Unter Aszites versteht man die Ansammlung von Flüssigkeit in der Bauchhöhle. Er entsteht durch Entzündungsprozesse im Bauchraum, Eiweißmangel, Blutstauung oder Tumore. Kleinere Flüssigkeitsansammlungen im Bauchraum bleiben meist ohne Symptome. Erst bei großen Mengen ab zwei Litern freie Flüssigkeit zeigt sich ein geschwollener, aufgetriebener Bauch, der in der Regel keine Schmerzen verursacht.
Zu den entzündlichen Erkrankungen, die Bauchwassersucht verursachen, gehören die bakteriellen Entzündungen des Bauchfells (Peritonitis) und die Tuberkulose.
Auch Tumore, besonders die bösartigen Malignome und Metastasen führen dazu, dass sich Entzündungszellen in den betroffenen Gebieten ansammeln. Diese lösen dort Entzündungsreaktionen aus, die eine erhöhte Durchlässigkeit der Gefäße und damit einen vermehrten Flüssigkeitsaustritt verursachen.
Aszites entsteht vor allem bei Erkrankungen der Leber. Dabei ist der Blutfluss durch die Leber behindert, sodass sich das Blut zurück in die Venen staut. Durch den erhöhten Druck in den Venen (Pfortaderhochdruck, portalvenöse Hypertension) und damit in den kleinen Kapillaren wird vermehrt Flüssigkeit aus den Gefäßen ausgepresst, sodass sich diese im Bindegewebe des Bauchraums ansammelt. Eine Behinderung des Blutflusses durch die Leber kann durch verschiedene Lebererkrankungen (Leberzirrhose, chronische Hepatitis, Tumore), Venenthrombosen oder Kompression der Venen (beispielsweise durch Tumore der Bauchspeicheldrüse oder der Gallenblase) zustande kommen.
Auch durch eine Rechtsherzinsuffizienz staut sich das Blut zurück in die Venen des Bauchraums, sodass dort Ödeme entstehen. Deutlicher zeigen sich jedoch bei Herzschwäche zunächst die Ödeme und Schwellungen der Füße und Knöchel. Eine weitere mögliche Ursache für Bauchwassersucht ist eine Erkrankung oder Störung im Lymphsystem, das normalerweise die Flüssigkeit aus dem Bindegewebe zurück ins Gefäßsystem transportiert.
Ebenso können Wasseransammlungen im Bauchraum und in den Beinen (Ödeme) bei einem Eiweißmangel im Blut entstehen. Die häufigste Ursache dafür ist eine Mangelernährung (typischer „Hungerbauch" unterernährter Kinder), Stoffwechselerkrankungen oder extremer Alkoholismus. Bei Nierenerkrankungen wird generell zu wenig Flüssigkeit über den Urin ausgeschieden, sodass sich das Wasser im Bindegewebe ansammelt. Zusätzlich zum Aszites entstehen in der Regel Ödeme in Füßen und Beinen, die häufig früher als der Aszites bemerkt werden.
Der Aszites ist Zeichen einer schwerwiegenden Erkrankung, jedoch für den Betroffenen meist schwer zu erkennen. Im Bauchumfang macht sich die Wasseransammlung erst ab mehr als zwei Litern freie Flüssigkeit bemerkbar, wobei auch eine Zunahme des Bauchvolumens auch nur wenige Patienten zum Arzt führt. Erst die Probleme, die sich aus dem Aszites ergeben, werden als Beschwerden wahrgenommen. Als Spätfolgen können durch den erhöhten Druck im Bauchraum vermehrtes Aufstoßen mit Sodbrennen, Völlegefühl oder Atemnot entstehen.
Bei lang bestehender Lebervenenstauung zeigen sich erweiterte Venen um den Bauchnabel herum, die bläulich durch die Haut schimmern.
Bei starker Druckerhöhung im Bauchraum kann es auch zu Bauchwandbrüchen (Hernien) kommen. Auf der Suche nach der Ursache des Aszites ist es für den Arzt wichtig zu wissen, ob der Betroffene an Leber-, Nieren- oder Herzkrankheiten leidet, ob er Medikamente einnimmt oder regelmäßig Alkohol trinkt, ob er insgesamt an Gewicht zugenommen hat oder sich der Bauchumfang vergrößert bei sinkendem Gesamtkörpergewicht.
Bei der klinischen Untersuchung zeigt sich bei einem deutlichen Aszites ein im Liegen vorgewölbter Bauch mit einer straffen Haut und eventuell ein verstrichener Nabel. Durch Beklopfen des Bauches kann der Arzt über den Klopfschall flüssigkeits- oder luftgefüllte Abschnitte voneinander unterscheiden. Befindet sich sehr viel freie Flüssigkeit im Bauchraum kann durch Anstoßen der einen Flanke eine Welle erzeugt werden, die auf der anderen Seite bei aufgelegter Hand erfühlt werden kann (Undulationsphänomen).
Selbst sehr kleine Mengen Flüssigkeit können sicher im Ultraschall erkannt werden, da sich das freie Wasser im Liegen am tiefsten Punkt der Bauchhöhle zwischen Leber und Niere sammelt. Ist der Aszites gesichert, kann eine Probe der Flüssigkeit über eine feine Spritze abgesaut werden (Aszites-Punktion), um die Flüssigkeit zu untersuchen und daraus auf die Ursache der Bauchwassersucht schließen zu können. Die Probe wird im Labor auf Entzündungszeichen, Blutbestandteile, Proteine und Krankheitserreger wie Bakterien untersucht.
Zusätzlich kann auch eine Computertomographie zu Darstellung der freien Flüssigkeit und aller Bauchorgange erstellt werden. Auch eine Blutprobe wird im Labor ausgewertet und verschiedene Faktoren gemessen, die auf eine Erkrankung schließen lassen. Dazu gehören Enzyme, Proteine, Bilirubin und Ammoniak als Funktionsmarker der Leber und Nieren.
Bei der leichten Form des Aszites reicht es häufig schon aus, dass sich die Patienten salzarm ernähren und täglich maximal 1,2 bis 1,5 Liter Flüssigkeit zu sich nehmen.
Als ausschwemmende Medikamente können Diuretika wie Spironolacton oder Furosemid eingesetzt werden, die die Flüssigkeitsausscheidung über die Nieren fördern. Schwere Formen, die sich nicht durch Medikamente behandeln lassen, erfordern ein Absaugen (Punktion, Parazentese) der freien Flüssigkeit zusätzlich zur Gabe eiweißreicher Infusionen und Diuretika.
Als weitere Maßnahmen bei Aszites durch Erkrankungen, die sich nicht oder nur schwer behandeln lassen, können Verbindungen zwischen der Pfortader und der unteren Hohlvene des Herzens operativ eingesetzt werden. Man nennt diese Verbindung einen transjugulären intrahepatischen portosystemischen Shunt (TIPS). Dadurch muss das Blut nicht vollständig durch die Leber fließen, falls diese durch eine Erkrankung geschädigt und die Gefäße verlegt sind. Allerdings ist diese Maßnahme mit einigen schwerwiegenden Komplikationen verknüpft, sodass sie nur ein Einzelfällen angewendet wird.
Ein peritoneovenöser Shunt (PVS) ist ein künstlicher Kanal, über den die freie Flüssigkeit im Bauchraum in die obere Hohlvene zum Herzen geleitet wird. Auch diese Methode hat zum Teil gefährliche Komplikationen.
Bei schwersten, nicht reversiblen Leberschäden muss unter Umständen eine Lebertransplantation in Erwägung gezogen werden.
Letzte Aktualisierung am 15.11.2021.