Die Schweinegrippe oder Neue Grippe ist eine Infektionskrankheit, die durch ein Virus (ein neu entstandener Typ des Influenza-A-Virus H1N1) verursacht wird. Die Schweinegrippe weist starke Ähnlichkeiten mit der gewöhnlichen (saisonalen) Grippe auf, jedoch sind etwas häufiger auch jüngere Personen ohne Vorerkrankungen von schweren Verläufen betroffen. Die Schweinegrippe trat erstmals im Frühjahr 2009 in Nordamerika auf und breitete sich alsbald weltweit aus. Dieses globale Auftreten von Krankheitsfällen wird als Pandemie bezeichnet. Die Schweinegrippe kann mit bestimmten Grippemitteln bekämpft werden, ebenfalls wurde eine Impfung gegen die Erkrankung entwickelt.
Die Bezeichnung für die Erkrankung ist uneinheitlich. In den Medien wird sie üblicherweise Schweinegrippe genannt, was sich auch teilweise unter Wissenschaftlern und offiziellen Einrichtungen eingebürgert hat. Eigentlich ist der Name nur teilweise korrekt. Daher fällt für die Krankheit oft auch die Bezeichnung Neue Grippe oder Neue Influenza, was ebenfalls ungenau ist. Exakt kann von einer Erkrankung beziehungsweise Pandemie mit dem Erreger Influenza A/H1N1 2009 gesprochen werden.
Bei dem Krankheitserreger der Schweinegrippe handelt es sich um ein Influenzavirus mit der Bezeichnung A/H1N1. H1N1-Viren waren schon früher der Verursacher einiger Grippewellen, so beispielsweise auch der bekannten Spanischen Grippe vor etwa 90 Jahren. Die Schweinegrippe wird aber durch eine neue Variante des H1N1-Virus hervorgerufen. Dieses Virus ist aus mehreren Virusunterarten entstanden, von denen zwei zunächst bei Schweinen (daher der Name Schweinegrippe), eine bei Vögeln und eine bei Menschen verbreitet waren.
Das H1N1-Virus wird in den meisten Fällen über eine so genannte Tröpfcheninfektion weitergegeben. Wenn ein Erkrankter hustet oder niest, gelangen die Erreger in feinen Tröpfchen in die Umgebung. Sie können dann von anderen Personen aufgenommen werden. Ein weiterer möglicher Übertragungsweg der Schweinegrippe ist die so genannte Schmierinfektion. Sie geschieht beispielsweise, wenn der Patient etwas berührt, auf dem die Viren haften. Dazu können z. B. Hände eines Erkrankten ebenso gehören wie Türklinken oder weitere Gegenstände. In jedem Fall gelangen die Viren über die Schleimhäute in den Körper.
Die Symptome im Krankheitsfall der Schweinegrippe entsprechen weitgehend den Beschwerden, die Patienten mit einer herkömmlichen Grippe (saisonale Influenza) haben. Die Erkrankung beginnt rasch, und es entwickeln sich Symptome wie Fieber, Abgeschlagenheit, trockener Husten, Halsschmerzen und Gliederschmerzen. Bei der Schweinegrippe kommt es nicht selten auch zu Magen-Darm-Störungen wie Übelkeit und Erbrechen, Appetitminderung und Durchfällen.
Bei den allermeisten Infizierten verläuft die Schweinegrippe leicht. Selten ist die Erkrankung sehr schwerwiegend und kann sogar in kurzer Zeit zum Tode führen. Das kann nicht nur Risikopatienten (alte Menschen, kleine Kinder und Menschen mit Vorerkrankungen, außerdem Schwangere) betreffen, sondern bisweilen auch junge und gesunde Personen. Schwere Fälle kommen häufig durch Komplikationen zustande, beispielsweise Lungenentzündung (Pneumonie), Herzentzündung (Myokarditis) und zusätzliche Infektionen mit Bakterien.
Im klinischen Alltag kann die Schweinegrippe praktisch nicht von der gewöhnlichen Influenza unterschieden werden. Hinweise geben die Befragung des Patienten (Anamnese) zu den Symptomen und einem möglichen Kontakt zu Erkrankten. Zur genauen Feststellung wird meist ein Abstrich aus dem Rachen genommen. Mit einer Laboruntersuchung, der PCR (Polymerase-Kettenreaktion), kann nachgewiesen werden, ob es sich um Schweinegrippe (Infektion mit dem neuen Untertyp des Influenza-A/H1N1-Virus) handelt. Diese Untersuchung kann jedoch nur in einigen Speziallabors vorgenommen werden. Es gibt ebenfalls einen Schnelltest, der jedoch keine zuverlässige Diagnose der Schweinegrippe erlaubt. Darüber hinaus kann ein Antikörpertest an einer Blutprobe vorgenommen werden, der jedoch nur Auskunft über eine bereits abgelaufene Schweinegrippe-Infektion gibt.
Hinter der Symptomatik kann sich ebenso eine herkömmliche Grippe (saisonale Influenza) verbergen, des Weiteren auch andere Infektionen mit möglichen Grippesymptomen wie z. B. Herpes. Bei leichten Verläufen kann eine bloße Erkältung vorliegen.
Ist der Verlauf der Schweinegrippe wie in den meisten Fällen mild, so entsprechen die Behandlungsmaßnahmen denen bei der „normalen" Grippe. Der Betroffene sollte z. B. weitgehend im Bett bleiben und viel trinken, auch Wadenwickel können helfen. Eine Behandlung der Symptome mit Medikamenten, z. B. fiebersenkenden Mitteln, kann sinnvoll sein.
Bei besonders gefährdeten Patienten oder schweren Verläufen der Schweinegrippe werden spezifische Medikamente angewendet. Dies sind die Mittel Oseltamivir (Tamiflu®) und Zanamivir (Relenza®), die zur Gruppe der Neuraminidase-Hemmer gehören. Diese Arzneimittel sollten nicht gehortet und nicht eigenmächtig ohne Verschreibung durch den Arzt eingenommen werden.
Inzwischen wurden Impfstoffe gegen die Schweinegrippe entwickelt, von denen vier in der Europäischen Union zugelassen sind und in größerem Maße produziert werden. Es handelt sich um die Impfstoffe Pandemrix, Celvapan, Celtura und Focetria. Weitere Mittel werden derzeit getestet (Stand: November 2009).
In Deutschland werden zunächst besonders gefährdete Menschen geimpft, in erster Linie medizinisches Personal. Darüber hinaus steht für Risikopatienten (Menschen mit Vorerkrankungen, Schwangere) sowie z. B. für Polizisten und Feuerwehrleute Impfstoff zur Verfügung.
Neben der Impfung können auch einfache Vorbeugungsmaßnahmen das Risiko einer Schweinegrippe-Erkrankung vermindern. So sollte der Kontakt zu Infizierten vermieden werden, im Gegenzug sollten Menschen beim Verdacht auf eine Erkrankung zu Hause bleiben. Niesen und Husten sollte z. B. in ein Einwegtaschentuch geschehen. Auf Händeschütteln sollte verzichtet werden. Die Hände sollten nach Kontakt mit Personen oder eventuell verunreinigten Oberflächen gewaschen werden. Mundschutzmasken werden im Alltag normalerweise als nicht notwendig angesehen.
Die Schweinegrippe verläuft ganz überwiegend harmlos, es gibt aber auch sehr schwere Fälle. Ein tödlicher Ausgang ist möglich, insbesondere bei Risikopatienten (junge Kinder, Menschen mit vorbestehenden Krankheiten). Es gab jedoch bereits Todesfälle bei gesunden jungen Patienten. Da sicherlich ein großer Teil der Schweinegrippe-Fälle nicht als diese Erkrankung erkannt wird, kann nicht genau abgeschätzt werden, wie groß das Risiko eines schweren Verlaufes oder eines Todesfalls ist. Eine Voraussage für die weitere Ausbreitung der Schweinegrippe-Pandemie ist ebenfalls nicht möglich. Es besteht eine gewisse Gefahr, dass sich das Virus so verändert, dass schlimme Verläufe zunehmen könnten.
Letzte Aktualisierung am 13.11.2009.