Der Erreger der Schweinegrippe (Neue Grippe) ist das H1N1-Virus. Es handelt sich um eine Unterart des Influenza-Virus (Grippevirus). Allerdings lösen nicht alle H1N1-Viren die Schweinegrippe aus, sondern nur die neuartige Variante mit bestimmten genetischen Merkmalen. Der seit dem Frühjahr 2009 bekannte Schweinegrippe-Erreger besitzt Erbgut aus vier zuvor existierenden Influenza-Virusstämmen. Eine genaue Bezeichnung dieser Virusvariante wird meist nicht verwendet. Bisweilen wird der Erreger als Influenza-Virus A/H1N1 2009 bezeichnet. Die Schweinegrippe ist eine neue Form der Grippe, die gewisse Unterschiede zur herkömmlichen Erkrankung aufweist, vor allem die Möglichkeit von sehr schweren Verläufen bei jungen, sonst gesunden Patienten.
Das neue H1N1-Virus wurde zuerst im Frühjahr 2009 nachgewiesen. Dieser Erreger ist eine Variante von Grippeviren (Influenza-Viren). Das Erbgut des Virus ist eine Kombination aus vier verschiedenen vorher vorhandenen Virenstämmen. Bemerkenswert ist, dass es sich um die erste nachgewiesene Kombination der Gene von vier verschiedenen Grippeviren handelt. Das Erbgut des Schweinegrippe-Virus besteht aus acht Gen-Sequenzen:
Eine Vermischung des Erbguts ist möglich, da sich mehrere der Virenunterarten in einer infizierten Zelle aufhalten können und dort Gene austauschen können. Schweine bieten ein geeignetes Umfeld für die Viren, das Erbgut neu zu kombinieren, da sie sich nicht nur mit ursprünglichen Schweinegrippeviren, sondern auch mit menschlichen Grippeviren und Vogelgrippeviren infizieren können. Der Organismus des Schweins dient somit regelrecht als Schmelztiegel für die Grippeviren.
Das neue Schweinegrippevirus wurde zuerst in Mexiko nachgewiesen und hat dort auch höchstwahrscheinlich die erste Epidemie unter Menschen verursacht. Trotzdem nehmen viele Wissenschaftler nach einer Theorie an, dass sich das neue Virus in Schweinen in Asien gebildet hat. Es enthält nämlich zum Teil das Erbgut von Virenstämmen, die nur in Eurasien beheimatet waren. Das Schweinegrippe-Virus ging nach diesen Thesen in Asien auf den Menschen über und gelangte mit ihm nach Nordamerika.
Im Prinzip ist das Schweinegrippe-Virus wie jedes andere H1N1-Virus beziehungsweise Influenza-Virus aufgebaut. Es sieht unter dem Elektronenmikroskop kugelig aus und besitzt nach außen hin stachelartige Fortsätze. Das Aussehen kommt durch die Viruskapsel zustande, auf der bestimmte Eiweiß- und Kohlenhydratstrukturen sitzen. Am wichtigsten sind das Hämagglutinin (HA, hier Typ H1) und die Neuraminidase (NA, hier Typ N1). Im Inneren der Kapsel befindet sich das Erbgut.
Im Atemtrakt kann ein Grippevirus an eine Schleimhautzelle andocken, die Zellhülle aufbrechen und seine Erbinformation in die Zelle hineinbefördern. Dort wird sie vervielfältigt, und neue Viren werden gebildet. In einer Zelle können Hunderttausende Viren entstehen, so dass eine rasche Ausbreitung möglich ist. Das erklärt auch den schnellen Krankheitsbeginn der Influenza beziehungsweise Schweinegrippe. Es kommt zu den typischen Symptomen wie Fieber, Krankheitsgefühl, Husten und Gliederschmerzen. Bei der Schweinegrippe sind manchmal schwere Krankheitsfälle möglich, z. B. auch bei Infektion mit einem weiteren Erreger (oft Bakterien). Der Tod des Patienten kann unter Umständen die Folge sein.
Der Nachweis des neuen Schweinegrippe-Virus kann nur mit speziellen Methoden erbracht werden. Mit einem Schnelltest kann lediglich festgestellt werden, ob es sich um ein Influenza-Virus des Typs A handelt. Um ganz genau das neue Influenza-Virus A/H1N1 bestimmen zu können, muss eine Laboruntersuchung mittels PCR (Polymerase-Kettenreaktion) vorgenommen werden. Bei dem Verfahren wird das Erbgut vervielfältigt, um es vergleichen zu können. Alle diese Tests werden normalerweise an Material durchgeführt, das in einem Nasen- oder Rachenabstrich gewonnen wurde.
Eine andere Nachweismethode für das neue Schweinegrippe-Virus ist der Test auf spezifische Antikörper gegen den Erreger im Blut. Hiermit kann jedoch nur eine bereits abgelaufene Infektion mit dem Virus festgestellt werden. Weil der Nachweis erst nach frühestens zwei Wochen gelingt, wird dieser Test selten durchgeführt.
Gegen die neue Variante des H1N1-Virus sind zwei herkömmliche Grippemedikamente unwirksam. Eine Bekämpfung ist jedoch noch möglich mit den Mitteln Oseltamivir (Tamiflu®) sowie Zanamivir (Relenza®). Beide Arzneimittel gehören zur Gruppe der Neuraminidase-Hemmer und verhindern, dass neu gebildete Viren aus einer infizierten Zelle austreten können.
Es existieren auch mehrere Impfstoffe gegen den Erreger der Schweinegrippe. Sie bewirken eine Bildung von Antikörpern gegen das Virus, da sie Virusbestandteile oder unschädlich gemachte Viren beinhalten. Somit bekommt der Körper einen Immunschutz gegen die Schweinegrippe. In Europa haben die Impfmittel Pandemrix, Celvapan, Celtura und Focetria eine Zulassung erhalten. Es gibt noch weitere Mittel, die jedoch hierzulande noch nicht verabreicht werden.
Eine weitere Abänderung des H1N1-Virus ist jederzeit möglich. So gab es bereits einige Schweinegrippe-Fälle in verschiedenen Ländern, in denen das Virus gegen das Medikament Oseltamivir (Tamiflu®) resistent (unempfindlich) war. Es besteht auch die Gefahr, dass sich einmal eine Abänderung (Mutation) des Virus ergibt, der es noch stärker ansteckend machen könnte oder zu weitaus schwereren Krankheitsverläufen führt. Dies lässt sich jedoch nicht voraussagen.
Andere Varianten des Influenza-Virus H1N1 waren in der Vergangenheit schon für mehrere Grippewellen verantwortlich. Dazu gehörten die Spanische Grippe, die zwischen 1918 und 1920 ungefähr 50 Millionen Todesopfer forderte, und die Russische Grippe 1977 und 1978 mit rund 700 000 Toten. Aber auch viele gewöhnliche saisonale Grippewellen wurden bereits durch Unterarten des H1N1-Virus verursacht.
Letzte Aktualisierung am 11.11.2009.