Unter dem Begriff Brustschmerz (Thoraxschmerz) versteht man alle Arten von Schmerzen, die im Bereich des Brustkorbs und des Schultergürtels empfunden werden. Brustschmerzen werden häufig durch Erkrankungen des Herzens oder der Lunge verursacht, können aber auch andere Ursachen haben.
Der Schmerz kann bei verschiedenen Erkrankungen in unterschiedlicher Art und Weise auftreten. Die Art des Auftritts kann dem Arzt Hinweise auf die Krankheit geben. Da Schmerz unterschiedlich empfunden wird, hat es der Arzt nicht immer leicht, aus der Beschreibung des Patienten die korrekte Diagnose zu stellen.
Neu aufgetretener Brustschmerz muss untersucht werden, um ernste Erkrankungen zu entdecken und behandeln zu können. Bei Brustschmerzen ist es sinnvoll den Arzt aufzusuchen.
Hinter Brustschmerzen kann sich ein Herzinfarkt verbergen
Die häufigste Ursache für Schmerzen im Bereich der Brust, des oberen Rückens und der Schultern ist eine Erkrankung des Herzens. Zu diesen Krankheiten gehören:
- Angina pectoris („Engegefühl der Brust"): Die Schmerzen werden hauptsächlich in der linken Brust empfunden, häufig strahlen sie auch in den linken Arm, Hals, Kiefer oder auch in den Oberbauch aus. Patienten beschreiben ein Druck- oder Engegefühl, besonders hinter dem Brustbein. Der Schmerz tritt plötzlich auf, meist unter Belastung und lässt rasch nach. Bei der Angina pectoris sind die Blutgefäße, die das Herz versorgen (Herzkranzgefäße), verengt, wodurch es zu einer Unterversorgung des Herzens mit Sauerstoff und Nährstoffen kommt, was letztendlich die Beschwerden verursacht.
- Herzinfarkt (Myokardinfarkt): Die Schmerzen sind ähnlich wie bei einer Angina pectoris, jedoch heftiger und dauern selten kürzer als eine halbe Stunde. Die Patienten beschreiben oft eine „Vernichtungsangst" oder Panik. Frauen empfinden häufig weniger starke oder keine Schmerzen, sondern leiden eher unter Schlaflosigkeit oder Bauchschmerzen. Beim Herzinfarkt sind ein oder mehrere Herzkranzgefäße durch ein Blutgerinnsel komplett verschlossen. Der Sauerstoffmangel führt zu Schädigungen der Herzzellen, die häufig nicht mehr behebbar sind und bei einem schweren, nicht behandelten Herzinfarkt zum Tod führen können.
- Entzündung im Bereich des Herzens (Myokarditis, Perikarditis): Die Schmerzen können an sehr unterschiedlichen Orten auftreten, sind im Liegen schlimmer und manchmal auch durch tiefes Atmen verstärkt.
Weitere Erkrankungen und Ursachen, die Thoraxschmerzen verursachen können:
- Lungenembolie (Verschluss eines Lungengefäßes durch ein Blutgerinnsel): Die Patienten empfinden sehr plötzlich einsetzende Schmerzen mit Atemnot.
- Pneumothorax (Kollabieren der Lunge): In einigen Fällen kommt es zum Beispiel bei Unfällen dazu, dass sich die Lunge von der Brustwand löst und in sich zusammen fällt. Dies verursacht eine plötzliche Atemnot und starke Schmerzen.
- Einreißen der Wand der Brustschlagader (Aortenaneurysma): Die inneren Schichten der Arterienwand reißen ein, was einen heftigen Schmerz in der Brust verursacht, der zum Teil in die Beine ausstrahlt. Ein Aneurysma ist lebensbedrohlich, da die Aorta vollständig reißen und der Patient verbluten kann.
- Erkrankungen der Speiseröhre: Sie verursachen neben Brustschmerzen auch Schluckbeschwerden und Schmerzen hinter dem Brustbein. Besonders zu nennen ist die so genannte „Reflux-Krankheit", bei der die Speiseröhre durch häufiges Zurückfließen sauren Mageninhalts geschädigt wird und sich entzündet. Die Beschwerden werden häufig im Oberbauch beschrieben und strahlen in den Rücken, die Brust, Schultern und Arme aus. Häufig verschlimmern sie sich im Liegen.
- Überbelastung und Verspannung der Muskulatur an Brust, Rücken und Schultern
- Erkrankung der Brustdrüsen
- Verletzung der Rippen, Schäden an den Rippenknorpeln
- Herpes Zoster (Gürtelrose): Die Schmerzen treten girlandenförmig um den Brustkorb herum auf. Häufig ist der schmerzhafte Bereich gerötet und es treten Bläschen auf.
- Erkrankungen der Wirbelsäule und des Rückenmarks
- Entzündung des Rippenfells (Pleuritis)
Gelegentlich haben Brustschmerzen auch psychische Ursachen und werden durch Stress und hohe Belastung verstärkt. Die Patienten leiden häufig auch an Herzrasen, Herzstolpern, Atemnot oder Angst- und Panikattacken.
Schmerzen in der Brust sind ein Alarmsignal des Körpers, das unbedingt von einem Arzt untersucht werden sollte. Da die Thoraxschmerzen ernstzunehmende und lebensbedrohliche Ursachen wie einen Herzinfarkt haben können, sollten Patienten sofort zum Arzt gehen oder den Rettungsdienst rufen, wenn die Schmerzen plötzlich auftreten, schlimmer werden oder auch in Ruhe nicht besser werden.
Eine Blutuntersuchung kann einen Hinweis geben, ob sich hinter den Brustschmerzen ein Herzinfarkt verbirgt
Zunächst ist es für den Arzt wichtig zu wissen, wann die Schmerzen zum ersten Mal aufgetreten sind, wie lange sie schon bestehen und wie sie sich anfühlen. Außerdem geben Schmerzort und -intensität einen wichtigen Hinweis auf die zugrunde liegende Erkrankung. Treten die Schmerzen besonders bei Belastung auf und werden in Ruhe besser, liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Herzkrankheit vor. Der Arzt fragt auch nach möglichen Begleitsymptomen wie Atemnot, Herzrasen, Schwindelgefühl, Aufstoßen oder Fieber. Bestehen beim Patienten Vorerkrankungen zum Beispiel des Herzens, der Lunge oder der Speiseröhre, sollte er dies dem Arzt unbedingt mitteilen.
Bei der klinischen Untersuchung, begutachtet der Arzt die Hautfarbe des Patienten und die sichtbaren Gefäße, er misste Blutdruck, Puls und Temperatur. Außerdem untersucht er mittels Stethoskop Herztöne und Atemgeräusche.
Durch eine Blutprobe können im Labor verschiedene Stoffe im Blut bestimmt werden, die einen Hinweis auf die Ursache der Schmerzen geben.
Der Arzt wird außerdem ein EKG erstellen und er kann zusätzlich das Herz im Ultraschall untersuchen. Häufig wird auch ein Röntgenbild des Brustkorbs oder eine Computertomographie (CT) erstellt. Vermutet man die Ursache der Schmerzen eher im Bauch, kann dieser auch mit einen Ultraschallgerät untersucht werden
Wie bei fast jedem Symptom hängt die Therapie von den individuellen Umständen ab
So verschieden die Ursachen für Schmerzen in der Brust sind, so verschieden sind auch ihre Behandlungsmöglichkeiten.
- Herzinfarkt oder Angina pectoris: Oberstes Ziel der Behandlung ist das Öffnen des verschlossenen oder verengten Gefäßes, um das Herz wieder zu durchbluten. Dies kann durch das Auflösen des Blutgerinnsels mithilfe von Medikamenten (Lyse) geschehen. Im Krankenhaus kann der Arzt auch das Gefäß durch einen so genannten Ballonkatheter weiten und unter Umständen zusätzlich ein feines Drahtgeflecht (Stent) einsetzen, das das Herzkranzgefäß offen hält. Unterstützend wird eine medikamentöse Behandlung begonnen, durch die die Entstehung von Blutgerinnseln verhindert wird und das Herz in seiner Pumpfunktion verstärkt werden kann.
- Entzündungen im Brustbereich (Pleuritis, Perikarditis, Myokarditis) werden meist mit Medikamenten behandelt. Liegt eine Infektion durch Bakterien vor, muss der Patient Antibiotika einnehmen.
- Lungenembolie: Da diese Krankheit ebenfalls durch ein Blutgerinnsel, das ein Gefäß verstopft, ausgelöst wird, ist die Vorgehensweise ähnlich wie bei einem Herzinfarkt. Das Gerinnsel wird aufgelöst oder mittels Katheter entfernt.
- Aortenaneurysma: Ist die Aussackung klein, muss nicht sofort gehandelt werden. Wichtig ist eine regelmäßige Kontrolle des Aneurysmas im Ultraschall. Außerdem wird durch Medikamente versucht, den Blutdruck im Normalbereich zu halten. Ist die Aussackung jedoch mehr als sechs Zentimeter im Durchmesser, ist ein Eingriff notwendig. Die Brustschlagader kann mithilfe eines röhrenförmigen Drahtgeflechts (Stent) stabilisiert werden, sodass ein Einreißen der Wand verhindert werden kann. In manchen Fällen ist es jedoch notwendig, in einer Operation das „kaputte" Stück der Aorta zu entfernen und durch eine Prothese zu ersetzen.