Beinahe jeder Mensch durchleidet im Leben die eine oder andere Entzündung des Dünndarms, auch als Enteritis bezeichnet. Dabei entzündet sich die Innenauskleidung des Darmabschnitts, die Schleimhaut. Im Dünndarm findet ein wichtiger Abschnitt der Nahrungsverwertung statt. Doch auch Bakterien, Viren und andere Schadstoffe finden in diesem Bereich Eintritt in den Organismus. Eine Dünndarmentzündung kann durch Infektionen, schädigende Einflüsse oder verschiedene Erkrankungen entstehen.
Medizinisch definiert, reicht der Dünndarm vom Magenausgang bis zur Bauhin-Klappe, die ihn vom Dickdarm trennt. Diese Klappe besteht aus Schleimhautfalten, Ringmuskeln und Bändern, die zusammen wie ein Ventil wirken. Dieses verhindert, dass Darminhalt aus dem Dickdarm samt den hier angesiedelten Bakterienkulturen zurück in den Dünndarm fließt. Der Dünndarm ist im Gegensatz zum Dickdarm nur spärlich mit Bakterien ausgestattet.
Insgesamt ist der Dünndarm vier bis sechs Meter lang. Die Darmschleimhaut selbst ist nicht glatt. Um ihre Oberfläche zu vergrößern, ist sie vielfach gefaltet, mit dünnen, fingerartigen Fortsätzen (Dünndarmzotten) und mit Mikrovilli (kleinen Ausstülpungen von sogenannten Bürstenzellen) bestückt. Zusätzlich weist sie zahlreiche Einbuchtungen (Krypten) auf.
Nähr- und Vitalstoffe werden durch die Zellmembranen der Darmschleimhaut aufgenommen und per Osmose weitergereicht. Die Darmschleimhaut ist aus diesem Grund intensiv mit Blut- und Lymphgefäßen durchzogen.
Eine Entzündung der Dünndarmschleimhaut wird als Enteritis bezeichnet. Setzt sich die Entzündung bis in den Dickdarm fort, spricht der Arzt von einer Enterocolitis. Eine Gastroenteritis liegt vor, wenn auch die Magenschleimhaut mitbetroffen ist.
Allen Erkrankungen gemeinsam sind Übelkeit und Fieber, gepaart mit verstärkten Darmbewegungen und Blähungen. Anhaltender Durchfall ist das wichtigste Symptom. Oft kommen noch schmerzhafte Krämpfe hinzu.
Auslöser für eine Enteritis oder Dünndarmentzündung gibt es mehrere. Die häufigsten Ursachen für eine akute Enteritis sind Infektionen durch Bakterien, Viren oder Pilze. Diese Krankheitserreger können über die Nahrung von außen in den Organismus gelangen oder es handelt sich um ein Überhandnehmen körpereigener Bakterienkulturen.
Die üblichen Erreger einer akuten Dünndarmentzündung sind:
Berüchtigte Übeltäter in Krankenhäusern, Pflegeheimen, Schulen oder Kantinen sind verschiedene Viren. Diese lösen häufig ganze Epidemien von Darmbeschwerden aus. Neben den typischen Enteritis-Viren greifen auch einige Grippeviren die Dünndarm-Schleimhaut an.
Weitere mögliche Ursachen sind Autoimmunerkrankungen oder Allergien. Unter diese nichtinfektiösen Entzündungen fällt beispielsweise die Zöliakie: Dies ist eine Unverträglichkeit des Getreideproteins Gluten. Betroffenen fehlt ein Enzym, das dieses Eiweiß verdauen hilft. Die Strukturen im Darm von Betroffenen verändern sich auf Dauer, wenn sie mit Gluten konfrontiert werden. Dadurch wird die Nährstoffaufnahme über die Dünndarm-Schleimhaut immer weiter gestört.
Wer
kann Symptome einer chronischen Enteritis entwickeln.
Länger dauernde Durchfallerkrankungen ohne einen direkt erkennbaren Auslöser können ein Hinweis auf Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn sein. Von diesen chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen betrifft vor allem der Morbus Crohn typischerweise den Dünndarm (regionale Enteritis ist ein anderer Fachausdruck für diese Erkrankung). Als weitere mögliche Ursache für entsprechende Beschwerden kommen Darmtumore in Frage.
Die genannten Krankheitserreger (oder die „Störfaktoren“) dringen durch die Zellen der Darmschleimhaut (Enterozyten) ein. Sie lösen hier eine Abwehrreaktion in Form einer Entzündung aus. Befallene Enterozyten werden von der körpereigenen Immunabwehr, den „Fresszellen“, direkt angegriffen und möglicherweise zerstört. Dadurch büßt die Darmschleimhaut ihre Fähigkeit ein, Mikronährstoffe aus der Nahrung aufzuarbeiten, aufzunehmen und weiterzuleiten. Es folgen unangenehme Gärprozesse mit Blähungen und Durchfall. Mit diesen einher gehen die beschriebenen schmerzhaften Darmbewegungen. Kranke scheiden die Nahrung oft fast ungenutzt aus und verlieren obendrein reichlich Flüssigkeit. Insbesondere Kleinkinder oder Senioren können dabei lebensgefährlich dehydrieren. Ihr Flüssigkeitshaushalt ist weitaus anfälliger als der von gesunden Erwachsenen.
Der Mineralstoff- und der Elektrolythaushalt des Körpers geraten durcheinander, wenn die Beschwerden heftig sind oder länger anhalten. Deshalb sind Betroffene schnell erschöpft und abgeschlagen oder leiden unter Wadenkrämpfen. Massive Kreislaufbeschwerden können sich einstellen.
Nicht immer ist der Verlauf einer Enteritis dramatisch. Ein gesunder Organismus wird innerhalb weniger Tage mit eingedrungenen Störenfrieden wie Bakterien oder Viren fertig. Halten die Beschwerden jedoch länger als zwei bis drei Tage an, ist medizinische Hilfe notwendig. Ein noch kleineres Zeitfenster haben Kleinkinder und ältere oder gebrechliche Menschen. Schwere Fälle einer Dünndarmentzündung bedürfen einer raschen Diagnose und Therapie durch den Arzt. Der Erreger muss bei heftigen Darmentzündungen festgestellt werden, um möglichst gezielt behandeln zu können. Die Stuhl- und Blutuntersuchungen sind zum Erregernachweis meist aufschlussreich.
Wichtig ist ein Ausgleich von Flüssigkeit und Salzen, da diese durch den Durchfall und gegebenenfalls durch das Erbrechen verloren gehen. Bei virusbedingten Infektionen des Darms sind Medikamente wie Antibiotika nicht wirksam. Die Behandlung zielt dann auf eine Linderung der Symptome ab.
Massive Darmentzündungen durch Bakterien sowie einige Parasiten sprechen jedoch meist auf breit wirkende Antibiotika an. Ein Beispiel ist Ciprofloxacin. Es gilt wegen seiner möglichen Nebenwirkungen als Reserve, wenn mildere Mittel keine Wirkung zeigen. Seine Wirkungsweise beruht darauf, dass es ein Wachstumsenzym für Bakterien hemmt.
Metronidazol wirkt gut gegen anaerobe Bakterien, also Erreger, die ohne Sauerstoff gut gedeihen. Es greift aber auch bei diversen Darmparasiten, die die typische Reisekrankheit hervorrufen, wie Amöben oder Giardien.
Viele Reisende haben gegen Durchfall wirksame Opioide wie Loperamid im Gepäck. Diese Mittel unterdrücken und lähmen die Darmtätigkeit. Die eigentlichen Übeltäter wie Bakterien oder Parasiten vermehren sich jedoch ungehindert weiter. Daher erleichtern diese Medikamente bei heftigen Durchfallerkrankungen bestenfalls den Weg zum nächsten Arzt. Länger eingenommen, ist ihre Wirkung schädlich.
Wer an Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa leidet, benötigt Entzündungshemmer, beispielsweise Cortison. In einigen Fällen, wie bei Zöliakie, sind Immunsuppressiva empfehlenswert, um die Autoimmunreaktion des Körpers einzudämmen.
Lange vor der Entdeckung von Antibiotika, im Jahr 1908, stieß der Heidelberger Kinderarzt Professor Ernst Moro auf ein einfaches Mittel: Möhrensuppe. Ein Pfund Karotten werden dabei eine Stunde lang gekocht, püriert, mit frischem Wasser aufgegossen und mit einem Teelöffel Salz gewürzt. Damit rettete Moro damals zahlreichen kleinen Patienten das Leben. Einige Humanmediziner und auch Tierärzte verordnen diese Mixtur noch heute bei leichteren Darmentzündungen mit Erfolg. Der Grund für die Wirksamkeit sind Oligosaccharide, winzige Zuckermoleküle. In normalem Karottengemüse sind sie nicht zu finden. Sie werden erst durch das gezielte, lange Kochen freigesetzt. Durch ihre Ähnlichkeit mit den Rezeptoren im Darm führen sie Bakterien und Viren in die Irre: Die Krankheitserreger heften sich an die Zuckermoleküle anstatt an die Rezeptoren in der Darmwand. So werden sie mit dem Verdauungsprozess aus dem Körper befördert.
Langfristig hilft es bei chronischen Darmerkrankungen, die Ernährung umzustellen. Glutenfreie Produkte sind bei Zöliakie ein Muss.
Nicht immer muss eine ausgesprochene Erkrankung vorliegen: Ungesunde Ernährungsgewohnheiten, Stress und starke seelische Belastungen können buchstäblich auf Magen und Darm schlagen. Auch hier ist es hilfreich, auf eine gesunde Ernährung zu achten. Viele Menschen reagieren beispielsweise immer wieder empfindlich auf
Treten Magen-Darm-Probleme langfristig immer wieder im Zusammenhang mit Akne oder anderen Hauterkrankungen auf, liegt ein solcher Verdacht nahe. In diesen Fällen helfen geduldiges Experimentieren mit dem Speiseplan und anschließend konsequentes Vermeiden der Auslöser.
aktualisiert am 17.12.2018