Das Asperger-Syndrom, benannt nach dem österreichischen Kinderarzt Hans Asperger, ist eine nach außen oft kaum wahrnehmbare Funktionsstörung des Gehirns. Die Betroffenen können bestimmte Reize nicht einordnen. Gleichzeitig entwickeln sie Fähigkeiten, die über die gesunder Menschen weit hinausgehen. Diese Eigenschaft hat das Asperger-Syndrom mit anderen autistischen Erkrankungen gemeinsam. Ebenso besteht eine Ähnlichkeit im Hinblick auf die Unfähigkeit, soziale Kontakte zu knüpfen. Dies bedingt sich meist durch eine enorme Unsicherheit im Umgang mit anderen Menschen. Erkrankte sind nicht in der Lage, im Alltag häufig gebrauchte non-verbale Kommunikation wahrzunehmen oder zu deuten. Zugleich fallen sie mitunter durch stereotype Verhaltensweisen auf, so zum Beispiel durch sich ständig wiederholende Bewegungsabläufe.
Erkennbar wird die Erkrankung für Außenstehende meist nur, wenn sie mit den Betroffenen in direkten Kontakt treten. Auf den ersten Blick ist das Asperger-Syndrom nämlich nicht ohne weiteres sichtbar. Durch ihre Unsicherheit im Umgang mit anderen Menschen erscheinen Asperger-Autisten ihrem Umfeld oft als wunderliche Einzelgänger. Denn im Allgemeinen erwarten wir von unseren Mitmenschen, dass sie die Signale verstehen, die wir ihnen auch ohne Worte senden und dass sie „zwischen den Zeilen" lesen können. Menschen mit Asperger-Syndrom sind dazu nicht in der Lage. Ihnen fehlt die Fähigkeit, sich in Andere hineinzuversetzen oder ihre eigenen Empfindungen deutlich zu machen.
Trotz ihrer oft stark überdurchschnittlichen Begabung und einem ausgezeichneten logischen Denkvermögen bleiben Asperger-Autisten im Berufsleben oft auf der Strecke. Viele von ihnen wählen eine natur- oder geisteswissenschaftliche Ausbildung. Aber neben fachlicher Qualifikation erwartet die moderne Arbeitswelt von Bewerbern, dass sie „Schlüsselqualifikationen" wie Team- und Kommunikationsfähigkeit mitbringen. Und auch wenn die Betroffenen mit der Aufnahme von Informationen, dem Lernen, keine Probleme haben, scheitern die meisten von ihnen schon im Vorstellungsgespräch. Auch dieses Schicksal teilen Asperger-Autisten mit Menschen, die an anderen Formen des Autismus leiden. Eine Vielzahl der Erkrankten ist somit ungeachtet ihrer überragenden intellektuellen Fähigkeiten ein Leben lang auf Sozialhilfe oder Erwerbsunfähigkeitsbeiträge angewiesen.
Im Wesentlichen liegen die gesellschaftlichen Probleme der meisten Autisten an einer mangelnden Aufklärung ihrer Umwelt. Oft haben sie mit Ablehnung zu kämpfen, weil ihr Verhalten falsch gedeutet wird. Die Integration der Betroffenen in die Gesellschaft ist auch das Ziel von Interessenverbänden wie der Autismus-Forschungs-Kooperation (AFK) in Berlin. Ein erster Schritt dürfte sein, falsche Vorurteile abzubauen.
Letzte Aktualisierung am 20.05.2010.