur des männlichen Körpers. Er ermöglicht erst den Fortpflanzungsakt, da er in der Lage ist, in einen erigierten (erhärteten) Zustand zu gelangen. Dieser Zustand erst erlaubt das Einführen in die weibliche Scheide und erhöht damit die Befruchtungschancen enorm.
Um diese Aufgabe jedoch erfüllen zu können, muss der Penis einige Voraussetzungen erfüllen. Er muss gut innerviert (von Nerven durchzogen) und sehr gut durchblutet sein. Außerdem besitzt er ein sehr komplexes Gefäßsystem. Die Arterien bringen das Blut mit hohem Druck in das Glied. Dort fließt das Blut dann zum großen Teil in die beiden Schwellkörper. Diese sind aus vielen kleinen verwinkelten Kammern aufgebaut, durch die das Blut hindurchfließt. Außerdem werden sie von einer derben Bindegewebshaut (Tunica albuginea) umschlossen. Das Blut wird dann von Venen wieder abtransportiert. Bei sexueller Erregung werden nun die Venen durch verschiedene chemische Stoffe verengt und die Blutzufuhr über die Arterien verstärkt. Dadurch füllen sich die Kammern mit Blut und dehnen sich aus. Dadurch wird die Tunica albuginea, durch die alle abführenden Venen durchtreten müssen, gespannt. Durch diesen Prozess werden die Venen nun ganz geschlossen und die Erektion erreicht ihre volle Ausprägung.
Da der Penis so gut durchblutet ist, sind Verletzungen oft mit großen Hämatomen (blauen Flecken) oder Blutungen verbunden. Man unterscheidet grundsätzlich zwei verschiedene Arten von Penisverletzungen, die inneren und die äußeren Verletzungen. Innere Verletzungen entstehen vor allem beim Einführen von Gegenständen in die Harnröhre, äußere haben viele verschiedene Ursachen. Verletzungen im erigierten Zustand sind blutiger als solche im Normalzustand, da ein höherer Druck herrscht.
Ursachen für Penisverletzungen sind vielfältig. Man sollte hier zwischen inneren und äußeren Verletzungen unterscheiden.
Beim Einführen von verschiedenen Gegenständen in die Harnröhre kann diese durchstoßen werden. Selten sind die Ursachen hierfür im sexuellen Bereich zu suchen. Meistens werden solche Verletzungen vom Arzt verursacht, wenn Instrumente in die Harnröhre eingeführt werden. Das passiert zum Beispiel im Zuge mancher Operationen, bei denen ein Katheter (Plastikschlauch) in die Blase vorgeschoben wird, um diese zu entleeren.
Die äußeren Verletzungen zeigen eine große Variationsbreite. Häufig kommen stumpfe Traumen (Verletzungen) durch Gewalteinwirkung von außen vor (Tritt ins Genital, unglücklicher Sturz). Es kann auch zu Penisablederungen kommen. Hierbei wird der Penis durch Schnitt oder Biss stark verletzt, dass eine offene, stark blutende Wunde besteht. Häufige Auslöser hiervon sind Unfälle bei bestimmten Masturbations- und Sexualpraktiken.
Die schwersten Verletzungen im Genitalbereich stellen aber die Penisamputation und der Penisbruch dar. Ungewollte Amputationen des Penis werden vor allem bei Unfällen mit Beteiligung von Maschinen beobachtet. Der Penisbruch ist eine besondere Form der Verletzung. Hierbei handelt es sich nicht um einen Bruch im eigentlichen Sinne (da der Penis keinen Knochen besitzt), sondern vielmehr um einen Einriss in die Schwellkörper. Das kommt vor allem beim Geschlechtsverkehr vor, wenn der Penis zu weit umgebogen wird (meist durch Abrutschen aus der Scheide bedingt).
Die Symptome variieren, je nach Verletzungsart, stark.
Hierbei kommt es zu Schmerzen, die durch das Wasserlassen verstärkt werden. Außerdem kann es zur Blutung aus der Harnröhre kommen.
Es kommt nur selten zur Blutung, jedoch bestehen, vor allem im Anfangsstadium gleich nach der Gewalteinwirkung, stärkste Schmerzen, die bis in den Unterleib ausstrahlen können. Manchmal bildet sich ein blauer Fleck aus, der jedoch vor allem durch kleinere Hauteinblutungen besteht. In schwereren Fällen kann der Penis anschwellen.
Eine Sonderform stellt hier der Penisbruch dar. Da die stumpfe Gewalteinwirkung im erigierten Zustand eintritt, werden die Schwellkörper verletzt. In ihnen herrscht ein Blutdruck, der bis zu dreimal so hoch sein kann wie in den Pulsschlagadern. Kommt es nun zum Einriss („Bruch"), so wird das Blut mit hohem Druck in das umliegende Gewebe gepresst, dass sich sofort dunkelblau bis schwarz färbt. Diese Verletzung ist mit größten Schmerzen verbunden, die oft als vernichtend (Vernichtungsschmerz) bezeichnet werden. Der Penis kann abgeknickt erscheinen, außerdem wird die Erektion sofort beendet und eine starke Schwellung tritt ein.
Die Symptome der Ablederung richten sich nach der Schwere der Verletzung. Bei leichten oberflächlichen Verletzungen bestehen nur leichte Hautblutungen und kaum Schmerzen.
Bei schweren Einschnitten oder Bisswunden aber kommt es wiederum zu starken Schmerzen. Außerdem kommt es zu starken Blutungen, die bis zu zehn Stunden (nach einiger Zeit natürlich nur noch als Sickerblutungen) bestehen können.
Bei Amputationen kommt es meist nicht zu Schmerzen. Der Betroffene steht unter schwerem Schock, der alle Schmerzeindrücke auslöscht. Er erscheint meist blass und kann leicht bewusstlos werden. Im ersten Moment blutet die große Wunde kaum (Reaktion des Körpers). Nach einiger Zeit kommt es dann jedoch zu starken, lebensbedrohlichen Blutungen, die nur schwer zu stillen sind.
Die Diagnose einer Penisverletzung ist nicht schwer zu stellen, da die Symptome für sich sprechen. Ergänzend hierzu wird in der Anamnese (Patientengespräch) der Unfallhergang erfragt. An dieser Stelle lügen viele Patienten aus Scham. Das ist jedoch völlig unnötig, da dem behandelnden Arzt meist wichtige Informationen vorenthalten werden und die erzählten Geschichten meist sowieso nicht zu den Symptomen passen. Es ist unbedingt nötig, den Unfallhergang wahrheitsgemäß zu schildern, da nur so das volle Ausmaß der Schäden abgeschätzt werden kann.
Vor Operationen an den Schwellkörpern wird meist ein Kontrastmittel gespritzt, um die Durchblutung darstellen und die genaue Lokalisation der Verletzung anzeigen zu können. Durch eine MRT (Magnetresonanz-Tomographie) werden die Schwellkörper dann durchleuchtet.
Die Behandlung von schweren Penisverletzungen kann nur operativ erfolgen, leichtere Verletzung heilen meist von selbst aus.
Bei leichteren Verletzungen der Schwellkörper ist es oft ausreichend, einen Kompressionsverband (Druckverband) anzulegen und Bettruhe einzuhalten.
Es ist sinnvoll, dem Patienten Schmerzmittel zu verabreichen, um die Schmerzen zu lindern. Das ist auch fast die einzige Maßnahme, die bei leichteren Verletzungen getroffen werden kann.
Vor allem bei offenen Wunden sollten immer Antibiotika über einen längeren Zeitraum verabreicht werden, um eine Infektion der Wunde von Anfang an zu erschweren.
In schweren Fällen ist eine sofortige Operation wichtig. Bei Penisamputationen kann versucht werden, den Penis wieder anzunähen, aber es wird mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Funktionseinschränkungen kommen. Ist ein Annähen nicht mehr möglich, muss ein künstlicher Harnröhrenausgang angelegt werden. Meist liegt dieser dann zwischen After und Penisansatz. So wird eine relativ normale Urinausscheidung ermöglicht.
Beim Penisbruch wird mittels Kontrastmitteluntersuchung der Riss identifiziert und dann zugenäht.
Bei Verletzungen der Harnröhre wird meist ein suprapubischer Blasenkatheter gelegt. Dazu wird eine Nadel von oberhalb des Beckens (suprapubisch) in die Harnblase eingeführt. Über diesen Katheter wird dann der Urin an der Harnröhre vorbeigelenkt, um den Heilungsprozess zu unterstützen.
Offene Wunden werden schnellstmöglich gereinigt und vernäht, um den Blutverlust gering zu halten und das Risiko einer Infektion zu minimieren. Wenn die Wunde durch einen Biss verursacht wurde oder sichtbar verunreinigt ist, wird die Wunde offen gehalten und mit lokalen Antibiotika behandelt, bevor sie vernäht wird.
Die Aussichten auf Heilung stehen bei diesen Verletzungen sehr gut. Im Allgemeinen heilt gut durchblutetes Gewebe besser als anderes Gewebe. Vor allem bei schweren Verletzungen muss aber eine schnelle Behandlung erfolgen, um ein Absterben von Teilen des Penis zu vermeiden. Die häufigste Komplikation bei solchen Verletzungen sind Empfindungs- und Erektionsstörungen, wenn auch wichtige Nerven verletzt wurden.
Letzte Aktualisierung am 27.08.2021.