Gastritis ist eine entzündliche Erkrankung der Magenschleimhaut. Es handelt sich hierbei um eine oberflächliche Entzündung der innersten Schicht der Magenwand (Magenschleimhaut), die chronisch oder akut auftreten und verlaufen kann.
Die Zellen der Magenschleimhaut sondern zum einen den Magensaft ab und bilden neben der Salzsäure auch das Enzym Pepsin, welches für die Verdauung von Eiweiß benötigt wird. Außerdem hat die Schleimhaut die Funktion, den Magen vor der eigenen Magensäure zu schützen. Überwiegt aber nun die Säurewirkung des Magens oder ist die Schutzschicht beschädigt, so kann sich eine Gastritis entwickeln. Bei der Gastritis werden die Zellen der Magenschleimhaut stark angegriffen und die Schleimhaut wird geschädigt. Mögliche Folgen schwerer Schleimhautschäden können Magengeschwür (Ulcus ventriculi), Magenblutungen oder Magendurchbruch sein.
In den meisten Fällen setzt eine akute Magenschleimhaut-Entzündung plötzlich ein und wird oft durch starke Oberbauchschmerzen, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen begleitet. Dagegen entwickelt sich eine chronische Gastritis sehr langsam, bereitet oft keine Schmerzen und wird daher sehr spät entdeckt.
Die Gastritis kann nach dem Auftreten (akut oder chronisch), der anatomischen Lokalisation oder der Ursachen eingeteilt werden. In der Praxis wird aber häufig die Einteilung nach akut oder chronisch vorgenommen. Die chronische Form wird nochmals unterteilt in:
Man vermutet, dass in den westlichen Ländern etwa die Hälfte aller über 50-Jährigen an einer chronischen Gastritis leiden. Am häufigsten kommt hier die Typ B Gastritis vor. In den meisten Fällen verlaufen die chronischen Entzündungen jedoch unbemerkt ab und werden oft zufällig bei der Abklärung anderer Erkrankungen entdeckt.
Es gibt verschiedene Formen der Gastritis, die unterschiedliche Ursachen haben können. Bei allen Formen der Magenschleimhaut-Entzündung werden die Magenzellen durch bestimmte Gifte angegriffen und geschädigt.
Man unterscheidet prinzipiell zwischen einer akuten und einer chronischen Gastritis. Zu den Ursachen einer akuten Gastritis zählen:
Die chronische Gastritis wird, in Abhängigkeit von der auslösenden Ursache, in drei Typen eingeteilt:
Die Typ A Gastritis kommt selten vor und macht nur 5 Prozent aller Magenschleimhaut-Entzündungen aus. Sie manifestiert sich vorwiegend im Bereich des Magenkorpus. Es handelt sich um eine Autoimmunkrankheit, deren Pathogenese noch nicht vollständig geklärt ist. Bei dieser Form der Erkrankung sind Autoantikörper gegen körpereigenes Gewebe gerichtet. In diesem Fall sind es die Belegzellen der Magenschleimhaut und gegen den, von ihnen produzierten Intrinsic-Faktor.
Der Intrinsic-Faktor ist für die Aufnahme von Vitamin B12 aus dem Darm erforderlich. Durch den Mangel an Intrinsic-Faktor entwickelt im Laufe der Zeit ein Vitamin B12-Mangel. Die Zerstörung der Belegzellen führt zu einer verminderten Produktion von Magensäure, der pH-Wert im Magen steigt an und es kommt gleichzeitig zu einer vermehrten Ausschüttung von Gastrin.
Das Hormon Gastrin wird in den G-Zellen des Magens produziert und stimuliert die Magensäuresekretion aus den Belegzellen. Kommt es nun zu einer verminderten Magensäureproduktion, so wird das Hormon verstärkt ausgeschüttet, um die Säurebildung wieder anzukurbeln. Dieser Regelmechanismus funktioniert nur dann, wenn die Belegzellen nicht zerstört sind. Die ständige Stimulierung und die vermehrte Abgabe von Gastrin führt zu einem gehäuften Auftreten von Karzinoiden (spezielle Form von bösartigen Tumoren des Magen-Darm-Traktes).
Die Typ B Gastritis macht 85 Prozent der chronischen Magenschleimhaut-Entzündungen aus und betrifft meistens den Antrumbereich des Magens. Es handelt sich hier um eine Infektion der Magenschleimhaut mit dem Bakterium Helicobacter pylori (HP). Der Erreger wird fäkal-oral aufgenommen und breitet sich im gesamten Magen aus. Das Bakterium ist in der Lage, im sauren Milieu des Magens zu überleben und siedelt sich an der gesamten Schleimhautoberfläche an. Je dichter die Besiedlung ist, desto gravierender ist das Ausmaß der Gastritis.
Der Erreger Helicobacter-pylori bildet im Magen das Enzym Urease und führt somit zu einem alkalischen Milieu. Dadurch wird die Magensäureproduktion gestört und die Schleimhaut geschädigt. Das Bakterium führt zu chronischen Magengeschwüren und wird für die Entstehung von Magenkrebs verantwortlich gemacht.
Anhand neuer Untersuchungen konnte man feststellen, dass mit steigendem Lebensalter auch die Besiedlung des Magens mit Helicobacter pylori zunimmt. In den westlichen Ländern sind ungefähr 60 Prozent der über 60-Jährigen mit dem Erreger infiziert. Allerdings muss hier erwähnt werden, dass nicht jede Infektion mit dem Bakterium Helicobacter pylori zu einer Gastritis führen muss. Viele Menschen sind mit diesem Keim infiziert, ohne dass sie daran erkranken.
Die Typ C Gastritis ist eine chemisch induzierte Gastritis, dass heißt sie entsteht durch die Einwirkung giftiger Substanzen auf die Magenschleimhaut. Die Typ C Gastritis macht circa 10 Prozent der Magenschleimhaut-Entzündungen aus. Als Hauptursache kommt Gallenflüssigkeit in Frage, die aus dem Zwölffingerdarm in den Magen zurückfließt (Gallenreflux), sich dort aufstaut und die Pylorusschleimhaut schädigt.
Als weitere Ursachen können hier aufgezählt werden: Lebensmittelvergiftungen, chronischer Alkohol- und Nikotinkonsum, bestimmte Schmerzmittel wie Aspirin, Diclofenac (Voltaren und Ibuprofen) und Antibiotika, sowie Verätzungen. All diese Faktoren zerstören die Schutzschicht der Magenschleimhaut, so dass Magengeschwüre auftreten können.
Es werden noch zwei weitere Formen der Gastritis beschrieben, die aber in den medizinischen Lehrbüchern nicht näher erläutert werden. Die Typ D Gastritis fasst diverse Sonderformen zusammen. Hierzu gehören alle Entzündungen, die durch seltene Erreger ausgelöst werden, die Morbus-Crohn-Gastritis, die kollagene Gastritis.
Dann gibt es noch die Typ R Gastritis, die infolge häufigen Sodbrennens entstehen kann und zu schwersten Komplikationen führen kann (z.B. Barrett-Ösophagus).
Die Gastritis kann sich durch unterschiedliche Beschwerden bemerkbar machen. Während die chronische Gastritis kaum oder keine Beschwerden verursacht, macht sich die akute Gastritis durch plötzlich einsetzende Beschwerden bemerkbar.
Bei der akuten Gastritis bestehen oft Oberbauchschmerzen und ein Druckgefühl. Die Patienten klagen oft über Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Aufstoßen und einem unangenehmen Geschmack im Mund. Im schlimmsten Fall kann es zu Magenblutungen kommen, die dadurch erkannt werden können, dass das Erbrochene ein dunkelbraunes bis schwarzes Aussehen (kaffeesatzartig) hat. Weitere Anzeichen sind neben dem Bluterbrechen eine Anämie. Zudem verstärken sich die Beschwerden oft nachdem etwas gegessen wird.
Dagegen macht die chronische Gastritis eher unspezifische Beschwerden. Neben den Oberbauchschmerzen können Blähungen und Völlegefühl nach dem Essen auftreten. Wenn die Beschwerden über eine längere Zeit anhalten, sollten die Patienten zur weiteren Abklärung einer Röntgenuntersuchung oder einer Magenspiegelung unterzogen werden. Die chronische Gastritis kann zu Sickerblutungen führen, die nicht selten einen hohen Blutverlust verursachen. Als Folge des dauernden Blutverlustes kommt es zu einer Eisenmangelanämie, die sich durch Symptome wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit und mangelnde Leistungsfähigkeit bemerkbar macht.
Anhand der geschilderten Beschwerden einer akuten Gastritis kann der Arzt bereits eine Verdachtsdiagnose stellen. Bei der körperlichen Untersuchung ist das Abtasten des Oberbauches, für den Patienten zum Teil schmerzhaft. Im folgenden kann eine Blutuntersuchung (hohe Entzündungswerte etc.) und eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie) durchgeführt werden. Bei Verdacht auf eine Typ A Gastritis kann das Blut des Patienten auf Antikörper gegen Parietalzellen und den den intrinsischen Faktor untersucht werden. Eine exakte Diagnose kann letztlich nur durch eine Magenspiegelung (Gastroskopie) gestellt werden.
Bei der Magenspiegelung geht der Arzt mit einem Endoskop (an der Spitze mit einer Kamera und einer Zange ausgestattet) in den Magen rein. Im Rahmen dieser Untersuchung werden mit einer Mini-Zange kleine Gewebsstückchen (Biopsien) aus der auffälligen Magenschleimhaut entnommen und mikroskopisch untersucht. So kann man erkennen, ob es sich um eine Magenschleimhaut-Entzündung (wenn ja, um welche Art von Gastritis), ein Magengeschwür (Ulcus Ventriculi) oder um ein Magenkrebs handelt.
Aus einer Gewebeprobe, die bei einer Magenspiegelung gewonnen wurde, können die Erreger auch über die Züchtung der Bakterienkultur nachgewiesen werden. Mit der Biopsieprobe kann man auch einen Test auf Urease durchführen.
Während der Gastroskopie kann man noch gleichzeitig einen Urease-Schnelltest durchführen. Mit diesem Test wird ein Enzym (Urease) des Helicobacter pylori Keimes nachgewiesen. Dadurch kann man also noch während der Gastroskopie, den Typ der Gastritis feststellen.
Zur Diagnosestellung der Typ B Gastritis stehen spezielle Tests zur Verfügung. Man kann den Antikörpertiter im Blut bestimmen lassen, welches aber nur bedingt aussagekräftig ist. Daher wird oft ein Atemtest durchgeführt.
Als weitere Möglichkeit zum Nachweis des Bakteriums gibt es, wie bereits erwähnt den 13C- oder 14C-Harnstoff-Atemtest. Bei diesem Atemtest nimmt der Patient eine Testmahlzeit zu sich, die radioaktiv markierten Harnstoff enthält. Besteht eine Helicobacter pylori Infektion, so wandelt das Bakterium den Harnstoff um und setzt 13C- oder 14C-markiertes Kohlendioxid frei. Die Ausatemluft wird dann in einem Behälter gesammelt und ausgewertet. Mit einer hohen Wahrscheinlichkeit kann man so den Erreger gut nachweisen. Der Atemtest wird heute auch als Standard bei der Nachsorgeuntersuchung bereits behandelter Patienten eingesetzt.
Die Symptome einer Gastritis sind unspezifisch und können so zu Fehldeutungen und Fehldiagnosen führen. Diese können jegliche Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes sein. Insbesondere kommen folgende Krankheiten in Frage, die ausgeschlossen werden sollten:
Da es verschiedene Typen der Gastritis gibt, kann man erst nach exakter Diagnosestellung mit der richtigen Therapie beginnen. Die Behandlung sieht je nach Gastritistyp sehr unterschiedlich aus:
Die Behandlung der Typ A Gastritis richtet sich nach dem Schweregrad der Entzündung. In erster Linie werden Medikamente wie Magensäure blockende Protonenpumpenhemmer, säureneutralisierende Antazida und säureblockende Antihistaminika verabreicht. Besteht gleichzeitig ein Vitamin B12 Mangel, so ist eine lebenslange Substitution (Zufuhr) von Vitamin B12 erforderlich.
Außerdem sollten jährlich Kontrollgastroskopien durchgeführt werden. Typ A Gastritis Patienten erkranken nämlich häufiger an Magenkrebs, deshalb sind insbesondere hier die Kontrollgastroskopien sehr wichtig, um eventuell einen Magenkrebs frühzeitig zu entdecken.
Bei einer Typ B Gastritis erfolgt eine Eradikationstherapie des Helicobacter pylori. Es handelt sich um eine siebentägige Behandlung. Die Patienten erhalten eine Kombination aus drei Medikamenten, die sie täglich in einer festgelegten Dosis einnehmen müssen (daher auch Triple-Therapie genannt). Diese sind ein Protonenpumpenhemmer und zwei Antibiotika, das Amoxicillin und Clarithromycin (alternativ kann auch Metronidazol verabreicht werden). Mit dieser Therapie wird das Bakterium gezielt angegriffen und abgetötet.
Nach Abschluss der Behandlung sollte der Helicobacter pylori nicht mehr nachweisbar sein. Dies äußert sich zum einen durch die Beschwerdefreiheit des Patienten und durch den unauffälligen C13-Atemtest. Sind die Beschwerden aber weiter vorhanden so ist eine, nach etwa sechs bis acht Wochen, nach der letzten Medikamenteneinnahme, erneute Gastroskopie erforderlich. Hier wird der Behandlungserfolg nochmals überprüft. Die Typ B Gastritis stellt auch eine Präkanzerose dar, dass heißt es besteht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit einen Magenkrebs auszubilden.
Die Therapie der Typ C Gastritis besteht nur in der Beseitigung der Ursachen. Dies wird durch den Verzicht der Einnahme schädlicher Noxen erreicht, z.B. durch Meidung von Alkohol oder vorsichtige Einnahme von bestimmten Medikamenten (Prokinetika, Schmerzmittel). Auch hier ist der Einsatz von Säureblockern indiziert und sollte zusätzlich mit Magenschutzmedikamenten kombiniert werden.
Bei allen Formen der Gastritis werden Medikamente eingesetzt, die die Magensäureproduktion hemmen (Säureblocker), da der saure Magensaft zu der Entstehung einer akuten Gastritis wesentlich beiträgt. Besonders wirksam sind hier die Protonenpumpenhemmer (z.B. Omeprazol, Pantoprazol), aber auch H2-Rezeptorenblocker (z.B. Cimetidin, Ranitidin) können eingesetzt werden.
Bei einer Magenschleimhaut-Entzündung kann man auch Antazida verabreichen, da sie die von den Drüsen abgesonderte Magensäure neutralisieren. Die verminderte Magensäureproduktion führt zur Linderung der Schmerzen und zur Erholung der Schleimhaut.
Sind starke Krämpfe vorhanden, so können Arzneimittel eingesetzt werden, die die Magenbewegungen anregen (z.B. Domperidon).
Ist die Therapie nicht erfolgreich und unzureichend gewesen, so kann die Gastritis chronifizieren oder es kann sich ein Magengeschwür (Ulcus) entwickeln.
Insgesamt sollten die Patienten alles was die Schleimhaut reizt und schädigt vermeiden (zum Teil ist dies nur vorübergehend nötig). Dazu zählen Medikamente wie NSAR, Kaffee, Alkohol, Nikotin, scharfe und fettige Speisen.
Die Prognose der Magenschleimhaut-Entzündung ist abhängig von der zugrunde liegenden Ursache. Mit einer richtigen Therapie und einer magenfreundlichen Lebensweise heilt eine akute Gastritis in der Regel gut ab. Dagegen können chronische Magenschleimhaut-Entzündungen langwieriger sein und zu dauerhaften Magenschäden führen.
Es gibt keine bestimmte Diät um Magenschleimhaut-Entzündungen vorzubeugen. Jedoch gibt es einige empfehlenswerte Tipps:
Letzte Aktualisierung am 25.06.2021.