Die Gonorrhoe ist die am häufigsten auftretende Geschlechtskrankheit bei Männern und bei Frauen. Sie wird durch kaffeebohnenförmige Bakterien (Neisseriae gonorrhoeae oder auch Gonokokken genannt) ausgelöst und meistens beim ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen. Die auslösenden Bakterien sind sehr empfindlich gegen Umwelteinflüsse, sie können also nur von Mensch zu Mensch übertragen werden. Ungefähr zwei bis sieben Tage nach Ansteckung tritt die Erkrankung meist akut in Erscheinung, sie kann jedoch teilweise nahezu symptomlos verlaufen und chronisch werden. Das kommt vor allem bei Frauen vor. Deswegen sollte ungeschützter Geschlechtsverkehr nicht einmal stattfinden, wenn die Sexualpartnerin keine Symptome einer Tripper-Infektion aufweist. Die Krankheit ist extrem ansteckend, die Verwendung von Kondomen bietet jedoch guten Schutz und sollte schon wegen dem hohen Risiko, an AIDS zu erkranken selbstverständlich verwendet werden. Die Gonorrhoe spricht im Allgemeinen gut auf Antibiotika an, doch es werden immer mehr resistente Stämme aus Regionen mit regem Sextourismus eingeschleppt.
Die Gonorrhoe wird durch bestimmte Bakterien ausgelöst, nämlich Gonokokken (Neisseria gonorrhoeae). Diese Bakterien setzen sich an der Schleimhaut fest und wandern dann durch die Schleimhautzellen hindurch in darunterliegendes Gewebe. Dort können sie vom Immunsystem schlecht bekämpft werden. Dazu kommt noch, dass die Bakterien in der Lage sind, bestimmte Abwehrzellen zu manipulieren und sich in ihnen zu vermehren. Es gibt verschiedene Eintrittspforten für das Bakterium.
Die Tripper-Erkrankung wird hauptsächlich durch Geschlechtsverkehr übertragen. Es ist jedoch nicht nur der Penis betroffen, sondern auch, je nach Sexualpraktik, Mund-Rachen-Raum oder Anal- und Mastdarmbereich.
Ein häufig auftretender Übertragungsweg ist die Weitergabe der Bakterien von einer infizierten Mutter auf ihr Kind. Zur Übertragung kommt es beim Geburtsvorgang von infizierten Zellen der Scheide auf die Bindehaut der Augen des Kindes.
Eine mögliche Übertragung durch die Transfusion von verseuchten Blutprodukten ist theoretisch denkbar, tritt aber relativ selten auf. Vor allem in Deutschland wird Transfusionsblut ausgiebig getestet, bevor es einem Patienten zugeführt wird.
Die Gonorrhoe (Tripper) löst verschiedene Symptome aus. Sie können lokal begrenzt sein oder den ganzen Körper betreffen. Sie treten im Normalfall erst zwei bis sieben Tage nach der Infektion auf (Inkubationszeit). Man unterscheidet eine akute von einer chronischen Phase.
Sie wird auch als „vordere GO" bezeichnet. Erstes Symptom ist eine Entzündung der Harnröhre (Urethritis). Durch sie rötet sich die Eichel und schwillt leicht an. Beim Wasserlassen treten in diesem Stadium Schmerzen auf und aus der Harnröhre kann sich regelmäßig eitriges Sekret entleeren. Gonorrhoe im Anal- und im Mundbereich wird oft nicht bemerkt, da sie kaum Beschwerden verursachen. Gelegentlich kann es zu Eiterungen kommen.
Diese akute Phase kann ohne Behandlung in die chronische Phase eintreten.
Diese Phase wird auch als „hintere GO" bezeichnet. Die Symptome verschwinden größtenteils und die Infektion steigt stumm auf, so dass es zu Prostatitis (Prostataentzündung) und Epididymitis (Nebenhodenentzündung) kommt. Die Eiterbildung wird fast komplett eingestellt, so dass es nur noch am Morgen zu leichten Eiterungen aus der Harnröhre kommt („Bonjour-Tröpfchen").
In ein bis drei Prozent der Fälle erreichen die Erreger die Blutbahn und werden in andere Organe verteilt. Es kommt dann häufig zur Arthritis (Gelenkentzündung). Es kann auch zur sogenannten Reiter-Trias kommen, bei der Konjunktivitis (Bindehautentzündung), Arthritis und Urethritis (Harnröhrenentzündung) zusammen auftreten.
Bei der chronischen Form der Krankheit drohen Sterilität (Unfruchtbarkeit) und Harnröhrenverengungen.
Die Gonorrhoe bei Neugeborenen beschränkt sich aufgrund des Übertragungswegs auf das Auge. Die Neugeborenen-Blennorrhoe war früher ein häufiger Grund für Erblindungen. Durch die bessere Behandlung und Vorsorge kann diese Komplikation heute fast ausgeschlossen werden.
Durch die Befragung des Patienten soll herausgefunden werden, ob eventuell sexueller Kontakt zu infizierten bestand. Auch die Sexualpraktiken sind in diesem Fall interessant, da unter anderem nicht nur Abstriche aus dem Genitalbereich erfolgen müssen, sondern auch der Anal- und Mundbereich genauer untersucht werden sollten.
Die Verdachtsdiagnose „Tripper-Infektion" kann schnell anhand der Symptome erstellt werden. Um ganz sicher zu gehen, muss ein Harnröhrenabstrich durchgeführt werden. Aus diesem können dann unter optimalen Bedingungen Kulturen des Erregers und ein Antibiogramm angelegt werden. Ein Antibiogramm zeigt, wie stark die Gonokokken auf bestimmte Antibiotika reagieren. Das ist vor allem wichtig, um resistente (widerstandsfähige) Bakterienstämme gezielt bekämpfen zu können.
Die Anzucht der Erreger funktioniert jedoch nicht immer. Die Bakterien benötigen durchgehend (bei der Entnahme, dem Transport und im Labor) optimale Bedingungen. Das kann oft nicht gewährleistet werden. Ein negatives Ergebnis schließt also eine Infektion mit Gonokokken nicht sicher aus.
Das Blut wird im Labor untersucht. Es gilt hierbei, festzustellen, ob die Bakterien bereits die Blutbahn erreicht haben. Wenn das passiert ist, darf das Antibiotikum nicht nur lokal verabreicht werden.
Lebt der Patient in einer festen Beziehung, muss auch der Partner mituntersucht werden. Sonst kommt es immer wieder zu gegenseitiger Ansteckung (Ping-Pong-Infektion) und die Krankheit wird chronisch.
Gonokokken werden oft zusammen mit anderen Erregern übertragen. Es kann zum Beispiel zur zusätzlichen Infektion mit Chlamydien und sogar Aids-Viren kommen, da sie alle den gleichen Übertragungsweg wählen (sexuelle Übertragung).
Die Gonorrhoe muss vor allem gegen Infektionen mit anderen Bakterienstämmen abgegrenzt werden, da sich die Wahl der Antibiotika nach den krankheitsverursachenden Bakterien richtet. Ähnliche Geschlechtskrankheiten wie die Gonorrhoe werden beispielsweise durch Chlamydien oder Mykoplasmen ausgelöst. Die Unterscheidung erfolgt sowohl durch die genaue Beobachtung der Symptome, als auch durch die Bestimmung der Erreger unter dem Mikroskop oder in einer angelegten Kultur.
Die Tripper-Infektion kann auch Gelenke befallen und ein Gonarthritis auslösen. Diese spezielle Art der Gelenkentzündung muss gegen die häufiger vorkommende rheumatische Arthritis abgegrenzt werden. Die rheumatische Entzündung der Gelenke wird mit Medikamenten behandelt, die das Immunsystem unterdrücken (Immunsuppressiva), eine Gonarthritis hingegen benötigt ein funktionierendes Immunsystem, um die Bakterien zu bekämpfen. Die Unterscheidung kann durch Blutuntersuchungen getroffen werden.
Die Gonokokken-Therapie ist recht einfach, doch sie muss früh genug erfolgen, um eine Chronifizierung der Krankheit zu verhindern.
Die beste „Therapie" ist immer die Prävention. Die Vermeidung von ungeschütztem Geschlechtsverkehr ist die einfachste und sicherste Methode, einer Tripper-Infektion zu entgehen. „Geschützter Geschlechtsverkehr" meint hierbei nicht nur Empfängnisverhütung (z.B. durch Pillen), sondern die Verwendung eines Kondoms, um den Austausch von Körpersekreten zu vermeiden.
Die einzigen wirksamen Mittel sind Antibiotika. Es gibt jedoch viele verschiedene, die alle eine unterschiedliche Wirksamkeit aufweisen. Mittel der Wahl ist das bekannte Penicillin G. Die antibiotische Behandlung wird begonnen, bevor die Erregeranzucht abgeschlossen ist, da es sich um eine ernsthafte Erkrankung handelt und die Anzucht nicht zu 100 Prozent zuverlässig ist. Wenn das Ergebnis des Antibiogramms vorliegt, muss das Antibiotikum unter Umständen gewechselt werden, wenn eine Resistenz gegen Penicillin besteht. Dann können aber andere Antibiotika verabreicht werden wie Erythromycin, Cephalosporine oder Chinolone. Im Normalfall wird das Antibiotikum in hoher Konzentration lokal (meist in einen Muskel) verabreicht. Wenn die Bakterien bereits im Blut nachgewiesen werden können, müssen zusätzlich noch Antibiotika in Tablettenform eingenommen werden.
Bei rechtzeitiger Behandlung sind schon nach einer Woche keine Bakterien im Abstrich mehr nachweisbar. Die Antibiotika müssen aber weiterhin eingenommen werden, damit keine neuen resistenten Keime entstehen.
Letzte Aktualisierung am 17.08.2021.