Rückenschmerzen gelten mittlerweile als Volksleiden. Gleich ob „nur“ Muskelverspannungen, ein Bandscheibenvorfall, arthritische Symptome oder andere Ursachen zugrunde liegen: Eine wirksame Schmerzmedikation hilft über die schlimmste akute Phasen oder bis zum Arzttermin hinweg.
Doch welche Medikamente sind effektiv? Eine Studie aus Sydney, Australien, vom George Institute for Global Health belegt es erneut: Paracetamol hat zumindest als Mittel gegen Rückenschmerzen und Arthrose seinen Platz in der Hausapotheke verspielt. Denn es ist nicht nur unwirksam, sondern birgt auch noch einige böse Nebenwirkungen. Diese Studie ist nicht die erste ihrer Art, bereits 2008 wurden erste Zweifel dokumentiert.
Trotzdem steht Paracetamol noch immer in den Leitlinien für eine Ersttherapie bei Arthroseschmerz, aber auch bei Rücken- und Nackenbeschwerden. Das Ergebnis der neuen Meta-Studie ist erschreckend.
Geprüft wurden die Präparate auf ihre Wirksamkeit gegen Schmerz und Steifheit und damit auch auf ihre Funktion bei der Wiederherstellung der Lebensqualität. Insgesamt wertete man zehn Studien mit über 3500 Patienten mit Knie- und Hüft-Arthrose und drei Studien mit mehr als 1800 Patienten mit Rückenproblemen aus. Die Gabe von Paracetamol erfolgte nur in einer Studie intravenös, ansonsten verabreichte man den Wirkstoff in Form von Tabletten oder Kapseln. Die Dosis betrug jeweils zwischen 3000 und 4000 mg pro Tag für einen Zeitraum von sechs Monaten. Über diese Zeit hinaus wurden keine Daten erfasst.
Zur Bestimmung der Wirksamkeit wurden vier Bewertungs-Kategorien festgelegt, zur Einschätzung von Schmerzgrad und Bewegungseinschränkung jeweils eine Punkteskala von 0 bis 100. Innerhalb von drei Monaten nahm die Schmerzintensität von Rückenbeschwerden unter Paracetamol nur um 0,5 Punkte auf der Skala von 100 ab, bei der Beweglichkeit nur um 0,4 Punkte.
Bei den Arthrose-Fällen machte sich Paracetamol nur mit minus 3,7 Punkten auf der Schmerzskala und minus 2,9 Punkten bei der verbesserten Beweglichkeit bemerkbar – alles in allem enttäuschend.
Dafür beobachteten die Mediziner einige unschöne Nebenwirkungen wie erhöhte Leberwerte und erhöhten Blutdruck bei den Patienten, die ein Paracetamol-Präparat einnahmen. Die Werte lagen um ein Vierfaches häufiger als bei den Probanden in der Placebo-Gruppe. Von früheren Studien ist bereits bekannt, dass auch Schwangere Paracetamol meiden sollten.
Eine Kommission empfahl daraufhin, Paracetamol allenfalls kurzfristig bei Arthrose oder Rückenbeschwerden einzusetzen.
Neben physiotherapeutischen Maßnahmen oder Akupunktur empfehlen sich bis zum Abklingen akuter Schmerzen andere, bekannte Wirkstoffe: Acetyl Salicyl, landläufig als Aspirin bekannt, Ibuprofen, Diclophenac oder Naproxen. Alle sind in der Lage, das Schmerzhormon Prostaglandin und damit die Weiterleitung von Schmerzsignalen ans Gehirn zu hemmen. Ziel der Medikamentierung ist es, entzündliche Prozesse einzudämmen und den Schmerz so weit zu senken, dass verhärtete Muskeln sich wieder lockern können. Vor allem soll der Patient mit ihrer Hilfe die akute Schmerz-Phase überbrücken, bis weitere, heilende Therapie-Maßnahmen greifen. Als Dauer-Medikation ist jedes der genannten, auch der rezeptfreien Präparate eher bedenklich.
Übrigens spricht nicht jeder Mensch auf jedes Schmerzmittel gleich an: Was bei einem Patienten zuverlässig wirkt, verursacht beim anderen allenfalls Magenbeschwerden – auch in solchen Fällen sollte man schleunigst das Mittel wechseln.
aktualisiert am 26.05.2015