Nicht nur der Nachtschlaf, sondern auch ein Mittagsschlaf oder ein Nickerchen zwischendurch kann eine deutliche Erholung und Steigerung der Leistungsfähigkeit für den Körper bringen. Die so genannte innere Uhr des Menschen gibt vor, dass ein oder sogar mehrere Tagesschläfchen gehalten werden sollen. Daher empfehlen Wissenschaftler heutzutage, sich einen Mittagsschlaf zu gönnen.
Als innere Uhr wird der innere Zeitgeber im menschlichen Gehirn bezeichnet, der den Schlaf-Wach-Rhythmus regelt. Die innere Uhr legt nicht nur fest, dass der Mensch abends müde ist und ein längerer Nachtschlaf erfolgt. Auch am Tage gibt es mehrere „Tiefs", zu denen der Mensch müde ist und weniger Leistung erbringt. Am stärksten wirkt sich der Tiefpunkt aus, der etwa 7 Stunden nach dem Aufstehen eintritt, bei den meisten Menschen also um die Mittagszeit bis zum frühen Nachmittag. Daneben gibt es noch vormittags und am frühen Abend kleinere Tiefpunkte. Wie beim Nachtschlaf ändern sich zu diesen Tiefpunkten Hormonhaushalt, Kreislauf und Stoffwechsel. Die Zeiten sind kaum beeinflusst von äußeren Faktoren. Nahrungsaufnahme wirkt sich allerdings verstärkend auf die Müdigkeit aus.
Ein kurzer Schlaf am Tage wirkt sich positiv auf die Leistungsfähigkeit und Konzentration sowie die Kreativität in den Stunden danach aus. Auch die Reaktionen werden schneller. Das Gehirn kann mehr Informationen aufnehmen und verarbeiten. Meist wird die für die Arbeit verlorene Zeit mehr als wett gemacht durch die bessere Leistung, die am Rest des Tages erzielt werden kann. Zudem wird weiterer Müdigkeit und dem mitunter gefährlichen Sekundenschlaf vorgebeugt. Es kommt weniger häufig zu Fehlern oder Unfällen durch Schläfrigkeit und Einschlafen. Auch das so genannte Burnout-Syndrom („Ausgebranntsein", Erschöpfung durch starke berufliche Belastung) kann mit einem Kurzschlaf am Tage oft verhindert werden.
Das Schläfchen am Tage hat aber auch einen günstigen Effekt auf die allgemeine Gesundheit. In Untersuchungen wurde festgestellt, dass Menschen, die regelmäßig einen Tagesschlaf abhalten, ein geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben. Der tägliche Minischlaf hat vermutlich auch einen lebensverlängernden Effekt. Der Grund ist wahrscheinlich, dass durch eine „Siesta" Stress abgebaut werden kann, anstatt dass er weiter auf den Menschen einwirken kann.
Wissenschaftler empfehlen insbesondere berufstätigen Menschen den kurzen Schlaf am Tage. Bei Müdigkeit sollte lieber ein Schläfchen gehalten werden, als sich mit Kaffee, Cola, Zigaretten oder krampfhaften Aktivitäten wach über die Zeit zu retten. Immer mehr Arbeitgeber bieten daher den Mitarbeitern an, ein Nickerchen zu halten (als „Büroschlaf" beziehungsweise „Power-Napping"). Teilweise ist dies noch provisorisch, aber es gibt auch schon Firmen mit Ruheräumen, die speziell für den Mittagsschlaf konzipiert sind. Ideal ist es, sich auf eine Liege zu legen. Der „Power-Nap" kann aber auch am Schreibtisch erfolgen, indem Arme und Kopf auf den Tisch gelegt werden oder der Körper im Stuhl zurückgelehnt wird.
Meist reicht ein kurzer Schlaf aus, um sich wieder ausreichend zu erholen und fit für den weiteren Tagesverlauf zu sein. Geschlafen werden sollte in dem Nickerchen nicht mehr als 30 Minuten. Nach dieser Zeit beginnen in der Regel die Tiefschlafphasen und bewirken, dass sich nach dem Aufwachen ein Gefühl der Abgeschlagenheit wie nach einem Aufwachen mitten in der Nacht einstellt. Um diesen Zeitpunkt nicht zu überschreiten, kann ein Wecker gestellt werden. Ansonsten empfiehlt es sich, Störungen möglichst gering zu halten. Die Umgebung sollte ruhig sein, es kann auch sinnvoll sein, das Telefon abzustellen. Nach dem Nickerchen stellt sich meist nach wenigen Minuten wieder volle Leistungsbereitschaft ein. Sich strecken, tief atmen, das Gesicht waschen oder auch etwas Gymnastik können dabei helfen, rasch wieder fit zu werden.
Letzte Aktualisierung am 23.09.2021.