Unter Sodbrennen versteht man eine brennende oder schmerzhafte Empfindung im Bereich der Speiseröhre (Ösophagus) und der oberen Magengegend. Die Betroffenen sprechen auch von einem brennenden Schmerz in der Brust.
Die Speiseröhre ist für den Transport der Nahrung vom Mund in den Magen zuständig. Zum Magen hin wird die Speiseröhre durch einen Schließmuskel verschlossen. Dieser Verschluss steht normalerweise fortlaufend unter einer Anspannung (Ruhedruck) und verhindert damit einen Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre. Funktioniert der Schließmuskel zwischen Magen und Speiseröhre nicht, so kommt es zu einem Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre (Ösophagus) und reizt dort die ungeschützte Schleimhaut. Die Patienten verspüren dies als Sodbrennen. Gelangt der Magensaft bis in den Mund, so spricht man von saurem Aufstoßen.
Ein geringer Rückfluss von Magensaft (gastroösophagealer Reflux) ist meistens physiologisch (normal). Dieser Zustand kommt besonders bei Kindern und Jugendlichen vor, sowie bei Schwangeren (durch den zunehmenden Druck im Bauchraum). Ein Sodbrennen dauert in der Regel kurz an und kann schon oft mit rohem Sauerkraut und Natriumhydrogencarbonat gelindert werden. Die Magensäure wird durch Nahrung gebunden und verliert dadurch an Aggressivität, die Beschwerden treten daher meistens zwei Stunden nach der Mahlzeit, beim Bücken oder nachts auf.
Der Rückfluss von Mageninhalt Richtung Speiseröhre wird in der Medizin auch als Reflux (Refluxkrankheit, Refluxösophagitis) bezeichnet, sie ist die pathologische Form des Sodbrennens.
Eine Refluxkrankheit unterscheidet sich vom Sodbrennen durch häufige und wiederkehrende Beschwerden, sowie dem Nachweis einer Schädigung der Speiseröhrenschleimhaut durch die Magensäure. Dagegen ist die Speiseröhrenschleimhaut bei etwa 90 Prozent der Menschen mit Sodbrennen, noch nicht von der Magensäure angegriffen. Sodbrennen selbst ist ein Symptom und keine Krankheit.
In den meisten Fällen kann man dem Sodbrennen keine genaue Ursache zuschreiben. Im Folgenden sind die wichtigsten möglichen Ursachen aufgelistet:
Folgende Beschwerden können bei Sodbrennen auftreten:
Hat sich das Sodbrennen zu einer Refluxkrankheit entwickelt, so kann es unter anderem zu Schluckstörungen, Blutungen und Gewichtsabnahme kommen. Chronische und unbehandelte Sodbrennen kann die Entstehung von Erkrankungen der Atemwege (Heiserkeit, Husten, Asthma) begünstigen. Langfristig kann ein unbehandeltes Sodbrennen auch zum Speiseröhrenkrebs führen. Chronisches Sodbrennen und Refluxerkrankungen, die länger als drei bis vier Wochen anhalten, sollten ernst genommen werden und ärztlich abgeklärt werden.
Der erste Schritt in der Diagnostik besteht in der Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese). Nachdem die Beschwerden von dem Patienten geschildert werden, erfolgt die eigentliche körperliche Untersuchung. Der Arzt untersucht zunächst den Rachenraum, hier kann er sehen ob die Zunge belegt ist oder der Rachen gerötet ist.
Die wichtigsten Untersuchungen zur Diagnosestellung sind:
Patienten mit Refluxbeschwerden sollten wenigstens einmal endoskopisch untersucht werden. Erst durch diese Untersuchung kann eindeutig geklärt werden, ob bereits strukturelle Veränderungen des Gewebes vorliegen. Die Symptome allein sind nicht ausschlaggebend. Denn es gibt Patienten die trotz heftigem Sodbrennen, eine intakte Speiseröhrenschleimhaut aufweisen.
Erst durch die Spiegelung von Speiseröhre, Magen und Anfangsteil des Zwölffingerdarms kann der Differenzierungsgrad der Erkrankung sichergestellt werden.
Die Untersuchung läuft folgendermaßen ab: Vom Rachen aus wird ein flexibles, dünnes, schlauchförmiges Instrument (Endoskop), dass an der Spitze mit einer kleinen Kamera ausgestattet ist, in die Speiseröhre vorgeschoben. Mit Hilfe der Kamera kann man nun auf einem Monitor die Schleimhaut der Speiseröhre, sowie tiefer liegende Bereiche, begutachten. Die Untersuchung kann auf Wunsch mit einer Beruhigungsspritze eingeleitet werden. Zwischenfälle wie zum Beispiel Blutungen oder eine Durchstoßung der Speiseröhrenwand treten relativ selten auf.
Als weiteres Diagnoseverfahren steht die Probatorische Therapie. Bei Verdacht auf eine Refluxerkrankung leitet der Arzt eine Behandlung ein. Bleiben trotz der Therapie die Beschwerden über einige Zeit bestehen, so führt der Arzt weitere diagnostische Maßnahmen wie eine Magenspiegelung durch. Dabei sollte die "versuchsweise" Behandlungsdauer nicht länger als drei bis vier Wochen betragen.
Eine weitere wichtige Diagnosemethode ist die Messung der Säurekonzentration in der Speiseröhre. Das Fehlen von endoskopisch sichtbaren Veränderungen bedeutet nicht, dass keine Refluxkrankheit vorliegt. Klagen die Patienten weiterhin über anhaltende Beschwerden, so sollte man im nächsten Schritt eine so genannte pH-Metrie durchführen lassen.
Mit dieser Methode kann man die Häufigkeit und Dauer des Magensaft-Rückflusses über 24 Stunden ermitteln. Bei diesem Verfahren wird eine dünne Sonde in den unteren Speiseröhrendrittel eingeführt, welches dann die Säurekonzentration (pH-Wert) misst und diese Werte an einen elektronischen Digitalspeicher sendet. Dieser Speicher wird am Körper getragen. Führt auch diese Untersuchung zu keiner Abklärung, so kann man schließlich Druckmessungen in der Speiseröhre durchführen, um die Diagnose sicher zu stellen.
Sodbrennen stellt keine eigene Erkrankung dar, sie ist vielmehr Symptom anderer Erkrankungen. Im Folgenden ist eine Reihe von Krankheiten aufgelistet, die als Symptom unter anderem Sodbrennen auslösen können:
Ziel der Therapie ist das Erreichen einer möglichst raschen Beschwerdefreiheit und die Verhinderung von Rückfällen. Zudem sollten entstandene Schleimhautschäden wieder geheilt werden.
Als Therapieoptionen stehen zur Auswahl:
Krankheiten die Sodbrennen auslösen, werden überwiegend mit Medikamenten behandelt. Zur Auswahl stehen insbesondere Arzneimittel, welche die Magensäure hemmen oder neutralisieren.
Zu den säurehemmenden Mitteln gehören:
Sie neutralisieren die Magensäure und sind rezeptfrei erhältlich. Antazida binden die Säure direkt im Magen, daher sollte man sie erst einnehmen, wenn die Beschwerden auftreten. Deshalb empfiehlt sich eine Einnahme zwei Stunden nach dem Essen und zur Nacht. Gele, Suspensionen oder Kautabletten wirken in der Regel besser als normale Dragees oder Tabletten. Wichtig ist zu beachten: Antazida sollten grundsätzlich in einem zwei Stunden Abstand zu anderen Arzneimitteln eingenommen werden, weil sie deren Wirksamkeit verringern können.
Durch diese Medikamente werden die Angriffsstellen von Histamin, einem wichtigen Botenstoff für die Bildung und Freisetzung der Magensäure, blockiert. Die Protonenpumpen in den säurebildenen Zellen (Belegzellen) werden gehemmt. Auch hier sollte die Einnahme zur Nacht erfolgen, da die Magensäure hauptsächlich nachts gebildet wird.
Sie blockieren die Bildung eines Enzyms, welches das Einströmen der Magensäure in das Mageninnere ermöglicht. Die Einnahme dieses Medikamentes sollte vor allem morgens erfolgen, da das Enzym insbesondere morgens produziert wird. Protonenpumpenhemmer kommen besonders bei starken Beschwerden zum Einsatz und sind deshalb verschreibungspflichtig.
Sie fördern die Bewegung von Magen und Darm. Dadurch wird zum einen die Säure schneller aus dem Magen eliminiert und die Funktion des Schließmuskels verbessert.
Bei der endoskopischen Behandlung wird ein Schlauch, der an der Spitze mit einem optischen System ausgestattet ist, bis in die Speiseröhre eingeführt. Das Endoskop besitzt zudem einen Arbeitskanal, mit dem feinste Instrumente in die Speiseröhre vorgeschoben werden. Der Defekt kann dadurch gut behandelt werden, ohne dass man einen Bauchschnitt vornehmen muss. Ein endoskopischer Eingriff ist für den Patienten wenig belastend und sehr erfolgversprechend.
Hierbei handelt es sich um ein neues endoskopisches Verfahren aus den USA, welches auch als Muskelschrumpfung bekannt ist. Mit einer Radiofrequenztherapie wird die Speiseröhre, vor aufsteigender Säure geschützt. Wie bei einer Magenspiegelung wird auch hier ein dünner, biegsamer Spezialkatheter, das am unteren Ende mit Nadelelektroden versehen ist, in die Speiseröhre eingeführt.
Um den Katheder in der richtigen Position zu halten, wird ein kleiner Ballon, der sich auch an der Spitze des Katheders befindet, durch einen Zugang von außen her mit Kochsalzlösung aufgepumpt. Der Ballon lehnt sich an die Muskelwand an und fixiert somit den Katheter. Bei diesem speziellen Verfahren werden im folgenden hochfrequente Radiowellen, durch die Nadelelektroden in den Schließmuskel abgegeben. Im Bereich der unteren Speiseröhre werden daraufhin, nur die Muskelzellen bis auf 85 Grad Celsius erhitzt und zum schrumpfen gebracht. Die Wärme ruft dabei eine beabsichtigte, örtlich begrenzte Entzündung hervor.
Die Schleimhaut bleibt bei diesem Verfahren unverletzt. Somit kommt es zur Bildung einer natürlichen Säurebarriere. Zudem kommt es nach wenigen Stunden, zu einer Ausbildung von bindegewebigen Fasern im Bereich des Mageneingangs, der wiederum den Ruhedruck im unteren Speiseröhrenschließmuskel erhöht.
Eine weitere Möglichkeit bei der Therapie des Sodbrennen bietet ein kleines Implantat an. Bei diesem erst seit kurzem durchgeführten Verfahren, wird mit einem gewebeverträglichen Kunststoff der untere Speiseröhrenschließmuskel gestützt.
Auch dieser Eingriff, wird wie eine Magenspiegelung durchgeführt. Dabei wird unter Röntgenkontrolle ein gelöster Kunststoff (Polymer), drei bis sechs Millimeter tief, in die Muskelschicht des unteren Speiseröhrenschließmuskels gespritzt. Es bildet sich sofort eine weiche, stabile Masse unter der Schleimhaut, die noch vom Arzt über eine Hilfsapparatur am Endoskop individuell geformt werden kann. Somit wird eine Refluxbarriere gegen aufsteigenden Magensaft gebildet. Der Eingriff wird in der Regel ambulant durchgeführt.
Ein weiteres Verfahren stellt die Magenfaltung dar. Auch bei dieser Methode arbeitet der Arzt mit einem Endoskop, der an der Spitze eine kleine Nähmaschine und Nahtmaterial beinhaltet. Das Endoskop wird zwischen Speiseröhre und Magen positioniert. Der Operateur setzt nun direkt unter dem unteren Schließmuskel, eine Reihe von zwei oder mehr angrenzenden Stichen. Die Nähte werden im Anschluss mit Clips fixiert. Dadurch erreicht man eine bleibende Fältelung im Speiseröhrenmuskel.
Durch diese Fältelung wird der Weg vom Magen in die Speiseröhre verändert und der Säureaufstieg erschwert. Die Magenfaltung wird ambulant und nüchtern durchgeführt. Die Clips können jederzeit, auf Wunsch des Patienten oder wenn erforderlich, wieder entfernt werden.
Die Prognose ist abhängig von der zugrundeliegenden Erkrankung.
Tritt das Sodbrennen mehrmals in der Woche auf oder hält es länger als drei Wochen an, so sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen. In diesen Fällen hilft eine Selbstmedikation nicht mehr weiter.
Hilfreiche Tipps bei Sodbrennen oder Magenbeschwerden:
Letzte Aktualisierung am 29.06.2021.