Der Begriff der Volkskrankheit nutzt sich heutzutage ziemlich ab, wird er doch für jedes zweite Wehwehchen gebraucht, von dem ein größerer Teil der Bevölkerung betroffen ist. Und doch kann man bei dem Restless-Legs-Syndrom (RLS) von einer solchen sprechen, leiden doch immerhin schätzungsweise zehn Prozent der Deutschen darunter. Die Krankheit, die eingedenk ihrer Taufpaten auch als Wittmaack-Ekborm-Syndrom bezeichnet wird, ist bereits seit dem 17. Jahrhundert bekannt und bezeichnet im Wesentlichen ein unangenehmes Gefühl in den Beinen, Füßen und - in seltenen Fällen - auch in den Armen. Nun haben kanadische Wissenschaftler in einer Studie entdeckt, dass das RLS vererbbar ist.
Das Kribbeln und Ziehen in den Gliedmaßen wird durch eine Fehlfunktion des Nervensystems ausgelöst und führt bei Betroffenen zu Schlafstörungen. Da die Beschwerden in der Regel in einer sitzenden oder liegenden Position auftreten und meist nur durch Herumlaufen gelindert werden können, ist der Name „Restless Legs" (englisch für „ruhelose Beine") durchaus passend. RLS-Patienten leiden aufgrund der unangenehmen Symptome unter Schlafstörungen, da sich der Bewegungsdrang der Beine nicht oder nur schwer unterdrücken lässt und eine Entspannung so schier unmöglich wird.
In der nun durchgeführten Untersuchung wurden 671 Personen mit RLS und ihr Hintergrund studiert. Dabei zeigte sich, dass die Erkrankung oft mehrmals innerhalb einer Familie auftritt. Damit ist das RLS eine der wenigen neurologischen Leiden, die sich durch Vererbung verbreiten. Mehr als drei Viertel der Studienteilnehmer berichteten von ebenfalls betroffenen Familienmitgliedern. Geschwister der Erkrankten haben statistisch gesehen ein dreifaches Risiko, selbst unter RLS zu leiden, Kinder von RLS-Patienten immerhin ein zwei Mal so hohes Risiko wie Menschen, bei denen die Erkrankung in der Familie nicht vorkommt.
Durchschnittlich erkrankten die Studienteilnehmer im Alter von 28 Jahren an dem Restless-Legs-Syndrom. Frauen hatten dabei nach einer Schwangerschaft ein erhöhtes Risiko. Auch ein festgestellter Eisenmangel oder vorherige Arthritis begünstigten die Entstehung der ruhelosen Beine.
Ursache für die Krankheit ist Medizinern zufolge eine Fehlfunktion im Dopaminhaushalt des Gehirns. Durch Medikamente, die die Produktion dieses Botenstoffs anregen, hatte man bereits in früheren Tests die Symptome des RLS lindern können. Ebenso gab es schon länger die Vermutung einer erblichen Weitergabe der Krankheit. Künftig soll durch weitere breit angelegte Studien der Zusammenhang zwischen verschiedenen externen Risikofaktoren auf die Entstehung des Restless-Legs-Syndroms beobachtet werden. Wissenschaftler wollen damit den Ursachen genauer auf den Grund gehen und mögliche vorbeugende Maßnahmen erkunden.
Letzte Aktualisierung am 26.05.2010.