Neben den Einsatzgebieten von Botulinumtoxin Typ A (BTX/A) im Bereich der Neurologie (Nervenmedizin), findet die Substanz heutzutage auch eine breite Anwendung in der Therapie von mimischen Gesichtsfalten. Glabellafalten lassen sich dabei mit Botulinumtoxin Typ A erfolgreich und risikoarm glätten. In der ästhetischen Dermatologie (Hautmedizin) ist die Gabe von BTX/A deshalb eine angesehene Behandlungsmöglichkeit.
Ein Bakterium, nämlich Clostridium botulinum, produziert das Botulinumtoxin Typ A. Im menschlichen Muskel verhindert Botulinumtoxin A, dass ein Botenstoff (Acetylcholin), der normalerweise für eine Anspannung der Muskulatur sorgt, ausgeschüttet wird. Die Muskulatur entspannt sich, bestehende Falten werden geglättet. Das Gesicht sieht wieder jünger und frischer aus.
In der Natur ist das therapeutisch wirksame Neurotoxin immer an Trägereiweiße, so genannte Komplexproteine, gebunden. Beides bildet den Botulinumtoxin Typ A Komplex. Dieser wird bei den Botulinumtoxin Typ A Präparaten Dysport®, Azzalure®, Botox® und Vistabel® eingesetzt. 2005 erhielt erstmals mit Xeomin® und 2009 mit Bocouture® ein Botulinum Neurotoxin Typ A, ohne Komplexproteine die Zulassung.
Nach der Behandlung zeigt sich eine erste Wirkung von BTX/A in der Regel nach zwei bis drei Tagen. Die endgültige Wirkung ist nach ein bis zwei Wochen erreicht. Jedoch kommt es schon bald zu einem allmählichen Abbau des Botulinumtoxins A und zu einer Wiederaufnahme der Muskelaktivität. Nach drei bis spätestens sechs Monaten zeigt sich erneut die normale Muskelfunktion. Die Dauer der Wirksamkeit ist individuell verschieden.
Eine Zulassung hat der Wirkstoff Botulinumtoxin Typ A nur für die Glabellafalte (Zornesfalte). Dennoch kann und wird es außerhalb des in der Zulassung genehmigten Gebrauchs auch für die Behandlung von Falten in vielen anderen Regionen im Gesicht eingesetzt. Dies sind mimische Gesichtsfalten wie die Stirnquerfalten, Lachfalten an den Augen, Marionettenfalten (zwischen Mundwinkeln und seitlichem Kinn), vom Mund ausstrahlenden Falten oder hervortretende Muskelstränge am Hals. Wenn außerdem ein ganzer Gesichtsbereich behandelt wird, etwas das obere Drittel, kann das Aussehen in harmonischer Weise deutlich verjüngt werden.
Ansprechende Ergebnisse zeigen sich vor allem bei jüngeren Menschen mit mimischen Gesichtsfalten, deren Haut noch elastisch ist. Ältere Patienten, deren Falten bereits tief eingegraben sind, können kein so gutes Ergebnis erwarten. Hier gibt es ergänzende Möglichkeiten beispielsweise durch die Kombinationstherapie mit Hyaluronsäure-Fillern.
Für die jeweiligen Regionen gibt es bestimmte bevorzugte BTX/A Behandlungsschemata. Die gewählte Dosis an Botulinumtoxin hängt vom Patienten, von der Muskelaktivität und vom Präparat ab.
Ein umfassendes Vorgespräch mit einer eingehenden Aufklärung und der Unterzeichnung einer Behandlungseinwilligung durch den Patienten und den Arzt einen Tag vor der Behandlung ist immer notwendig. Zur Behandlung sitzt oder liegt der Patient bequem. Die Haut wird desinfiziert. Eine geringe Menge BTX/A wird mit einer feinen Nadel in die Zielmuskeln gespritzt. In der Regel ist die Injektion daher kaum zu spüren.
In sehr seltenen Fällen sind Überempfindlichkeitsreaktionen gegen Botulinumtoxin Typ A oder einen der Hilfsstoffe möglich. Bei Allergien gegen Botulinumtoxin Typ A oder gegen eine andere Inhaltssubstanz darf das Präparat daher nicht verwendet werden. Eine andere Gegenanzeige sind allgemeine Störungen der Muskelfunktion wie beispielsweise eine Myasthenie (Muskelschwäche). Gleiches gilt für bestimmte Nervenfunktionsstörungen. Nicht empfehlenswert ist die Botulinumtoxin-Behandlung bei örtlichen Entzündungen, bei Blutgerinnungsstörungen oder der Einnahme von gerinnungshemmenden Arzneimitteln. Bei der Augenkrankheit Engwinkelglaukom ist Vorsicht angebracht. Für den Einsatz bei Schwangeren und stillenden Müttern ist BTX/A noch nicht ausreichend erforscht. Außerdem müssen die Patienten volljährig sein.
Wechselwirkungen treten vor allem mit Medikamenten auf, die ebenfalls entspannend auf Muskeln wirken. Insbesondere gilt dies für Aminoglykosid-antibiotika oder andere Arzneimittel, die auf die neuromuskuläre Reizleitung wirken wie Muskelrelaxantien des Tubocurarin-Typs.
Zu den häufigen Nebenwirkungen gehören u.a. Schmerzen, Schwellungen, Blutergüsse, kleine Blutungen, Kopfschmerzen sowie Entzündungen. Wenn das Botulinumtoxin in angrenzende Regionen gelangt, kann es auch dort zu einer Muskelschwäche kommen. Ein mögliches Beispiel ist ein Herabsinken des Augenlids durch Schwächung des Lidhebermuskels. Ebenso kann eine Schwäche im Mundbereich die Nahrungsaufnahme erschweren. Mundtrockenheit und Augentrockenheit können entstehen. Komplikationen klingen durch den Wirkstoffabbau von alleine wieder ab. Sie sind sehr selten und treten bei einem erfahrenen Arzt fast nie auf.
Alles in allem handelt es sich bei der Behandlung von mimischen Falten mit Botulinumtoxin Typ A um eine wirkungsvolle und nebenwirkungsarme Methode.
Letzte Aktualisierung am 17.06.2021.