Bindegewebe ist im Körper nahezu in jedem Organ zu finden. Am bekanntesten ist das Vorkommen von Bindegewebe in der Haut, aber auch Herz, Lunge, Gefäße oder innere Organe beinhalten zum Teil Bindegewebe. Es besteht aus verschiedenen Stoffen, hauptsächlich aus Kollagenen, Hyaluronsäure und Glukosaminoglykanen.
Kollagenosen zählen zu den Autoimmunerkrankungen. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass Antikörper gegen körpereigene Strukturen gebildet werde. Im Fall der Kollagenosen wird das Kollagen angegriffen, was zur Entzündung des Bindegewebes führt, die dann die entsprechenden Symptome auslöst. Unter dem Begriff Kollagenosen werden viele Krankheiten zusammengefasst, wie zum Beispiel Lupus erythematodes (Wolfskrankheit), Sklerodermie, das Sjörgen- und das Antiphospholipid-Syndrom.
Allgemein zählen Kollagenosen zu den entzündlich-rheumatoiden Erkrankungen, sie befallen also auch die Gelenke.
Autoimmunerkrankungen wie die Kollagenosen entstehen, wenn körpereigene Abwehrzellen (vor allem B-Lymphozyten) irrtümlicherweise Stoffe bilden, die bestimmte Strukturen im Körper angreifen und zerstören. Durch die Immunreaktion wird eine Entzündung im betroffenen Gebiet ausgelöst, was im Allgemeinen dazu führt, dass das Gewebe schmerzhaft anschwillt, rot wird und Wärme abgibt.
Auch bestimmte genetisch vererbte Faktoren spielen eine Rolle bei Kollagenosen. Sie treten familiär gehäuft auf.
Frauen erkranken ungefähr zehnmal häufiger als Männer.
Die Symptome richten sich nach der genauen Kollagenose, die vorliegt. Die einzelnen Krankheiten betreffen bevorzugt verschiedene Gebiete des Körpers, können aber theoretisch überall auftreten. Beim systemischem Lupus erythematodes werden vor allem Lymphknoten, Gelenke, Haut und Muskeln befallen. Das Antiphospholipid-Syndrom greift die Blutgefäße an, und das Sjörgen-Syndrom betrifft Gelenke, Niere und Lunge.
Es gibt für jede Kollagenose einige Symptome, die spezifisch für die Erkrankung sind.
Der systemische Lupus erythematodes beispielsweise verursacht ein Schmetterlingserythem (Rötung in Form eines Schmetterlings, um den Mund herum, außerdem noch Polyarthritis (Entzündung vieler Gelenke). Diese Polyarthritis tritt im ganzen Körper auf, ohne jedoch ein spezifisches Verteilungsmuster zu besitzen, wie Rheuma.
Das Sjörgen-Syndrom ist die häufigste Kollagenose. In den Symptomen kann es generell dem Lupus erythematodes ähneln. Das Leitsymptom ist jedoch das Sicca-Syndrom: Trockene Augen und ein trockener Mund verursachen Probleme, aber auch alle anderen Schleimhäute (z.B. Darmschleimhaut) können betroffen sein.
Das Antiphospholipid-Syndrom verursacht wiederholt Aborte (Fehlgeburten) und führt zu Thrombosen.
Die Sklerodermie fällt durch Hautveränderungen auf, die vor allem die Hände betreffen. Es kommt zu Pigmentstörungen. Außerdem entwickelt sich eine erhöhte Kälteempfindlichkeit.
Auch die Diagnostik richtet sich nach der genauen Erkrankung.
Lupus erythematodes fällt schon durch einen Blick auf den Patienten auf. Das Schmetterlingserythem ist charakteristisch für diese Erkrankung.
Das Sjörgen-Syndrom kann durch eine Reihe von Tests erkannt werden. Der Schirmer-Test erkennt die Trockenheit der Augen. Dabei werden Papierstreifen ins Unterlid eingelegt und die Benetzung des Papiers gemessen. Auch die Mundtrockenheit wird überprüft, meist mittels einer Sialographie.
Das Antiphospholipid-Syndrom wird durch Bestimmung von Antikörpern im Blut diagnostiziert.
Sklerodermie kann ohne Test fast sicher erkannt werden, da die Hautveränderungen zum Teil sehr markant sind.
Im Labor können Antikörper gegen bestimmte Strukturen des Körpers im Blut festgestellt werden, aber sie treten nicht bei jeder Kollagenose auf, sind also ein schlechtes Kriterium.
Differentialdiagnostisch muss eine Kollagenose meist gegen andere rheumatoide Erkrankungen abgegrenzt werden. Das bereitet meist wenige Probleme, da die Kollagenosen in der Regel mehrere Organsysteme befallen.
Die Therapie richtet sich vor allem gegen die Symptome. Beim Sjörgen-Syndrom sind das vor allem die Gabe von künstlicher Tränenflüssigkeit und die allgemeine Flüssigkeitszufuhr.
Die Kälteempfindlichkeit der Sklerodermie muss frühzeitig angegangen werden, um Gefäßschäden an Händen und Füßen zu vermeiden. Hier helfen schon warme Handschuhe und Socken.
Die Symptomatik der Kollagenosen lässt sich durch Medikament positiv beeinflussen.
Lupus erythematodes wird unter anderem mit Entzündungshemmern, wie den NSAR (nicht-steroidale Entzündungshemmer), behandelt. Diese Medikamente werden auch zur Therapie des Sjörgen-Syndroms verwendet, außerdem noch (bei schweren Fällen) Immunsuppressiva wie Azathioprin.
Das Antiphospholipid-Syndrom muss unbedingt mit Gerinnungshemmern behandelt werden, um die Gefahr von Thrombosen und Embolien (Gefäßverschlüsse) in wichtigen Organen zu vermindern.
Eine etablierte Therapie für die Sklerodermie existiert bisher noch nicht. Zur Entzündungshemmung eignen sich Präparate wie z.B. Methotrexat.
Kollagenosen können zwar therapiert werden, um die Auswirkungen zu minimieren, eine vollständige Heilung ist jedoch nicht möglich. Die gefährlichste Kollagenose ist die Sklerodermie, sie endet unbehandelt oft tödlich.
Letzte Aktualisierung am 01.07.2021.