Kinderlähmung tritt hierzulande heute kaum noch auf. Hauptsächlich haben wir das der Einführung der Schluckimpfung Anfang der 1960er-Jahre zu verdanken. Doch nur, weil Polio in vielen Ländern so gut wie nicht mehr vorkommt, sollte nicht auf eine Impfung im Kindesalter verzichtet werden. Denn allein aus diesem Grund konnte die Ausbreitung der Krankheit so weit zurückgedrängt werden. Der Poliomyelitiis-Virus ist der Erreger der Kinderlähmung. Die Krankheit ist hochinfektiös und kann bereits vor Ausbruch an andere weitergegeben werden.
In vielen Reiseländern ist Polio auch heute noch allgegenwärtig. Die Fälle, in denen in Deutschland Menschen an Kinderlähmung erkranken, haben oft mit der Einschleppung aus diesen betroffenen Gebieten zusammen. Nur in wenigen Fällen führt Kinderlähmung zu bleibenden Schäden, sprich Lähmungen an Armen und Beinen, Atembeschwerden oder Schäden des Gehirns. Die meisten Erkrankungen verlaufen unproblematisch. Doch wenn erwachsene Menschen an Polio erkranken, sind die Langzeitfolgen oft wesentlich häufiger und schwerwiegender. Eine Impfung sollte daher in keinem Fall vermieden werden - auch und gerade, weil sich die Krankheit rasend schnell ausbreiten kann. Damit ist die Impfung nicht nur Schutz für den Geimpften, sondern auch für dessen Umfeld.
Die Ständige Impfkommission empfiehlt die Impfung gegen Polio für alle Kinder bis zum 18. Lebensjahr. Bestandteil der Immunisierung ist eine Grundimpfung und eine einmalige Auffrischung. In der Regel werden bereits Säuglinge im Rahmen einer routinemäßigen Standardimpfung gegen die Krankheit immunisiert. Eine weitere Auffrischung nach dem 18. Lebensjahr ist nicht notwendig, wird aber solchen Menschen empfohlen, die einer besonderen Infektionsgefahr ausgesetzt werden. Das können beispielsweise solche Reisende sein, die in besonders poliogefährdete Gebiete aufbrechen oder Menschen in Medizinberufen. Auch wenn im persönlichen Umfeld jemand an Kinderlähmung erkrankt, sollte die Impfung vorgenommen werden, auch wenn eigentlich bereits Impfschutz besteht. Vorsorgen ist auch hier besser als Nachsorgen. Wer nicht weiß, ob er bereits den Impfschutz gegen Polio hat, kann zur Sicherheit gefahrlos erneut geimpft werden.
Der Polioimpfstoff hat kaum Nebenwirkungen. Vereinzelt kann es an der Einstichstelle zu leichten Reaktionen kommen. Auch eine vorübergehende Erhöhung der Körpertemperatur, Beschwerden im Magen-Darm-Bereich oder Abgeschlagenheit können auftreten. Durch ein weltweites Impfprogramm versucht die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Kinderlähmung als Krankheit flächendeckend auszurotten.
Letzte Aktualisierung am 27.10.2010.