Viele Menschen denken, dass ein täglicher Stuhlgang notwendig und normal ist, treten hier Schwierigkeiten auf, dann sprechen sie sofort von einer Verstopfung. Doch die Mediziner sprechen erst dann von einer Verstopfung, wenn der Betroffene weniger als drei Mal pro Woche Stuhlgang hat und nur geringe Mengen Stuhl absetzt (weniger als 35 Gramm). Der Stuhl ist hier sehr hart, die Stuhlentleerung zum Teil schmerzhaft und nur durch starkes Pressen möglich.
Verstopfung ist keine eigene Krankheit, sie kann als Begleiterscheinung verschiedener Krankheiten mit auftreten. In den meisten Fällen liegt eine funktionelle Darmstörung vor, dass heißt der Stuhl wird nur teilweise und verzögert entleert und den Symptomen können keine organischen Ursachen zugrunde gelegt werden. Stuhlentleerungen dreimal am Tag bis zu dreimal pro Woche sind normal, sie müssen aber nicht unbedingt täglich erfolgen.
In Deutschland leiden bis zu 20 Prozent der Bevölkerung zumindest zeitweise unter Verstopfung, laut Schätzungen des Deutschen Grünen Kreuzes. Frauen leiden häufiger unter einer Verstopfung als Männer. Ältere Menschen dagegen sind fünf Mal häufiger betroffen als jüngere Erwachsene. Der Grund dafür liegt meist in der falschen Ernährung, geringer Flüssigkeitszufuhr, Bewegungsmangel, schlechten Toilettengewohnheiten sowie der Einnahme verschiedener Medikamente im hohen Alter.
Verstopfung kann verschiedene Ursachen haben
Einer Verstopfung können verschiedene Ursachen zugrunde liegen. Man unterscheidet zwischen der chronischen und akuten Verstopfung. Akute Verstopfungen treten plötzlich ein, chronische Verstopfungen dagegen sind lang anhaltend mindestens über drei Monate und der Stuhlgang bleibt länger als drei bis vier Tage aus.
Die häufigste Ursache einer chronischen Verstopfung sind funktionelle Störungen. Das bedeutet, die Verstopfung ist durch eine falsche Ernährung (geringe Flüssigkeitszufuhr und ballaststoffarme Ernährung) und mangelnde Bewegung bedingt. Auch Stress und das Reizdarmsyndrom können eine chronische Verstopfung verursachen. Frauen können auch während einer Schwangerschaft durch die hormonelle Umstellung oft unter einer Verstopfung leiden.
Entsprechend der Ursachen kann die chronische Verstopfung unterteil werden in:
- Kologene Verstopfung (Slow-transit-Obstipation): Sie ist definiert als langsame Passage der Nahrung durch den Darm, aufgrund mangelnder Beweglichkeit des Darms. Durch die langsame Vorwärtsbewegung des Darms, wird dem Darminhalt mehr Wasser entzogen, was eine Verstopfung herbeiführt. Häufige Ursachen für diese Form der Verstopfung sind Nerven- und Muskelstörungen, Schilddrüsenunterfunktion und Nebenwirkungen von Medikamenten.
- Anorektale Verstopfung: Die anorektale Verstopfung ist auf Störungen oder Veränderungen im Bereich des Enddarms (Rektum) und des Anus zurückzuführen. Verschiedene Erkrankungen wie Verengungen (Analstenosen), Prolaps (ein Teil des Mastdarmgewebes rutscht durch starkes Pressen beim Stuhlgang durch den After nach außen), gestörte Motorik von Enddarm und After und Aussackungen des Enddarms (Rektozele) können diese Form der Verstopfung verursachen.
- Idiopathische Verstopfung: Idiopathisch bedeutet „aus nicht ersichtlichem Grund", dass heißt bei dieser Verstopfung liegt keine krankhafte Veränderung der Darmfunktion oder der Darmanatomie vor. Es liegen keine organischen Ursachen zugrunde, oft findet man bei den Betroffenen das Phänomen des unterdrückten Stuhldrangs.
Weitere häufige Erkrankungen, die zu einer Verstopfung führen können, sind:
- Darmkrebs
- Parkinson-Krankheit
- Multiple Sklerose
- Schilddrüsenunterfunktion
- Stoffwechselerkrankungen
- fiebrige Infekte
- Reizdarmsyndrom
- schmerzhafte Hämorrhoiden
- Divertikluose (Bildung von Darmausstülpungen)
- Divertikulitis (Entzündung der Darmausstülpungen)
Mögliche Ursachen der akuten Verstopfung:
- Reisen
- Bettlägerige Patienten, z.B. nach einer OP
- Darmverschluss
- Wechseljahre
- Pubertät
- Medikamente wie Schmerzmittel oder Hustenmittel
Vielfältige Symptome treten bei Verstopfung auf
Die Beschwerden einer Verstopfung können vielfältig sein. Die Betroffenen leiden häufig unter Völlegefühl. Der Bauch ist meistens hart und aufgebläht. Die Stuhlentleerung ist schwierig und oft schmerzhaft, häufig werden nur harte kleine Bröckchen ausgeschieden. Viele Patienten haben das Gefühl der nicht vollständigen Darmentleerung.
Die Beschwerden der akuten Verstopfung gleichen denen der chronischen Verstopfung. Doch diese Form der Verstopfung tritt akut ein, kommt selten vor und muss immer medizinisch untersucht werden. Neben den typischen Verstopfungsbeschwerden können Alarmzeichen auftreten, die eine sofortige Behandlung erfordern. Hierzu gehören Beschwerden wie heftige unerträgliche Schmerzen, geschwollener Bauch, Erbrechen von Kot und Schock. Die akute Verstopfung kann Zeichen eines Darmverschlusses sein. Die Betroffenen müssen sofort stationär behandelt werden, da der Darmverschluss unbehandelt tödlich enden kann.
Die Diagnose Verstopfung wird nach einer genauen körperlichen Untersuchung gestellt
Durch verschiedene Untersuchungen kann man klären, ob organische Krankheiten Ursache der Verstopfung sind. Das Arztgespräch und die genaue körperliche Untersuchung liefern dem Arzt am Anfang wichtige Hinweise. Hierbei werden dem Patienten Fragen zur Stuhlfrequenz, Beschaffenheit, Beginn, Dauer, Schmerzen und der aktuellen Medikamenteneinnahme gestellt. In der folgenden körperlichen Untersuchung wird dem Patienten der Bauch abgeklopft und abgehört.
Zum Ausschluss organischer Ursachen können weitere Untersuchungen durchgeführt werden.
- Stuhluntersuchung auf Blut: Mit dieser Untersuchung versucht man zu erkennen, ob die Ursache der Verstopfung auf eine Krankheit zurückzuführen ist, z.B. Divertikulose. Wird Blut im Stuhl nachgewiesen, deutet dies meistens auf eine Entzündung oder einen Darmtumor hin.
- Ultraschalluntersuchung: Bei dieser Untersuchung werden die inneren Organe des Bauchraums auf einen Bildschirm dargestellt. Auf diese Weise kann man krankhafte Veränderungen wie Darmverengungen gut erkennen.
- Röntgenuntersuchung: Die Aufnahmen werden mit einem Kontrastmittel (meistens Bariumbrei) durchgeführt, der die Lage und Funktion des Dickdarms im Bauchraum untersucht. Für diese Untersuchung muss der Darm vorher gut entleert werden (durch Einläufe).
- Darmspiegelung (Endoskopie): Mit einem Instrument, der dem Patienten eingeführt wird, hat der untersuchende Arzt die Möglichkeit sich die Darmschleimhaut anzusehen und zu beurteilen. Mit der Darmspiegelung können unter anderem Polypen und Krebsgeschwüre gut erkannt werden. Es gibt noch die Rektoskopie, der lediglich den Mastdarm untersucht. Bei der Koloskopie werden auch höhere Abschnitte des Darms mit untersucht.
- Kolonpassagetest: Dieser Test wird selten durchgeführt und gibt Informationen über die Dickdarmtätigkeit und den Ausscheidungsrhythmus. Der Patient schluckt täglich an sechs aufeinander folgenden Tagen morgens immer zur gleichen Zeit, mit Bariumsulfat gefüllte Kapseln. Am siebten Tag erfolgt dann zur gleichen Zeit eine Röntgenaufnahme des Bauches. Somit kann festgestellt werden, wie viele Kapseln sich im Dickdarmabschnitt befinden. Dadurch kann die Passagezeit (Zeit der Stuhlwanderung durch den Darm) rechnerisch ermittelt werden. Die oberste tolerierbare Grenze liegt bei 64 Stunden. Bei Patienten mit einer Verstopfung werden Passagezeiten bis zu 120 Stunden beobachtet.
Liegen besondere Fragestellungen vor, können Spezialuntersuchungen wie Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) durchgeführt werden.
Differentialdiagnose
Die Verstopfung ist als Begleitsymptom verschiedener Erkrankungen vorzufinden. Dabei ist ganz wichtig dass man sich nicht nur auf organische Ursachen fixiert, denn auch andere Umstände können eine Verstopfung verursachen. Deswegen ist es auch manchmal sinnvoll, eine frauenärztliche und nervenärztliche Untersuchung durchführen zu lassen. Meist liegt keine wichtige Erkrankung zugrunde und die Verstopfung lässt sich durch eine Ernährungsumstellung, Flüssigkeitszufuhr und regelmäßige Bewegung wieder beheben.
Die Therapie der Verstopfung richtet sich nach deren Ursache
Die Therapie der Verstopfung ist abhängig von der Ursache. In den meisten Fällen, wenn keine organische Ursache vorliegt, lässt sich die Verstopfung durch eine Umstellung auf ballaststoffreiche Ernährung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr (mind. 2 Liter) und regelmäßige Bewegung gut behandeln, mit dem Ziel die Darmfunktion erneut anzuregen. Für die Therapie der Verstopfung stehen zur Auswahl:
- Abführmittel (Laxantien): Diese Medikamente führen zu einer Darmentleerung indem sie den Darminhalt vergrößern und die Eigenbewegung des Darms fördern. Man unterscheidet sie anhand ihrer Wirkungsweise in Füll- und Quellstoffe, Motilitäts- und Sekretionsbeeinflussende Abführmittel, Wasserbindende Abführmittel und Einläufe. Wichtig ist, Laxantien (synthetisch oder pflanzlich) dürfen nur über einen kurzen Zeitraum eingenommen werden. Eine längere Einnahme darf nur unter ärztlichen Rat erfolgen.
- Füll- und Quellstoffe: Anwendbar bei leichten Verstopfungen. Die Wirkung tritt erst in einigen Tagen ein. Zu den am häufigsten verwendeten Quellstoffen gehören Leinsamen, Weizenkleie oder indischer Flohsamen. Besonders wichtig ist hier zusätzlich die ausreichende Zufuhr von Flüssigkeit bei Anwendung von Quellstoffen. Die Flüssigkeit wird für die Aufquellung der Stoffe benötigt. Die Darmwand wird dadurch gedehnt und der Darm zur verstärkten Bewegung angeregt.
- Motilitäts- und Sekretionsbeeinflussende Abführmittel: Diese Abführmittel führen zu einem verminderten Wasserentzug aus dem Darminhalt. In diese Klasse gehören Abführmittel wie Senna, Aloe, Cascara und synthetische Triarylmethanderivate (z.B. Bisacodyl oder Natriumpicosulfat). Die Sennapflanze ist hier am breitesten untersucht worden. Die Wirkstoffe werden erst im Dickdarm durch die Darmbakterien aufgespalten. Die Darmbewegung wird gezielt an der Stelle gefördert, wo die Verstopfung sitzt. Dadurch wird der Weitertransport gewährleistet und die Wasserrückresorption vermindert.
- Wasserbindende Abführmittel: Als wasserbindende Abführmittel gelten alle Salze wie Bittersalz und Zucker wie Lactulose und Alkohol. Der harte Stuhl wird durch die Flüssigkeitsaufnahme aufgeweicht und die Darmwand wird gedehnt. Durch diesen Effekt kommt es erneut zu einer verstärkten Darmbewegung und einer leichteren Stuhlabsetzung.
- Einläufe: Mit Hilfe eines Klistiers oder eines Irrigators, die in der Apotheke erhältlich sind, wird über den After Flüssigkeit in den Darm gepresst und der Darm stark aufgeweitet. Innerhalb von fünf bis 20 Minuten kommt es schließlich zur Stuhlentleerung. Obwohl die abführende Methode eher schonend ist, kann sie trotzdem die Analschleimhaut reizen und zu Fissuren (Risse in der Analschleimhaut) führen. Eine dauerhafte Anwendung führt zur Gewöhnung und Darmträgheit. Einläufe werden auch oft im Krankenhaus vor medizinischen Untersuchungen wie Endoskopien oder auch vor einer Entbindung durchgeführt.
Die Prognose für Verstopfung ist von der zugrundeliegenden Krankheit abhängig
Eine Verstopfung lässt sich in der Regel gut beheben. Lässt sich die Verstopfung durch einfache Maßnahmen nicht beseitigen, so ist ein Arztbesuch erforderlich um die eventuell zugrunde liegende Krankheit zu diagnostizieren und zu behandeln. Je nachdem um welche Krankheit es sich handelt, kann die Prognose unterschiedlich gut oder schlecht ausfallen.
Hilfreiche Tipps bei Verstopfung
Viele Menschen finden es peinlich über das Problem der Verstopfung zu reden und zögern oft einen Arztbesuch heraus. Sie versuchen die Verstopfung selbst zu beheben, weil sie meistens Angst vor möglichen unangenehmen Untersuchungen haben. Doch wenn eine Verstopfung länger anhält oder eine akute Verstopfung mit Fieber oder Schmerzen auftritt, ist ein Arztbesuch zwingend erforderlich, da es sich in einigen Fällen um wichtige Erkrankungen handeln kann, die wenn sie frühzeitig erkannt werden, gut behandelbar sind.
Die Umstellung der Ernährung auf ballaststoffreiche Kost, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und vermehrte Bewegung lassen die Verstopfung meist wieder verschwinden. Deshalb sollte man immer erst seine Gewohnheiten ändern, bevor man zu Abführmitteln greift.
Hier noch einige wichtige hilfreiche Tipps:
- Unterdrücken sie niemals ihren Stuhlgang, wenn Sie merken Sie müssen, dann gehen Sie auch.
- Nehmen Sie sich Zeit für den Stuhlgang, entspannen Sie sich und lockern ihre Schließmuskeln. Meist ist dies für die Stuhlentleerung schon ausreichend, wenn nicht dann pressen Sie nur leicht. Denn starkes Pressen kann Hämorrhoiden verursachen.
- Kommt trotz Stuhldrang nichts, dann nehmen Sie sich Zeit und nehmen eine Zeitung oder ein Buch mit auf die Toilette. Ein bisschen lesen, bewirkt schon wunder, denn dabei entspannen Sie sich.
- Wenn Sie fertig sind nicht einfach die „Wisch und Weg" Methode anwenden. Der After sollte mit viel Wasser gereinigt und mit einem weichen Baumwolltuch abgewischt werden. Nicht vergessen, zu viel Papier reizt die Haut.
- Verspüren Sie keinen Stuhldrang, dann sitzen Sie nicht umsonst auf der Toilette rum. Gehen Sie erst dann auf Toilette, wenn Sie Stuhldrang verspüren.