Nicht wenige Menschen leiden an häufig auftretender Müdigkeit am Tage (Hypersomnie). Dass jemand chronisch müde ist, kann unterschiedliche Gründe haben. In vielen Fällen liegt ein Schlafmangel oder eine Schlafstörung vor, es finden sich aber auch andere Ursachen. Übermäßige Müdigkeit mit möglichem kurzem Einschlafen kann zu Leistungseinschränkungen sowie zu Fehlern bei der Arbeit oder auch zu Unfällen führen.
Die übermäßige Schläfrigkeit kann durch diverse Ursachen bedingt sein. Es muss nicht immer eine offensichtliche Schlafstörung vorliegen. Oftmals wundern sich Betroffene über die Müdigkeit, die auftritt, obwohl der Nachtschlaf anscheinend gut und lang genug war.
Eine augenscheinliche Ursache für Müdigkeit ist ein Schlafmangel. Dieser kann unter verschiedenen Umständen auftreten. Bereits durch die Lebensumstände beziehungsweise durch Stress wird oft zu wenig geschlafen. Bei vielen Menschen wird die so genannte innere Uhr durch die Lebensweise beeinträchtigt, wie bei Nachtarbeit und Schichtarbeit oder bei längeren Flügen mit Überquerung von Zeitzonen der Erde (Jetlag). Eine große Rolle spielt auch die Schlafumgebung. Störende Einflüsse wie Lärmbelastung und zu helles Licht, ein schlechtes oder für die Person nicht geeignetes Bett, Kälte oder Wärme behindern den guten und ausreichenden Schlaf.
Des Weiteren kann es bei Krankheiten zu Müdigkeit kommen, etwa bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Blutarmut (Anämie), Magen-Darm-Krankheiten oder Infektionskrankheiten. Es kann vor allem bei neu aufgetretener Müdigkeit eine Krebserkrankung vorliegen. Bei Erkrankungen mit Schmerzen oder Atembehinderungen kommt es oft zur Schlafbeeinträchtigung, die den Betroffenen müde macht. Auch Hormonstörungen und psychische Erkrankungen wie Depression, Angsterkrankungen oder Manie (krankhaft gesteigerter Antrieb) können erhebliche Auswirkungen auf den Schlaf haben.
Eine häufige Erkrankung, die zu ausgeprägter Müdigkeit am Tage führt, ist die Schlafapnoe. Das ist eine Krankheit, bei der es im Schlaf zu kurzen Atemstillständen kommt. Die Schlafapnoe hängt eng mit starkem Schnarchen zusammen und tritt oft bei übergewichtigen Menschen auf. Das weiche Gewebe im Rachen fällt dabei in sich zusammen, es kommt zum Schnarchen und zu den Atemaussetzern. Der Betroffene wird dadurch nachts wach, um die Atemblockade zu lösen, schläft aber meist sofort wieder ein und kann sich an das Aufwachen in der Regel nicht mehr erinnern. Es kommt durch die nächtlichen Atemstockungen nicht nur zur Tagesmüdigkeit, sondern auch zu Herzrhythmusstörungen und zur Blutdruckerhöhung.
Eine andere Krankheit, bei der Müdigkeitsattacken im Vordergrund stehen, ist die Schlaffallsucht oder Narkolepsie (manchmal auch als Schlummersucht oder „Schlafkrankheit" bezeichnet). Es handelt sich um eine organische Störung des normalen Schlaf-Wach-Rhythmus des Menschen. Nachts findet der Betroffene nur unregelmäßig und zu kurz Schlaf, tagsüber ist er müde und erleidet anfallsartige Schlafattacken. Diese können bei monotonen Tätigkeiten, aber auch in unpassenden Situationen auftreten und sogar durch Emotionen ausgelöst werden.
Auch wiederholte Bewegungen der Arme und Beine während des Schlafens (Myoklonus) gehören zu den Störungen mit Tagesmüdigkeit, die oft nicht wahrgenommen werden. Die Gliedmaßen zucken und bewegen sich ruckartig. Der Betroffene wacht davon oft auf und schläft meist direkt wieder ein, ohne sich daran zu erinnern. Tagsüber ist der Betroffene dann müde.
Schließlich führt häufig der Konsum von Alkohol und Drogen sowie die Einnahme von Medikamenten zur Müdigkeit.
Durch die Müdigkeit kommt es oft dazu, dass ein Schlafbedürfnis auch am Tage besteht. Der Betroffene schläft häufig innerhalb kurzer Zeit ein, ohne dies zu wollen (z. B. bei einem „Sekundenschlaf"). Es besteht die erhöhte Gefahr, dass Fehler oder Unfälle passieren. Schwere Auswirkungen können in diesem Rahmen beispielsweise Behandlungsfehler von Ärzten, Verkehrsunfälle oder Kraftwerksunglücke sein. Durch die Müdigkeit kommt es aber auch allgemein zur Leistungsschwäche. In Abhängigkeit von der zugrunde liegenden Störung oder Erkrankung kann es zu weiteren Beschwerden kommen.
Müdigkeit, die über einen längeren Zeitraum besteht, sollte ärztlich untersucht werden. Besonders bei bestimmten weiteren Symptomen, beispielsweise Nachtschweißigkeit, Trockenheit von Schleimhäuten, Lymphknotenschwellung oder Blutauflagerung auf dem Stuhl, kann eine ernsthafte Erkrankung dahinter stecken. Der Arzt führt eine gründliche Anamnese (Befragung des Patienten) durch. Es erfolgt eine allgemeine körperliche Untersuchung, um Krankheiten als Ursache für die Müdigkeit festzustellen oder auszuschließen. Dabei werden die oberen Atemwege untersucht, der Brustkorb abgehorcht, Lymphknoten ertastet und die Muskelstärke beurteilt. Ebenso wird das Blut untersucht. Oft empfiehlt sich die Diagnostik in einem Schlaflabor, einer Einrichtung, in der die Körperfunktionen des Patienten während des Schlafens beobachtet werden. Je nach der möglichen Erkrankung können noch weitergehende Untersuchungen vorgenommen werden.
Die Behandlung richtet sich im Wesentlichen nach der Ursache. Ist eine Erkrankung verantwortlich für die Müdigkeit, so wird vorrangig diese behandelt. Bei der Schlafapnoe (Atemaussetzer beim Schlaf) sollte beispielsweise das Körpergewicht reduziert werden, auf der Seite geschlafen werden oder bei schweren Fällen eine Atemmaske beim Schlafen getragen werden. Liegt keine organische Erkrankung als Ursache für die Schläfrigkeit vor, so können meist allgemeine Maßnahmen eine Besserung bringen. Der Betroffene sollte regelmäßig und ausreichend schlafen. Morgens helfen Warm-Kalt-Duschen im Wechsel. Es sollte viel Flüssigkeit getrunken werden, Alkohol und aufputschende Mittel wie Kaffee, Tee und Cola sollten jedoch gemieden werden. Schlafmedikamente sollten nur in Rücksprache mit dem Arzt eingenommen werden.
Letzte Aktualisierung am 12.11.2021.