Das Hüftgelenk ist das größte Gelenk des Körpers und besitzt einen komplexen Aufbau. Die Grundlage bilden der Oberschenkelknochen und die Gelenkpfanne des Hüftknochens. Diese beiden knöchernen Strukturen liegen jedoch nicht direkt aufeinander. Die Oberfläche des Oberschenkelknochenkopfes und das Innere der Gelenkpfanne sind mit Knorpel überzogen. Er hat die Aufgabe, Stöße abzupuffern, die Bewegungsreibung zu verringern und den Knochen zu schützen.
Das Gelenk wird zusätzlich noch durch verschiedene Strukturen geschützt. Der Bandapparat ist im Hüftbereich besonders stark ausgeprägt. Vier verschiedene Bänder winden sich schraubenförmig um den Kopf des Oberschenkelknochens und verbinden ihn mit dem Hüftknochen.
Dadurch wird das ganze Gelenk stabilisiert und ein unkontrolliertes Abknicken verhindert. Die gleichen Effekte werden durch die starke Muskulatur erreicht, die das Hüftgelenk überqueren. Zusätzlich wird die Gelenkpfanne noch durch eine Gelenklippe vertieft.
Dadurch wird zwar die Bewegungsfreiheit des Gelenks eingeschränkt, die Sicherheit vor Luxationen (Ausrenkungen) wird jedoch immens erhöht.
Das Krankheitsbild „Hüftgelenksarthrose" entsteht durch einen Verschleiß vor allem des Oberschenkelknochenknorpels. Dieser Verschleiß betrifft nur den Knorpel direkt, die anderen Systeme werden aber bei chronischer Arthrose und Gelenkfehlstellung in Mitleidenschaft gezogen.
Krankheiten, die den gesamten Stoffwechsel betreffen können auch dem Gelenkknorpel großen Schaden zufügen. Als Beispiel sei hier Diabetes mellitus genannt. Bei Diabetes kommt es zu Gefäßveränderungen, bis hin zu kompletten Verschlüssen von kleineren Gefäßen. Knorpel wird nicht direkt durchblutet, er bekommt seine Nährstoffe über Blutgefäße, die in der Nähe liegen (z.B. Gelenkkapsel).
Es besteht also auch im gesunden Zustand eine grenzwertige Ernährungssituation. Wird diese durch den Verschluss eines wichtigen Gefäßes noch verschärft, wird der Knorpel unterernährt und bildet sich zurück, bis Verbrauch und Angebot an Nährstoffen wieder übereinstimmen. Hieraus können schwere Knorpeldegenerationen (Rückbildungen) resultieren.
Vor allem das Hüft- und das Kniegelenk sind von Fehlstellungen betroffen, da sie das ganze Körpergewicht tragen müssen. Die Fehlstellungen bewirken, dass nur ein geringer Teil des Knorpels das gesamte Körpergewicht tragen muss. Hieraus entstehen Schäden, die ab einem gewissen Punkt nicht mehr zu reparieren sind.
Der Hauptgrund aber für eine Hüftgelenksarthrose ist Verschleiß. Das Hüftgelenk ist schon beim normalen Gehen extremen Belastungen ausgesetzt, durch Sprünge oder Sprints werden diese noch erhöht. Dazu kommt, dass dieses Gelenk sehr sicher sein muss. Es stellt gewissermaßen den tragenden Pfeiler der Skelettkonstruktion dar. Darum sind sowohl Muskulatur als auch Bänderschraube darauf ausgelegt, den Oberschenkelkopf in die Hüftpfanne zu pressen. Die Schwerkraft tut ihr übriges. Durch all diese Belastungen wird der Knorpel über Jahre hinweg soweit geschädigt, dass eine Regeneration nicht mehr möglich ist.
Die Symptome können in zwei Kategorien eingeteilt werden. Es gibt unspezifische Symptome, die theoretisch auch durch andere Erkrankungen oder Verletzungen ausgelöst werden können. Und es gibt die spezifischen Symptome, die eine Arthrose relativ deutlich darstellen.
Durch die Knorpelschädigung mit Zelluntergang wird eine Entzündungsreaktion in Gang gesetzt. Dadurch schwillt das Hüftgelenk an, die Muskeln verspannen sich und die Beweglichkeit wird stark eingeschränkt. Das kann so weit gehen, dass normales Laufen nicht mehr schmerzfrei möglich ist.
Das einzige spezifische „Symptom" ist der Verlauf der Schmerzkurve, die in verschiedene Stadien eingeteilt werden kann.
Zuerst wird noch kein Schmerz verspürt, obwohl der Knorpel schon geschädigt ist. Der Grund hierfür ist, dass der Knorpel keine Nerven besitzt, die Schmerzreize weiterleiten könnten. Eine geringfügige Schädigung wird also nicht bemerkt.
Das erste Stadium könnte im Röntgenbild erkannt werden, da der Gelenkspalt (Abstand Oberschenkelknochen - Hüftpfanne) aufgrund des abgeriebenen Knorpels verkleinert erscheint.
In diesem Stadium bestehen die Schmerzen jedoch nur bei Belastung, weswegen ein Arzt meist nicht aufgesucht wird. Außerdem kann es, durch unbewusste Einnahme einer Schonhaltung, zu Schmerzen in anderen Gelenken kommen, wie dem Knie- oder dem anderen Hüftgelenk. Darum erscheint es in diesem Stadium schwierig, eine eindeutige Diagnose zu stellen.
Das zweite Stadium ist durch starke Schmerzen definiert. Diese Schmerzen bestehen bei normaler Belastung und sogar bei passiver Bewegung durch den Arzt. Durch die Schmerzen wird das betroffene Hüftgelenk geschont, was dazu führt, dass sich dessen Muskeln verkürzen und bei Bewegungen noch stärkere Schmerzen auslösen.
Im dritten Stadium bestehen die Schmerzen sogar bei absoluter Ruhe. Das Gelenk versteift zunehmend und normales Laufen ist kaum noch möglich.
Aufgrund der spezifischen Schmerzkurve ist es wichtig, eine genaue Befragung des Patienten durchzuführen. Interessant ist hierbei vor allem, ob die Beschwerden schlimmer wurden, ob Verletzungen vorliegen und wann die Schmerzen begonnen haben.
Bei Verdacht auf Hüftgelenksarthrose ist es unerlässlich, ein Röntgenbild anzufertigen. Darauf ist bei bestehender Arthrose eine Verschmälerung des Gelenkspalts zu sehen. Da der Knorpel im Röntgenbild nicht zu sehen ist (Knochen besitzt eine höhere Dichte als Knorpel), kann man nur einen verringerten Abstand zwischen Oberschenkelkopf und Hüftpfanne sehen, woraus man dann auf den aktuellen Zustand des Knorpels schließen kann.
Die Hüftgelenksarthrose muss klar gegen andere rheumatische Erkrankungen abgegrenzt werden, was nicht immer leicht fällt.
Eine Arthritis (Gelenkentzündung) des Hüftgelenks verursacht ähnliche Beschwerden wie die Arthrose. Es bestehen jedoch auch einige Unterschiede, die eine Differenzierung ermöglichen. Bei Bestehen einer Arthritis tritt eine Morgensteifigkeit auf, die Beschwerden bessern sich aber, im Gegensatz zur Arthrose, über den Tag.
Auch Entzündungsparameter treten normalerweise nur bei Arthritis im Blut auf.
Die konservative Therapie versucht, die Beweglichkeit des Gelenks wieder herzustellen und so das schmerzarme Laufen wieder zu ermöglichen.
Die Physiotherapie versucht, durch Dehn- und Lockerungsübungen die Versteifung der Hüfte zu vermindern. Dem gleichen Zweck dienen lokale Wärmeanwendungen, die zusätzlich noch die Durchblutung fördern. Außerdem wird versucht, die unbewusste Schonhaltung aufzuheben. Dazu muss dem Patienten erst gezeigt werden, inwiefern er eine Schonhaltung einnimmt. Dann erst kann sie schrittweise abgebaut werden.
Unterstützend zur Physikalischen Therapie wirkt die Orthopädie. Durch bestimmte Schuheinlagen kann eine Fehlhaltung leicht korrigiert werden. Außerdem sind Sitzkissen zu empfehlen, da sie das Problem auch in Ruhe angehen.
Um den Beginn der konservativen Therapie zu unterstützen ist es sinnvoll, Analgetika (Schmerzmittel) zu verabreichen, da es oft sehr schmerzhaft ist, nach langer Zeit wieder zu gehen und das Hüftgelenk zu belasten. Sie sollten allerdings nicht zur Dauermedikation verwendet werden.
Andere Medikamente können direkt in das Gelenk gespritzt werden und zielen darauf ab, den Knorpel wieder aufzubauen.
Auch Ersatzgelenkschmiere kommt zur Anwendung. Sie wird direkt in die Gelenkkapsel injiziert und erhöht die Gleitfähigkeit der gelenkbildenden Flächen. Auch dadurch werden Schmerzen vermindert.
Die letzte Hilfe stellt eine Operation an der Hüfte dar. Sie wird durchgeführt, wenn durch die Arthrose schon die am Gelenk beteiligten Knochen geschädigt sind. Dann wird der restliche Oberschenkelkopf abgetragen und stattdessen ein künstlicher Kopf im restlichen Knochen verankert. Das kann sowohl mit als auch ohne Zement geschehen. Auch die Hüftpfanne kann teilweise ersetzt werden.
Die Hüftgelenksarthrose ist eine Krankheit, die derzeit noch nicht vollständig gestoppt werden kann. Die Schmerzen können jedoch bekämpft werden und ein schmerzarmes Laufen kann durch die richtige Therapie verwirklicht werden, so dass die Einschränkungen im alltäglichen Leben minimiert werden können.
Letzte Aktualisierung am 29.06.2021.