Auch ein kurzes Gedächtnistraining hat oft große Wirkung. Die Suche nach Methoden, um ein altersbedingtes Nachlassen der kognitiven Fähigkeiten aufzuhalten, eröffnet Wissenschaftlern immer wieder neue und dabei recht einträgliche Forschungsfelder.
Neu ist der Einsatz eines Computerspiels als „Gehirn-Gymnastik“. Schon der relativ kurze Einsatz dieser „Fitness-Software“ soll, so eine aktuelle Studie, für mehr geistige Agilität auch im fortgeschrittenen Alter sorgen. Dabei wird vor allem die visuelle Reaktions- und Aufnahmefähigkeit älterer Erwachsener abgefragt. Bei dem verwendeten Computerspiel geht es darum, innerhalb einer bestimmten Zeit möglichst viele Bilder zu erfassen und reaktionsschnell „anzuklicken“.
Für den Feldversuch spielten Erwachsene im Alter von 50 Jahren und darüber ein Computerspiel, das die Geschwindigkeit misst, mit der die Spieler eine visuelle Stimulation verarbeiten. Das Tempo, in dem solche Reize verwertet werden können, ist der wichtigste Messparameter, um ein etwaiges Nachlassen geistiger Kräfte festzustellen, so Fredric Wolinsky von der Universität in Iowa, der die Studie leitete.
Das Spiel wurde von unabhängigen Wissenschaftlern entwickelt, wird inzwischen jedoch unter dem Namen „Double Decision“ vom kalifornischen Unternehmen Posit Science vertrieben. Die Spieler werden danach bewertet, wie schnell sie auf ein Bild in der Mitte des Bildschirms klicken können, sowie auf andere Bilder, die in der Peripherie auftauchen. Mit der Übung verbessert sich die Reaktionsgeschwindigkeit des Spielers. Die Spielanforderungen werden schrittweise höher geschraubt, das heißt, die Geschwindigkeit, mit der die Bilder auftauchen und wieder verschwinden, nimmt mit jedem Level zu.
Die Teilnehmer an der Studie spielten etwa 10 Stunden lang im Institut. Einige hängten später noch vier Stunden extra an oder spielten weitere 10 Stunden lang zu Hause. Eine Kontrollgruppe arbeitete vor Ort mit Computer-Kreuzworträtseln. Die Forscher maßen die mentale Fitness von allen 621 Teilnehmern vor dem Training und dann wieder ein Jahr danach. Dabei verwendeten sie jeweils acht bewährte und gängige Tests zur Bewertung der kognitiven Fähigkeiten.
Ergebnis der Studie: Wer auch nur für 10 Stunden das “Gehirn-Trainingsprogramm” nutzte, hatte gegenüber seinen Altersgenossen aus der Kontrollgruppe auch ein Jahr später einen deutlichen Vorsprung zu verzeichnen.
Alle Teilnehmer am Computer-Testspiel konnten ihre Leistungen in Punkto Schnelligkeit und Vollständigkeit beim Erfassen von Bildern in ihrem Gesichtsfeld verbessern. Die Probanden schnitten im Vergleich mit gleichaltrigen Personen aus der Kontrollgruppe wesentlich besser ab, was die Wahrnehmungsfähigkeit, aber auch andere mentale Fähigkeiten betraf.
Kritische Stimmen führen allerdings an, dass allein die Übung und Vertrautheit mit dem Spiel die Verbesserungen mit sich brachte. Erst weitere Forschungsarbeiten werden hier überzeugende Ergebnisse liefern.
aktualisiert am 17.06.2013