Wer liebt Speiseeis nicht? Die leckere süße Versuchung, der wir früher oder später beim Gang durch die sommerlichen Fußgängerzonen dieser Republik erliegen, ist für die meisten seit Kindertagen ein stetiger Begleiter. Doch was wissen wir eigentlich wirklich über die kühle Sünde?
Zunächst stimmt es - zumindest teilweise -, dass Eis eine Kalorienbombe ist. Ein Vanilleeisbecher mit Schokoladensoße und einem dicken Klecks Schlagsahne kommt gut und gerne auf 400 Kilokalorien, sagen Ernährungsexperten. Alleine eine Kugel Schokoladeneis hat es mit 170 Kilokalorien in sich. Aber es geht auch anders: Greifen Sie statt zu Milch- doch einfach mal zu Fruchteis. In einer Kugel stecken dann nur noch etwa 100 Kilokalorien. Und der Besuch bei der Eisdiele wird nicht mehr zum Kampf mit dem schlechten Gewissen. Und muss es denn immer die Waffel sein?
Beim nächsten Supermarktbesuch sollte man übrigens mal genau hinsehen. Kaufen Sie da „Eis" - oder „Eiscreme". Dieser kleine Unterschied ist so klein nämlich gar nicht; zumindest nicht aus lebensmittelrechtlicher Sicht. Während in „Eiscreme" mindestens zehn Prozent Milchfett enthalten sein muss, besteht diese Vorschrift für „Eis" nicht. Und weil Hersteller gerne Kosten sparen, enthalten solche Produkte dann meist das wesentlich günstigere - und leider auch minderwertigere - Palmfett. Also: „Augen auf beim Eiscremekauf!" Die „Top 3" der Eissorten ist einer Umfrage zufolge übrigens nach wie vor recht klassisch besetzt: In Deutschland werden Vanille, Schokolade und Haselnuss am liebsten geleckt. Die Eisdielen-Szene probiert sich nichtsdestotrotz auch gerne an gewagten Kreationen wie Bier- oder Senfeis. Wem's schmeckt...
Der Eisgenuss hat natürlich auch Schattenseiten. Spontane, eisbedingte Zahnschmerzen sind kein Ammenmärchen, sondern eine normale Reaktion der Zahnnerven auf den extremen Temperatureinfluss von Außen. Besonders kariöse Zähne sind schmerzanfällig, wenn sie mit kalten oder heißen Speisen in Berührung kommen. Auch der plötzliche Hustenreiz, den viele Menschen beim Eisessen verspüren, ist medizinisch erklärbar: Durch die Kälte werden temperaturempfindliche Nerven angeregt. Der Reiz wird an das Gehirn weiter geleitet und dieses gibt den Befehl zum Auslösen des Hustenreflexes. Der so genannte „Kälte- und Eiscreme-Kopfschmerz", der bei manchen Menschen hin und wieder auftritt, ist medizinisch gesehen noch ein Mysterium. Auch hier könnten bestimmte Nerven Reflexe im Gehirn auslösen. Dies ist aber noch nicht abschließend geklärt.
Weiter geht es mit den unterschiedlichen Eisbezeichnungen: Besteht ein Speiseeis mindestens zu Hälfte aus Milch und enthält es 90 Gramm Eigelb, darf es sich Cremeeis nennen. Milcheis besteht zu knapp drei Vierteln aus Milch, dafür kommt es aber ohne Eier aus. Wird das Milchfett zu 60 Prozent aus Schlagsahne gewonnen, spricht man im Eisjargon von Sahne- oder Rahmeis. Mindestens 20 Prozent Frucht muss im Fruchteis stecken, im Sorbet sogar ein Viertel. Wassereis kommt weitgehend ohne Früchte oder Milchfett aus. Für Farbe und Geschmack sorgen hier Lebensmittelfarb- und Aromastoffe. Softeis liegt übrigens keine spezielle Rezeptur zugrunde. Hier unterscheidet sich nur die Herstellungsart, bei der die Rezeptur eingefroren und anschließend verzehrfertig aufgeschäumt wird.
Dass Eis und ganz besonders Softeis bei hohen Temperaturen anfällig für Bakterien und Keime ist, ist umstritten. In den Jahren 2007 und 2008 führte das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit umfassende Stichproben durch und konnte keine erhöhte Belastung feststellen.
Die Italiener haben das Eis erfunden. Klar, oder? - Falsch! Die alten Griechen und Chinesen sollen bereits vor über 5000 Jahren etwas Ähnliches zubereitet haben. Schnee und Eis vom Gletscher, Fruchtmark und Honig sollen zu den Zutaten gehört haben. Die erste Eisdiele war dann vermutlich tatsächlich das Werk eines Italieners - stand aber in Paris.
Egal woher es kommt, ob man davon Husten muss, dick wird oder wie viel Milch drin ist: Wir Deutschen lieben Eis und zwar so sehr, dass statistisch gesehen jeder von uns jährlich rund acht Liter davon zu sich nimmt. Guten Appetit!
Letzte Aktualisierung am 10.06.2010.