Die Prostata ist ein Organ, das nur beim Mann vorkommt und einen Teil der Samenflüssigkeit herstellt. Sie wird auch Vorsteherdrüse genannt und liegt unterhalb der Harnblase, kugelförmig um die Harnröhre.
Ungefähr ab dem 30. Lebensjahr beginnt die Prostata, sich aufgrund hormoneller Veränderungen zu vergrößern. Dabei wächst sie nicht symmetrisch, sondern an manchen Stellen mehr als an anderen. Eine starke Wachstumszone befindet sich in der Innenzone, die einen Ring um die Harnröhre bildet. Dieses vermehrte Wachstum erhöht zwar das Risiko, einmal an Prostatakrebs zu erkranken, ist jedoch selbst nicht damit zu vergleichen. Der größte Unterschied zwischen Prostatakrebs und der gutartigen Prostatavergrößerung (Prostatahyperplasie) besteht in der Streuung von Tumoren in andere Organe, die nur bei Krebs vorkommt. Diese Erkrankung ist in der westlichen Bevölkerung weit verbreitet. Schon etwa die Hälfte aller 50-jährigen leidet darunter. Betrachtet man die 80-jährigen, so sind sogar 90 Prozent davon betroffen.
Die Gründe für die Vergrößerung sind nicht abschließend geklärt, es wird jedoch ein Zusammenhang mit hormonellen Veränderungen im Alter vermutet.
Die Prostata ist abhängig vom männlichen Geschlechtshormon Testosteron. Sie wandelt es in eine wirksamere Variante um, das Dihydrotestosteron. Diese chemische Verbindung stimuliert die Drüse zu Wachstum und Sekretion (Sekretabgabe). Die gleiche Funktion wird dem weiblichen Geschlechtshormon Östrogen zugeschrieben, das auch beim Mann in geringer Konzentration vorhanden ist. Mit zunehmendem Alter sinkt nun zwar die Konzentration von Testosteron, die Östrogenkonzentration im Blut bleibt jedoch gleich. Daraus resultiert ein relatives Ungleichgewicht, das zu einem vermehrten Prostatawachstum führt. Außerdem kommt es, obwohl der Testosteronspiegel im Blut vermindert ist, zur vermehrten Produktion von Dihydrotestosteron in der Prostata selbst, was wiederum zur Hyperplasie (Gewebevermehrung) beiträgt.
Die gutartige Vergrößerung der Prostata erkennt man vor allem an Veränderungen beim Wasserlassen.
Die vergrößerte Prostata drückt auf die Wände der Harnröhre. Dadurch wird diese zusammengepresst und bietet dem durchfließenden Urin einen höheren Widerstand. Um nun die Blase zu entleeren, muss ein erhöhter Druck aufgebracht werden. Dadurch erscheint der Urin verspätet und der Strahl abgeschwächt. Außerdem kommt es zu langem Nachtröpfeln des Urins.
Durch den erhöhten Gegendruck in der Harnröhre kann die Harnblase nie vollständig geleert werden, was auch oft selbst bemerkt wird. Die Blase ist schneller wieder gefüllt und es wird am Tag häufiger Harndrang verspürt. Auch in der Nacht muss man öfter urinieren.
Die Diagnose der Prostatahyperplasie gliedert sich in verschiedene Untersuchungsarme.
Neben der Anamnese (Befragung) ist die direkte körperliche Untersuchung durch den Arzt die erste diagnostische Maßnahme, die durchgeführt werden sollte. Die Anamnese zielt vor allem auf die Häufigkeit des Wasserlassens, Veränderungen in der letzten Zeit sowie Medikamente ab.
Die körperliche Untersuchung ist sehr wichtig für die weiterführende Behandlung. Die Prostata kann durch das Rektum hindurch getastet werden. Liegt eine schmerzfreie Vergrößerung der Drüse vor, so können entzündliche Prozesse fast ausgeschlossen werden. Um die Diagnose zu präzisieren kann ein transrektales Ultraschall (TRUS, Ultraschallmessung durch das Rektum) durchgeführt werden. Ein normales Ultraschall des Unterbauchs wird ergänzend angewendet, um einen Harnrückstau in die Nieren auszuschließen.
Das Blut kann zum einen auf typische Entzündungsparameter untersucht werden (um eine Entzündung auszuschließen), zum anderen kann die Konzentration des PSA (prostataspezifisches Antigen) gemessen werden, um Prostatakrebs möglichst sicher auszuschließen.
Bei unklarer Diagnose kann auch ein sehr kleiner Teil der Prostata entfernt werden, um ihn genauer zu untersuchen. Hierfür wird eine Stanz- oder eine Feinnadelbiopsie durch das Rektum hindurch durchgeführt.
Die relativ harmlose gutartige Prostatavergrößerung muss unbedingt gegen Prostatakrebs oder eine Prostatitis abgegrenzt werden.
Der Prostatakrebs ist eine ernstzunehmende Erkrankung, da er häufig nicht in der Prostata lokalisiert bleibt, sondern in andere (lebenswichtige) Organe metastasieren („streuen") kann. Auch beim Prostatakrebs ist die Prostata vergrößert, die Symptome können gleich sein. Eine genaue Abgrenzung kann nur im Labor getroffen werden. Dafür kann das Blut auf PSA getestet werden. Eine Erhöhung über einen gewissen Wert kann auf einen Tumor hinweisen. Letzte Sicherheit erhält man mit einem Biopsat aus der Vorsteherdrüse (Prostata). Es muss auf charakteristische Veränderungen hin überprüft werden.
Durch die typische Entzündungsreaktion (vermehrte Durchblutung und erhöhte Wasserdurchlässigkeit der Gefäße) schwillt die Prostata stark an. Sie behindert die Urinausscheidung in gleichem Maße wie die Prostatahyperplasie. Wichtigster Unterschied zwischen beiden ist der Schmerz. Er tritt hauptsächlich im Falle der Entzündung auf. Die Tastuntersuchung der Prostata ist bei einer Entzündung äußerst schmerzhaft.
Die Prostatavergrößerung wird mit vielen verschiedenen Mitteln bekämpft, von denen jedes für eine bestimmte Ausprägung der Erkrankung besondere Vorteile besitzt.
Die Behandlung der Symptome (Probleme beim Wasserlassen) werden vor allem Alpha-Blocker (z.B. Tamsulosin) eingesetzt. Diese Medikamente blockieren eine bestimmte Rezeptorstruktur (Empfänger für Nervensignale). Dadurch werden unbewusste Signale aus dem Gehirn, die eine Kontraktion der Muskulatur (Zusammenziehen) auslösen, verhindert. In Folge dessen entspannt sich die Muskulatur der Prostata und der Druck auf die Harnröhre wird vermindert.
Bei starker Vergrößerung der Prostata werden Medikamente eingesetzt, die eine Verkleinerung der Prostata um bis zu 30 Prozent erreichen können. Hierbei handelt es sich um Stoffe aus der Gruppe der 5-Alpha-Reduktase-Hemmer (wie Finasterid oder Dutasterid). Sie entfalten ihre Wirkung, indem sie ein Enzym der Prostata hemmen, das für die Umwandlung von Testosteron zu Dihydrotestosteron verantwortlich ist. Nebenwirkungen dieser Wirkstoffgruppe sind PSA-Wert-Verfälschungen und Erektionsstörungen.
Vor allem in der Anfangsphase der Erkrankung werden Naturheilmittel eingesetzt. Sie können das weitere Wachstum der Prostata nicht verlangsamen, aber sie vermindern die Beschwerden. Besonders zu empfehlen ist eine Kombination aus Sägepalmen- und Brennnesselextrakten, aber auch Kürbiskerne und Roggenpollen versprechen Linderung.
Manchmal ist es unerlässlich, die Prostata oder Teile von ihr zu entfernen (Prostataresektion). Dies geschieht meist transurethral, also durch die Harnröhre. Hierbei wird ein Gerät in die Harnröhre eingeführt, das dann von innen die vorstehenden Teile der Prostata abfräst. Das kann auch durch einen Laser geschehen, was die sanftere und komplikationsärmere Methode darstellt.
Vor der transurethralen Prostataresektion sollte ein Katheter eingeführt werden, um die Blase vollständig zu entleeren.
Nach der Operation kann es zu verminderter oder ganz fehlender Ejakulation kommen. In diesem Fall wird das Ejakulat in die Harnblase gedrückt (rückläufige Ejakulation).
Vor allem die Operation der Prostata zeigt langfristig gute Erfolge. Aber auch medikamentös lässt sich dieses Leiden gut beeinflussen. Die Auswirkungen auf den Alltag können verhältnismäßig gering gehalten werden.
Letzte Aktualisierung am 16.08.2021.