Die Sklerodermie (wörtliche Übersetzung: „harte Haut") ist eine chronisch- entzündliche Erkrankung des äußeren Bindegewebes, der inneren Organe und der Gefäße. Im Verlauf der Sklerodermie kommt es zu einer Entzündung der Haut, einem Verlust an Elastizität und zu Durchblutungsstörungen. Man nennt diese Form dann zirkumskripte Sklerodermie, wenn nur die Haut betroffen ist und die inneren Organe gesund sind.
Bei der so genannten fortschreitenden systemischen Sklerodermie (mit Beteiligung des inneren, die Organe umschließenden Bindegewebes) kommt es zu Funktionsstörungen von Lunge, der Speiseröhre, des Magen- Darm- Kanales, Herz und Nieren.
Die Sklerodermie ist eine rheumatische Erkrankung mit Beteiligung des Immunsystems. Die vermehrte Produktion von Bindegewebe (Fibrose) geht einher mit einer gesteigerten Kollagenproduktion, welches sich in den Gefäßen ablagert. Die Sklerodermie gehört daher zur Gruppe der sogenannten Kollagenosen.
Die Sklerodermie schränkt den Patienten sehr stark ein, kann schmerzhaft sein und zum Tode führen, wenn innere Organe beteiligt sind (besonders eine Lungenbeteiligung ist hier sehr kritisch zu betrachten). Die Erkrankung tritt meist zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr auf und es erkranken im Schnitt ca. sechs bis 25 Menschen von 100.000, wobei Frauen häufiger betroffen sind.
Die Ursachen der Sklerodermie sind nicht vollständig geklärt. Beim erkrankten Patienten kommt es zu einer Bindegewebsverdickung/ -verdichtung, wobei die Gefäßinnenräume verengt werden und es daher zu einer Minderdurchblutung der betroffenen Hautstellen kommt. Die Bindegewebsveränderung kommt durch den Fibroblasten zustande, einer Vorstufe der fertigen Bindegewebszelle.
Weiterhin sind Vernarbungen und das Absterben von Hautpartien/-zellen möglich (Fachbegriff: Atrophie). Man nimmt an, dass ein Ungleichgewicht zwischen „Gefäßerweiterern" (Vasodilatatoren- im besonderen hier Stickoxide) und „Gefäßverengerern" (Vasokonstriktoren) die Sklerodermie auslösen.
Bei innerem Befall konnte ein Nachweis von Autoantikörpern im Blut als Beweis der Beteiligung des Immunsystems dienen. (Stimulation des Immunsystems durch so genannte Zytokine sind nachgewiesen). Man nimmt an, dass dadurch eine Entzündung des Gewebes zustande kommt.
Durch den immunstimulierenden Einfluss auf den Fibroblastenstoffwechsel (Fibroblast= Bindegewebszelle) kommt es zu einer gesteigerten Kollagen- und Proteoglykanproduktion (beides Makromoleküle im menschlichen Körper). Hinzu kommen können Knochenlysen oder Knochenverhärtungen (Kalzinosen) durch Ablagerung von Calziumcarbonat und Phosphat an den Gelenken, was zu Bewegungsversteifungen führen kann.
Für die systemische Sklerose werden vier klinische Kriterien zur Diagnose herangezogen. Laut der amerikanischen Gesellschaft für Rheumatologie sind das folgende:
Im Labor werden verschiedene Autoantikörper nachgewiesen. (im Speziellen: ANA, Zentromer, Scl-70).
Die Sklerodaktylie führt beim Erkrankten zu Beugekontrakturen der Gelenke, diese können röntgenologisch gezeigt werden, ebenso wie die leichten Knochenauflösungen. Bei fortgeschrittenen Sklerodermieformen sind die Kalkablagerung mit einer Ummauerung von den Gelenken nachweisbar (besonders gut zu sehen sind diese bei den Hand und Schultergelenken).
Zur Erkennung von einer Lungenbeteiligung ist das HRCT („high resolution Computertomographie") das Mittel erster Wahl.
Eine Hautbiopsie sollte vom Arzt gegebenenfalls durchgeführt werden.
Um wirkliche Funktionseinschränkungen der Speiseröhre nachzuweisen ist eine Ösophagusmanometrie sinnvoll.
Weitere Maßnahmen:
Der behandelnde Mediziner sollte alle lokalisierten Sklerodermieformen einschließlich des CREST- Syndroms als Differenzialdiagnose in Betracht ziehen. Weiterhin sollten Überlappungsphänomene mit anderen Kollagenosen überprüft werden.
Es sind Mischkollagenosen möglich. Hier ist besonderes Geschick des Arztes gefragt die sich überlappenden Symptome genau zu differenzieren.
Der Arzt versucht bei der voranschreitenden systemischen Sklerose den aktivierten Kollagenstoffwechsel und die damit verbundene Fibroseentwicklung zu beeinflussen, die Entzündung abzudämmen und den Gefäßveränderungen vorzubeugen. Um die Vermehrung und Verhärtung des Bindegewebes zu hemmen wird vor allem D-Penicillamin verwendet.
Die Entzündung wird am besten durch Glukokortikoide beeinflusst, wobei die Dosis 1 bis 2 mg/kg beträgt.
Bei schwerer Alveolitis (Entzündung der feinsten Lungenkapillaren) kann der Arzt eine Pulstherapie verordnen. Um das Immunsystem zu drosseln werden sog. Immunsuppressiva eingesetzt, dadurch kann die Kortikosteroid-Dosis oft reduziert werden.
Auch die Gefäßdurchblutung kann therapeutisch positiv beeinflusst werden, hier kommen Prostaglandine zum Einsatz.
Eine eventuelle Lungenbeteiligung wird möglicherweise positiv beeinflusst durch Cyclophosphamid, bei Blutdruckproblemen werden Calciumantagonisten eingesetzt.
Als alternative und begleitende Therapie kommt eine physikalische Behandlung in Frage wie Krankengymnastik, Bindegewebsmassagen, Hydrotherapie. Der Patient sollte auf ausreichenden Kälteschutz und eine angemessene Hautpflege achten, hier sind besonders nitroglycerinhaltige Cremes geeignet.
Als relativ neuer Behandlungsansatz gegen die Fibroseentwicklung wird Bosentan eingesetzt und eine Stammzellentransplantation ist in Testphase.
Eine Heilung der Sklerodermie ist zurzeit noch nicht möglich, jedoch kann der Verlauf der Erkrankung verzögert werden.
Die zirkumskripte (nur die Haut betreffende) Sklerodermie führt beim Patienten zu einem erheblichen Leidensdruck, die systemische Sklerodermie mit innerer Organbeteiligung endet gelegentlich mit dem Tod, vor allem wenn die Erkrankung nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wird.
Letzte Aktualisierung am 16.08.2021.