Unter Schwindel wird im Allgemeinen das Gefühl bezeichnet, das Gleichgewicht zu verlieren, schwankenden Boden unter den Füßen zu haben oder sich im Raum zu drehen. Man unterscheidet Drehschwindel, bei dem sich der Raum oder man selbst zu drehen scheint, vom Schwankschwindel, bei dem sich scheinbar der Boden bewegt.
Schwindel kann viele verschiedene Ursachen haben und tritt als Symptom einiger Erkrankungen auf. Die Informationen über die Position des Körpers im Raum und seiner Beziehung zur Umwelt werden über verschiedene Sinnesorgane an das Gehirn übermittelt. Das Gehirn schließlich fügt alle diese Informationen zu einem Gesamtbild zusammen, wo und in welcher Lage sich der Körper befindet.
Im Gleichgewichtsorgan (Labyrinth) im Innenohr befinden sich Sinneszellen, die wahrnehmen, in welche Richtung sich der Kopf bewegt und in welcher Position er sich gerade befindet. Die Augen ergänzen dies über die visuelle Wahrnehmung und spezielle Sinneszellen in den Muskeln (Propriozeptoren) geben Auskunft über die Haltung des Körpers.
Passen die einzelnen Informationen dieser Sinne nicht zusammen oder können sie im Gehirn nicht richtig verarbeitet werden, entsteht das Gefühl des Schwindels.
Störungen des Gleichgewichtssystem können verschiedene Ursachen haben. Man unterscheidet dabei:
Da Schwindel ein Symptom ist, das bei vielen verschiedenen Erkrankungen auftritt und sich in unterschiedlichen Formen äußern kann, ist es zu Beginn jeder Untersuchung wichtig, dass der Arzt den Patienten eingehend zu seinen Beschwerden befragt. In diesem Zusammenhang interessieren Fragen wie:
Bei der körperlichen Untersuchung ist es wichtig, dass der Arzt eingehend die Nervenfunktion durch Reflextestung überprüft und insbesondere die großen Organe Lunge, Herz, Darm und Leber untersucht. Unerlässlich ist die Messung des Blutdrucks und des Pulses. Bei der Untersuchung der Augen achtet der Arzt auf ruckartigen Bewegungen (Nystagmen). Außerdem beobachtet er den Gang und Stand des Patienten mit offenen und geschlossenen Augen. Zusätzlich können in einem Hörtest die Hörfähigkeit und mittels Ultraschall der Zustand der Gefäße, besonders am Kopf, beurteilt werden.
Eine Blutprobe wird im Labor untersucht, wobei besonders auf Veränderungen im Blutbild und in der Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) geachtet werden. Auch der Liquor (Flüssigkeit um Gehirn und Rückenmark) kann bei Verdacht auf eine Virus- oder Bakterieninfektion auf Krankheitserreger und Entzündungszeichen hin untersucht werden.
Weiterführend sollte je nach bis dahin erhobenem Befund eine Untersuchung der Augen, Ohren und Nerven durch Spezialisten erwogen werden. Für die Bildgebung stehen Röntgen, Computertomographie und Magnetresonanztomographie zur Verfügung. Mithilfe spezieller Ultraschallmethoden oder einer Angiographie (Kontrastmittelinjektion in die Gefäße mit anschließendem Röntgen) können die Gefäße gut dargestellt und untersucht werden.
Zunächst muss geklärt werden, wodurch der Schwindel bedingt ist, denn danach richtet sich die Gestaltung der Therapie.
Bei akutem Schwindel, der von Übelkeit und Erbrechen begleitet ist, lindern spezielle Medikamente wie Antiemetika gegen die Übelkeit. Auch Antihistaminika und Anticholinergika können kurzfristig eingesetzt werden. Dies gilt vor allem, wenn der Schwindel nur vorübergehend, zum Beispiel bei Reisen im Auto oder auf dem Schiff, auftritt.
Erkrankungen des Innenohrs und der Nerven erfordern individuelle Therapien. Unterstützend ist eine physiotherapeutische Behandlung häufig eine große Hilfe. Dabei werden Gleichgewicht und Sensomotorik trainiert, um Gang- und Standunsicherheiten zu vermindern.
Eine Therapie mit gerinnungshemmenden Medikamenten ist besonders bei Schwindel wichtig, dessen Ursachen in Durchblutungsstörungen liegen.
Schwindel ist zunächst kein beunruhigendes Symptom. Jeder kennt das kurze „Schwarzwerden" vor Augen mit Schwindelgefühlen bei zu schnellem Aufstehen, wenn der Kreislauf nicht so richtig in Schwung kommt.
Dennoch sollten Begleitsymptome wie Übelkeit und Erbrechen, Sehstörungen, Hörminderung oder Fallneigung ernst genommen werden. Bei häufigen Schwindelanfällen oder dauerhaftem Schwindelgefühl sollte unbedingt ein Arzt konsultiert werden.
Letzte Aktualisierung am 14.10.2021.