Kaum eine Pflanze ist so gut wissenschaftlich erforscht wie die Teepflanze. Grüner Tee oder Matcha-Tee ist nicht nur ein Trend-Getränk. Viele Studien beweisen seine vielfältige gesundheitsfördernde Wirkung: Grüntee macht auf gesunde Weise munter und konzentrationsfähig, ist in der Lage, den Blutzuckerspiegel zu regulieren, vermindert Gefäßablagerungen, die zu Alzheimer führen können, unterstützt die Therapie bei arthritischen Erkrankungen und schützt das Herz-Kreislaufsystem nachhaltig. Schon der regelmässige Genuß von etwa zwei Tassen täglich hat alle diese und weitere positive Effekte.
Erstmals sind nun Forscher von der Pennsylvania State University, USA, einem weiteren Geheimnis des Grüntees auf die Spur gekommen. Über die antikarzinogenen Eigenschaften des grünen Tees gibt es längst Dokumentationen und erfolgreiche Studien mit Krebspatienten. In der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) wurden seit Jahrtausenden Extrakte aus der Grünteepflanze auf ganz unterschiedliche Weise eingesetzt. Die moderne Variante sind Kapseln mit einem hohen Anteil des Grüntee-Inhaltsstoffes Epigallocatechingallat, kurz EGCG genannt.
Die Wachstumsfaktoren der Tumore nahmen bei regelmäßiger Einnahme von grünem Tee oder einem Extrakt daraus jeweils deutlich ab. Eine japanische Studie aus den 1990iger Jahren führte dies auf die Teeflavonoide zurück, die wachstums-notwendige Rezeptoren an den Krebszellen blockierten und damit deren Zellteilung verhinderten.
Ausschlaggebend für die krebshemmende Wirkung scheint aber vor allem das EGCG zu sein, das im grünen Tee hochkonzentriert vorkommt und etwa ein Drittel der Trockenmasse ausmacht.
Untersucht wurde in der aktuellen US-Studie die Auswirkung von EGCG bei Mundhöhlenkrebs unter Laborbedingungen. Dazu wurden Tumorzellen sowie gesunde Zellen gezüchtet und mit der Substanz in Kontakt gebracht. EGCG attackierte die kleinen Zellkraftwerke, die Mitochondrien der Tumorzellen. Dabei setzte es reaktive Sauerstoffpartikel frei, bekannter unter der Bezeichnung Freie Radikale, die oxidativen Stress und schließlich die Selbstzerstörung der Zelle verursachen. Zeitgleich bringt EGCG das zelleigene Abwehrsystem in Fahrt. Bei Tumorzellen beschleunigt sich damit der Zersetzungsprozess, gesunde Zellen dagegen profitieren von den aktivierten Selbstschutzmechanismen.
Eine Schlüsselfunktion spielte in dem Experiment ein Protein namens Sirtuin 3, SIRT3, das normalerweise die Zellen vor dem oxidativen Stress abschirmt. In Tumorzellen reagiert dieses Protein jedoch völlig anders als in gesundem Zellmaterial. SIRT3 in Krebszellen wird durch den Kontakt mit EGCG in seiner Wirkung ausgeschaltet, während es seine Funktion in gesunden Zellen unter dem Einfluß von EGCG voll entfaltet.
Warum genau SIRT3 in beiden Situationen so unterschiedlich reagiert, wird Gegenstand weiterer Untersuchungen sein müssen, ebenso die Frage, wie sich mit EGCG künftig gezielte Krebstherapien entwickeln lassen.
Das Team der Pennsylvania State University geht ebenso wie die Forscher vorangegangener Studien davon aus, dass die Wirkung des Grüntee-Inhaltsstoffe EGCGs sich auch bei vielen weiteren Krebsarten nutzen lässt.
aktualisiert am 10.03.2015