Das Magengeschwür ist eine gutartige entzündliche Erkrankung der Magenschleimhaut, die bis in die tieferen Wandschichten (bis in die tiefste Muskelschicht) eindringen kann. Man spricht umgangssprachlich auch von einem Ulkus. Der Begriff Ulkus wird sowohl für einen Geschwür im Magen (Ulcus ventriculi) bzw. Zwölffingerdarm (Ulcus duodeni) gebraucht. Ist die Erkrankung nur auf die Oberfläche der Schleimhaut begrenzt, so wird sie als Erosion bezeichnet. Erosionen treten schubweise aus, bereiten selten Beschwerden und klingen nach wenigen Tagen wieder ab.
Ulkuserkrankungen sind häufig auftretende gutartige Gewebsdefekte. Ist an einigen Stellen die schützende Schleimhaut des Magens unterbrochen, so kann hier der saure Magensaft die Schleimhaut angreifen. Diese wird somit angedaut und zerstört und es kommt zur Ausbildung von Magengeschwüren. Reicht das Geschwür bis in die tiefste Schicht hinein, so können auch Blutgefäße beschädigt werden, die zu einer Blutung führen. Vor allem die kleine Kurvatur des Magens ist von Geschwüren betroffen.
Bestimmte Menschen erkranken bevorzugt an diesem Leiden, besonders Menschen mit einer erhöhten vegetativen Empfindlichkeit. Das vegetative Nervensystem ist bei ihnen leichter erregbar, welches sich oft in körperlichen Symptomen äußert wie verstärktes Schwitzen.
Die Beschwerden, die ein Geschwür verursachen kann, treten typischerweise nach der Nahrungsaufnahme auf. Die Zeitspanne, bis es dauert dass sich ein Schmerz ausbildet, kann Hinweise auf die Lage des Geschwürs geben. Denn je höher der Ulkus sitzt, desto früher machen sich die Beschwerden nach einer Mahlzeit bemerkbar. So verursachen Geschwüre, die in der nähe des Magenausgangs lokalisiert sind, erst lange Zeit später nach der Nahrungsaufnahme die Schmerzen. Zwölffingerdarm-Geschwüre dagegen bereiten meist im Nüchternzustand die Beschwerden.
Neben dem Reizmagen und der Magenschleimhautentzündung (Gastritis) zählt das Magengeschwür zu den häufigsten Erkrankungen des Magens. Jährlich erkranken 50 von 100 000 Menschen an einem Ulkus, wobei Männer doppelt so häufig betroffen sind als Frauen. Das Magengeschwür betrifft vor allem ältere Menschen ab dem 60. Lebensjahr. Die meisten Betroffenen leiden unter wiederkehrenden (rezidivierenden) Geschwüren.
Personen, die in der Verwandtschaft ersten Grades, Angehörige mit einer Ulkuskrankheit haben und Personen mit der Blutgruppe 0, tragen ein 50 Prozent höheres Risiko auch an einem Ulkus zu erkranken. Die Ursachen hierfür sind aber bislang unbekannt.
Verschiedene Faktoren können die Ausbildung eines Magengeschwürs begünstigen. Allen gemeinsam ist, dass ein gestörtes Gleichgewicht zwischen aggressiven und defensiven Mechanismen der Magenschleimhaut (z.B. Magensäure, alkalischer Schleim) besteht. Diese Störung kann durch verschiedene Faktoren hervorgerufen werden.
Die häufigste Ursache ist die Infektion mit dem Bakterium Helicobacter pylori. 90 Prozent der Betroffen weisen eine Besiedlung mit diesem Bakterium auf. Der Helicobacter gehört zu den wenigen Bakterien, die nicht durch die Magensäure zerstört werden können. Eine Besiedlung des Magens mit diesem Bakterium führt nicht zwangsläufig zu einem Geschwür. Sie ist auch bei 50 Prozent der gesunden Erwachsenen und älteren Personen über 50 Jahre nachweisbar, ohne dass sie Beschwerden verursachen. Mediziner denken, dass auch andere schädigende Faktoren, z.B. Rauchen oder bestimmte Medikamente (wie die regelmäßige Einnahme von Schmerzmitteln oder entzündungshemmenden Medikamenten) vorhanden sein müssen, damit ein Ulkus entsteht.
Es gibt eine Reihe von Medikamenten, die die Magenschleimhaut schädigen und zu Entzündungen und Geschwüren führen können. Hierzu gehören vor allem die Nicht-steroidalen Antiphlogistika (NSAR, Schmerzmittel), z.B. Acetylsalicylsäure. Sie hemmen nämlich ein Enzym, das Fettsäuren in Prostaglandine umwandelt. Prostaglandine wirken als Schutzmechanismus der Magenschleimhaut, indem sie z.B. die Säuresekretion hemmen. Zudem fördern auch die NSAR die Bildung von Sauerstoffradikalen, die wiederum die Ulkusentstehung begünstigen. Daher wird von der regelmäßigen Einnahme dieser Schmerzmittel abgeraten. Aber nicht nur NSAR sondern auch Glukokortikoide, Biphosphonate und Rheumamedikamente können zu einem Ulkus führen. Wobei Alkohol und Rauchen diese Schädigung zusätzlich fördern.
Psychische Faktoren wie Stress und Depressionen, sowie langanhaltende Konfliktsituationen in Familie oder Beruf können die Bildung eines Geschwürs fördern.
Eine vermehrte Sekretion der Magensäure wird besonders bei Patienten mit einem Geschwür im Bereich des Magenausgangs beobachtet.
Störungen der Bewegungsabläufe (Peristaltikstörungen) im Magen führen zu einer verzögerten Entleerung von festen Speisen im Magen. Gleichzeitig besteht ein Rückstrom von bereits mit Gallenflüssigkeit vermischter Nahrung, aus dem Zwölffingerdarm in den Magen. Die Magenschleimhaut kommt dadurch mit Gallensäure in Kontakt, die zu einer Ulkusbildung führen kann.
Hier liegt ein hormonaktiver Tumor vor, der vermehrt zur Bildung von Gastrin führt. Das Hormon Gastrin wird im Magen gebildet und fördert die Säureproduktion. Eine vermehrte Ausschüttung dieses Hormons führt somit zur Bildung eines Ulkus.
Die Überfunktion der Nebenschilddrüse führt zu einem Überangebot von Kalzium, das unter anderem die Gastrinbildung fördert.
Bei Magengeschwüren können sehr unterschiedliche Beschwerden auftreten. Sie verursachen häufig ein Druckgefühl und Schmerzen im Oberbauch, so genannte epigastrische Schmerzen. Diese Schmerzen können Richtung Brustbein, Unterbauch oder Rücken ausstrahlen. Oft treten die Schmerzen beim Magengeschwür direkt nach der Mahlzeit auf, oder aber können völlig unabhängig von der Nahrungsaufnahme sein. Bei dem Zwölffingerdarmgeschwür wird der Schmerz typischerweise nach der Nahrungsaufnahme gebessert. Auch werden oft bei beiden Geschwürformen Nüchternschmerzen, besonders nachts, beobachtet.
Es können gelegentlich auch unspezifische Symptome wie Übelkeit, Erbrechen oder Appetitlosigkeit auftreten. Die häufigste Komplikation die auftreten kann sind Blutungen, die sich durch Bluterbrechen (Hämatemesis) oder schwarzen Stuhl (Teerstuhl, Meläna) äußern. Es kommt zu der Schwarzfärbung, da das Blut durch den sauren Magensaft zersetzt wird, bevor es in den Darm gelangt.
Selten kommt es zu einem Durchbruch des Geschwürs durch alle Wandteile in die Bauchhöhle. Angedaute Nahrung und Säure gelangen somit in die Bauchhöhle und können eine Bauchfellentzündung (Peritonitis) auslösen, die zu sehr starken Schmerzen im gesamten Bauchraum führen kann.
Das Ulkus kann zu folgenden Komplikationen führen:
Die charakteristischen Schmerzen und Beschwerden können bereits zu einem Verdacht eines Magengeschwürs führen. Deshalb sind die Krankengeschichte und das Gespräch mit dem Patienten sehr wichtig. Bei der körperlichen Untersuchung ist das Abtasten des Oberbauches oft mit starken Schmerzen verbunden.
Routinemäßig wird dem Patienten der Oberbauch mit einem Ultraschallgerät untersucht, ein Röntgenbild des Brustkorbes angefertigt und Blut abgenommen. Bei bestehendem Verdacht wird dann im nächsten Schritt eine Magenspiegelung (Gastroskopie) zur Bestätigung durchgeführt. Dabei werden auch die Speiseröhre und der Zwölffingerdarm mit inspiziert. Man kann während der Spiegelung noch eine Gewebeprobe (Biopsie) aus der Magenschleimhaut entnehmen und sie auf das Bakterium Helicobacter pylori untersuchen lassen. Die Gewebeprobe kann auch mikroskopisch untersucht werden, um einen gutartigen Magenulkus von einem Magenkrebs (Magenkarzinom) zu unterscheiden. Für die Gastroskopie muss der Patient nüchtern sein.
Anhand der Magenspiegelung lässt sich die exakte Diagnose stellen. Doch man muss auch an folgende Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes denken, da sie ähnliche Symptome aufweisen können:
Die Therapie ist abhängig davon, ob das Bakterium Helicobacter pylori nachgewiesen wurde oder nicht. Wurde das Bakterium nachgewiesen, so führt man eine Eradikationstherapie durch.
Mit dieser Kombinationstherapie soll der Helicobacter pylori abgetötet werden. Der Patient erhält hier über einen Zeitraum von sieben Tagen gleichzeitig zwei Antibiotika, das Amoxicillin und Clarithromycin (alternativ Metronidazol), sowie einen Protonenpumpenhemmer.
Ist ein Nachweis des Bakteriums nicht möglich, so erhält der Patient lediglich säurereduzierende Medikamente. Zur Verfügung stehen hier folgende Medikamente:
Diese Medikamente bewirken eine Hemmung der Magensäureproduktion, daher auch Säureblocker genannt. Sie blockieren die Bildung eines Enzyms, der das Einströmen der Magensäure in das Mageninnere ermöglicht. Dieses Enzym wird vor allem morgens gebildet, daher werden die Protonenpumpenhemmer auch morgens eingenommen.
Sie besetzen die Angriffsstellen von Histamin, der als wichtiger Botenstoff für die Bildung und Freisetzung der Magensäure gilt. Die Magensäure wird besonders nachts gebildet, deshalb erfolgt die Einnahme auch zur Nacht.
Diese Medikamente neutralisieren die Magensäure und können daher auch bei der Behandlung eingesetzt werden.
Die Patienten sollten alles, was die Schleimhaut schädigt und reizt, vermeiden. Diese sind vor allem Medikamente wie NSAR-Schmerzmittel, Kaffee, Alkohol, Rauchen, scharfe Speisen, Fett und Gebratenes.
Eine Operation ist immer dann notwendig, wenn
Im Rahmen einer Magenspiegelung kann man eine bestehende Ulkusblutung zum stillen bringen. Die Blutungsquelle wird mit einem Medikament unterspritzt, die zu einer Verengung der Blutgefäße führt und somit die Blutung stoppt. Die Blutungsquelle kann man auch mit einem Fibrinkleber verkleben werden oder mit einem Laser veröden. Bei sehr starken Blutungen, die sich nicht endoskopisch therapieren lassen und bei Magendurchbrüchen (Perforationen) ist dringend eine Operation notwendig.
Die Bestrahlung der Magenschleimhaut mit blauem Licht ist zurzeit noch in klinischer Erprobung. Das blaue Licht ist in der Lage das Bakterium Helicobacter pylori abzutöten. Erweist sich diese Methode als erfolgreich, so kann sie in Zukunft alternativ bei Antibiotikaresistenz der Bakterien angewandt werden.
Nach einer erfolgreichen Therapie sollte man immer eine Magenspiegelung zur Kontrolle durchführen. Damit soll ein Magenkrebs ausgeschlossen werden, denn in etwa drei Prozent der Fälle führt ein chronisches Magengeschwür zu Magenkrebs.
Die Heilungsraten bei Magengeschwüren haben sich in den letzten Jahren, durch die moderne medikamentöse Therapie, deutlich verbessert. Geschwüre mit Nachweis von Helicobacter pylori sind durch die erfolgreiche Eradikationstherapie gut heilbar. In der Regel besteht eine gute Prognose, wenn keine Komplikationen auftreten. So verschlechtern z.B. schwere Blutungen oder die Indikation für eine OP immer die Prognose.
Bei Magengeschwüren sind folgende Maßnahmen sinnvoll und empfehlenswert:
Letzte Aktualisierung am 29.06.2021.