Das Baby kommt nicht allein. Für viele Paare ist diese Nachricht sowohl aufregend als auch überraschend. Eine Mehrlingsschwangerschaft bringt jedoch oft Herausforderungen mit sich, die sich von einer Einzelschwangerschaft unterscheiden.
Eine Mehrlingsschwangerschaft tritt auf, wenn eine Frau mit mehr als einem Embryo in der Gebärmutter schwanger ist. Es gibt verschiedene Arten, abhängig von der Anzahl der Embryos. Zum Beispiel gibt es Zwillings,- Drillings-, Vierlings- oder sogar Sechslings-Schwangerschaften.
Zwillinge können entweder eineiig oder zweieiig sein. Eineiige Zwillinge entstehen aus einer befruchteten Eizelle, auch Zygote genannt, die sich während der Schwangerschaft in zwei Hälften teilt. Das Ergebnis sind zwei genetisch identische Embryos. Das heißt, dass sie fast gleich aussehen, identische Gene und dasselbe Geschlecht haben. Dennoch gibt es Einzelfälle, bei denen eineiige Zwillinge mit unterschiedlichem Geschlecht geboren wurden. Im Gegensatz dazu stehen zweieiige Zwillinge aus zwei unterschiedlichen befruchteten Eizellen. Sie sind genetisch verschieden und können sogar unterschiedlichen Geschlechts sein.
Eine interessante Tatsache ist, dass etwa 25 Prozent aller eineiigen Zwillinge sich als sogenannte Spiegelzwillinge entwickeln. Sie sind praktisch exakte Spiegelbilder voneinander. Es ist möglich, dass einer Rechts- und der andere Linkshänder ist oder dass sie Muttermale an der gleichen Stelle haben, jedoch spiegelverkehrt. Selbst Haarwirbel können bei Spiegelzwillingen diese spiegelbildliche Anordnung aufweisen. Besonders bei künstlicher Befruchtung ist eine Mehrlingsschwangerschaft häufiger, da bei diesem Verfahren mehrere befruchtete Eizellen in die Gebärmutter eingesetzt werden, von denen einige überleben und sich entwickeln.
Jedoch treten Schwangerschaften mit mehr als einem Baby auch bei Frauen mit fortgeschrittenem Alter auf oder wenn es in der Familie bereits Zwillinge gibt. In Deutschland sind Mehrlingsgeburten selten. Doch Zwillingsgeburten werden immer häufiger. Laut dem Statistischen Bundesamt wurden im Jahr 2019 14.088 Zwillinge geboren. Das sind im Vergleich zu den 1980er Jahren doppelt so viele.
Zunächst einmal gibt es keine spezifischen Symptome, die eindeutig auf eine Mehrlingsschwangerschaft hinweisen. Allerdings sind häufig die Beschwerden wie Übelkeit und Müdigkeit insbesondere im ersten Trimester stärker. Das liegt daran, dass der Körper bei einer Schwangerschaft mit mehr als einem Kind oft höhere Mengen des Hormons hCG produziert. Eine solche Schwangerschaft ist in der Regel körperlich anspruchsvoller. Der wachsende Bauchumfang und das zusätzliche Gewicht der Babys erhöhen die Belastung für die werdende Mutter. Im Gegensatz zu einer Einzelschwangerschaft, ist der Bauch schon viel früher sichtbar.
Das liegt am Anfang hauptsächlich an der vergrößerten Gebärmutter. Sie muss mehr wachsen, um allen Embryos ausreichend Platz zu bieten. Jedoch kann auch bei Frauen, die schon einmal entbunden haben, der Bauch schneller wachsen, da das Gewebe und die Bauchmuskeln in der ersten Schwangerschaft diesen Prozess bereits durchlaufen haben. Bei schwangeren Frauen mit mehr als einem Kind wird oft ein erhöhter Blutdruck festgestellt, da in der Regel mehr als eine Plazenta versorgt werden muss, erfordert der Körper einen verstärkten Blutfluss.
Die eindeutige Diagnose erfolgt zwischen der achten und zwölften Schwangerschaftswoche mittels Ultraschals (Sonografie). Daher ist es wichtig, die exakte Phase zu ermitteln. Werdende Mütter können heutzutage mithilfe von Online-Rechnern den Geburtstermin oder die Schwangerschaftswoche selbst berechnen. In der fetalen Echokardiografie erfolgt die Erfassung von mindestens zwei Herztönen unterschiedlicher Frequenz. Dies ermöglicht dem medizinischen Team festzustellen, ob die Herzfrequenzen der Föten im normalen Bereich liegen.
Aufgrund des höheren Risikos für Komplikationen während der Schwangerschaft und der Geburt wird sie als Risikoschwangerschaft eingestuft. Das heißt jedoch nur, dass Schwierigkeiten nicht ausgeschlossen werden sollten. Frauen, die mit Mehrlingen schwanger sind, müssen daher öfter zur ärztlichen Kontrolle. Vorsorgeuntersuchungen erfolgen in kürzeren Abständen im Vergleich zu Einzelschwangerschaften. Bis zur sechzehnten Woche kann der Arzt feststellen ob die Embryos gemeinsame oder getrennte Fruchthöhlen haben. Daher ist eine Ultraschalluntersuchung davor wichtig, um herauszufinden, ob die Embryos sich Fruchthöhle und/oder Plazenta teilen, um die damit verbundene Risiken eng zu überwachen.
Embryos, die sich eine Fruchtblase teilen, haben ein erhöhtes Risiko für Nabelschnurknoten oder Nabelschnurumschlingungen. Wenn sich die Nabelschnur um sich selbst oder um einen der Föten wickelt, kann die Blut- oder Sauerstoffversorgung der Babys beeinträchtigt werden. Falls die Embryos sich eine Plazenta teilen, ist es möglich, dass spezielle durchblutungsabhängige Komplikationen auftreten. Ein Beispiel hierfür ist das Fetofetale Transfusionssyndrom (FFTS). Es tritt auf, wenn sich eine ungleiche Blutversorgung zwischen den Babys entwickelt, was zu einer ungleichen Verteilung von Nährstoffen und Sauerstoff führt. In einigen Fällen erfordert diese Bedingung eine fetale Behandlung, um die Gesundheit der Embryos zu schützen.
Eine Mehrlingsschwangerschaft geht oft mit einem erhöhten Risiko für Schwangerschaftsvergiftung, bekannt als Präeklampsie, einher. Sie ist eine Erkrankung, die durch hohen Blutdruck, Eiweißausscheidung im Urin und Schwellungen gekennzeichnet ist. Daher ist eine sorgfältige Überwachung während der gesamten Schwangerschaft erforderlich, um Störungen im Wachstum des Fötus zu vermeiden. Darüber hinaus ist die körperliche Belastung deutlich höher als bei einer Einzelschwangerschaft. Der wachsende Bauch und das zusätzliche Gewicht verursachen oft stärkere Rücken-, Becken- und Gelenkschmerzen. Daher benötigen Frauen mit Mehrlingen mehr Ruhepausen und müssen möglicherweise ihre körperlichen Aktivitäten einschränken, um die Gesundheit von sich selbst und ihren Babys zu schützen.
Trotz der sorgfältigen Überwachung während der Schwangerschaft ist die Geburt von Mehrlingen oft komplex. Aufgrund der höheren Anzahl von Babys und potenziellen Komplikationen während des Geburtsvorgangs ist eine sorgfältige Planung und medizinische Betreuung besonders wichtig. Die Art der Entbindung hängt von verschieden Faktoren ab, darunter die Anzahl der Babys, ihre Lage im Mutterleib, ihr Gesundheitszustand sowie die Bedürfnisse der Mutter. In den meisten Fällen jedoch wird ein Kaiserschnitt empfohlen, da er eine kontrollierte Umgebung bietet, in der das medizinische Team schnell eingreifen kann, falls Komplikationen auftreten.
Idealerweise sollte die Entbindungsklinik eine Frühgeborenenstation (Perinatal- oder neonatologisches Zentrum) haben, um eine sofortige Versorgung der Babys zu gewährleisten, falls sie vorzeitig geboren werden oder besondere medizinische Unterstützung benötigen. Mehrlingsschwangerschaften stellen eine erhöhte Herausforderung dar, da die Babys oft unter einem niedrigeren Geburtsgewicht und anderen Gesundheitsproblemen leiden. Abhängig von der Anzahl der Babys und ihrem Entwicklungsstand kann es notwendig sein, die Geburt früher einzuleiten, um potenzielle Risiken zu minimieren. In der Regel wird ab der 32. Schwangerschaftswoche eine engmaschige Überwachung angeordnet. Bei Mehrlingen wird meist ab der 36. bis 38. Schwangerschaftswoche die Entbindung geplant, um das Risiko von Komplikationen zu verringern.
Die Vorbereitung auf die Versorgung der Babys beginnt bereits während der Schwangerschaft. Es ist wichtig, frühzeitig Unterstützungsmöglichkeiten zu organisieren, da die Betreuung von mehreren Neugeborenen gleichzeitig eine große Herausforderung darstellt. Verwandte und Freunde können eine wertvolle Unterstützung bieten, ebenso wie professionelle Hilfe durch Haushaltshilfen oder Hebammen. Informationen über die Verfügbarkeit solcher Dienste und die Kostenübernahme durch die Krankenkasse sollten im Vorfeld eingeholt werden, damit die nötige Unterstützung rechtzeitig zur Verfügung steht.
Wenn die Babys da sind, stehen Eltern vor neuen Herausforderungen. Allein das Stillen ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Dabei kann die Unterstützung der Hebamme besonders hilfreich sein. Zusätzlich bieten spezielle Babykurse Mehrlingseltern die Möglichkeit, sich mit gleichgesinnten auszutauschen und Erfahrungen zu teilen.
Der Mutterschutz für Mehrlingsgeburten beginnt sechs Wochen vor dem errechneten Termin und dauert nach der Geburt zwölf Wochen, das sind vier Wochen mehr im Vergleich zu den acht Wochen bei Einzelgeburten. Bei einer vorzeitigen Entbindung verlängert sich der Mutterschutz nach der Geburt um die Tage, die davor nicht genutzt wurden. Somit beträgt der Mutterschutz bei Mehrlingen insgesamt 127 Tage. Darüber hinaus haben Eltern Ansprüche auf weitere finanzielle oder soziale Hilfeleistungen wie zum Beispiel Eltern- oder Wohngeld.
Letzte Aktualisierung am 24.04.2024.