Schlafwandeln (Somnambulismus) ist eine Störung, bei der der Betroffene während des Schlafes aufsteht, umher läuft und weitere Tätigkeiten ausführt. Die Dauer des Vorgangs ist selten länger als einige Minuten, meist findet der Betroffene wieder in sein Bett und schläft dort weiter. Schlafwandler haben ein großes Risiko, sich zu verletzen. Schlafwandeln ist bei Kindern häufiger als bei Erwachsenen.
Die Ursache für das Schlafwandeln ist in den meisten Fällen unbekannt. Bei Kindern kommt das Schlafwandeln wesentlich häufiger vor als bei Erwachsenen, das Maximum findet sich zwischen 6 und 12 Jahren. Es kann aber manchmal auch erst im Erwachsenenalter neu auftreten. Es wird vermutet, dass vererbbare Faktoren beim Schlafwandeln eine Rolle spielen, da die Störung in einigen Familien gehäuft auftritt. Bei Kindern kommt das Schlafwandeln wohl dadurch zustande, dass das Gehirn noch nicht vollständig ausgereift ist. Daher verschwindet die Störung sehr häufig in der Zeit der Pubertät. Bei Erwachsenen können manchmal psychische Störungen die Ursache für das Schlafwandeln sein.
In der Regel befindet sich der Schlafwandler in einer Tiefschlafphase im ersten Drittel der Nacht. Der Schlafwandler befindet sich in einem Zustand, in dem das Gehirn schläft, die Muskeln aber bewegt werden können. Auslösende Faktoren können vorheriger Schlafmangel, Fieber, Alkohol, Drogen und Medikamente sein. Manchmal bestehen auch äußere Reize wie helle Lichter oder Geräusche, die den Schlafenden zum Schlafwandeln bewegen, da er gewissermaßen unvollständig erwacht.
Das Schlafwandeln beginnt meist damit, dass sich der Schlafende im Bett hinsetzt. Oft steht der Schlafwandler auf und geht dann umher. Türen und Fenster können dabei geöffnet werden, nicht selten erfolgt ein Gang zur Toilette. Der Schlafwandler bewegt sich eher unsicher und hat ein ausdrucksloses Gesicht. Die Augen sind immer geöffnet. Meist geht der Wandler geradeaus. Hindernissen kann oftmals ausgewichen werden, häufig stolpert der Nachtwandler aber auch oder fällt im Extremfall aus dem Fenster oder die Treppe herunter. Interessanterweise bewegen sich Schlafwandler in vielen Fällen auf eine Lichtquelle zu. Nicht selten werden auch komplizierte Bewegungen ausgeführt. So wird oft gesprochen, meist aber ohne einen Sinn und mit schlechter Aussprache. Selbst eine Fahrt mit dem Auto ist möglich. Manchmal kocht sich der Schlafwandler etwas zu essen. Ohnehin scheint bei vielen Schlafwandlern ein Hungergefühl vorhanden zu sein, denn sie gehen oft auf die Suche nach etwas Eßbarem. Dies wird dann häufig auch gegessen, nicht selten mitsamt Schale oder Verpackung. In vielen Fällen findet der Betroffene wieder in das eigene Bett zurück. Das Wandeln dauert Sekunden bis Minuten, nur sehr selten auch bis zu einer halben Stunde. Nach dem Schlafwandeln kann sich der Betroffene nicht daran erinnern. Wenn er während des Vorgangs geweckt wird, ist er oft erst einmal benommen und schlecht orientiert.
Da der Schlafwandler keinen Sinn für Gefahren hat, kann es zu Verletzungen kommen. Beispiele dafür sind Stürze, Zusammenstöße und manchmal auch Verbrennungen (beim Essen kochen).
Bei Kindern kann das Schlafwandeln manchmal mit einer weiteren Störung, dem Pavor nocturnus, zusammenhängen. Dabei kommt es aus dem Tiefschlaf heraus zu Reaktionen wie beispielsweise Herzrasen und Schwitzen, oft stöhnt oder schreit der Betroffene. Er ist wie beim Schlafwandeln aber nicht wach und kann sich an den Vorfall nicht erinnern.
Das Schlafwandeln wird oft bereits durch währenddessen anwesende Personen als solches erkannt. Bei Kindern ist meist eine ärztliche Untersuchung nicht einmal notwendig, nur bei sehr häufigem Schlafwandeln sollte ein Arzt hinzugezogen werden. Bei Erwachsenen sollte Schlafwandeln aber immer abgeklärt werden. Dies erfolgt in der Regel durch den Neurologen (Nervenheilkundler) oder den Psychiater. Hier wird beispielsweise eine Untersuchung der Gehirnaktivität durchgeführt (EEG, Elektroenzephalogramm). Wichtig ist auch die Untersuchung, welche Ursachen (Fieber, Alkohol, Arzneimittel) das Schlafwandeln bedingen.
Einige andere Störungen können manchmal mit dem Schlafwandeln verwechselt werden. Schon wenn jemand schlaftrunken ist, kann dies mitunter wie Schlafwandeln wirken. Manche Formen der Epilepsie ähneln den Vorgängen beim Schlafwandeln. Bei alten Menschen mit Demenz (Alzheimer-Erkrankung) kann ein Verwirrtheitszustand nachts ähnlich aussehen wie Schlafwandeln. Schließlich wird die Störung auch bisweilen nur vorgetäuscht.
Im Kindesalter handelt es sich in aller Regel um eine harmlose Störung, die nicht gesondert behandelt werden muss. Es sollte bei mehrmaligem Schlafwandeln die Umgebung sicher gemacht werden, also Türen und Fenster fest verschlossen werden und eventuell ein nicht zu helles Licht auf dem Flur angelassen werden. Manchmal empfiehlt es sich auch, etwas Essbares in die Nähe des Bettes zu legen.
Wenn jemand beim Schlafwandeln angetroffen wird, sollte er nicht aufgeweckt werden, sondern möglichst sanft wieder in sein Bett geführt werden. Aufwecken hat zwar keine ernsten Konsequenzen, führt aber zu Erschrecken und Orientierungslosigkeit.
Bei häufigem Schlafwandeln ist auch eine Behandlung beim Psychiater sinnvoll. Stress sollte vermieden werden, bestimmte Entspannungsmethoden können dabei helfen. Falls eine Ursache für die Störung vorliegt, sollte sie behandelt beziehungsweise eingedämmt werden.
Medikamente sind nicht immer sinnvoll, weil sie die für den Menschen wichtigen Tiefschlafphasen reduzieren.
Schlafwandeln im Kindesalter verschwindet in der Regel allerspätestens im 20. Lebensjahr. Besteht es dann aber weiter oder kommt es zum erstmaligen Auftreten im Erwachsenenalter, so wird das Schlafwandeln oft chronisch.
Letzte Aktualisierung am 24.06.2021.