Mit einem Allergietest kann beim Verdacht auf eine Allergie festgestellt werden, ob es sich tatsächlich um eine Allergie handelt und auf welchen Stoff (Allergen) der Betroffene überreagiert. Es gibt einige unterschiedliche Allergietests, die jeweils auf andere Weise durchgeführt werden und teilweise bei verschiedenen Allergietypen vorgenommen werden. Nicht selten sind auch mehrere Allergietests notwendig, um ein eindeutiges Ergebnis zu erhalten.
Einer oder mehrere der Allergietests wird vorgenommen, wenn der Verdacht auf eine Allergie besteht. Eine Allergie ist eine Überreaktion des Immunsystems auf einen eigentlich unschädlichen Fremdstoff. Die Symptome können dabei ganz unterschiedlich sein, häufig sind allergischer Schnupfen (Heuschnupfen) und Asthma sowie Hautausschläge.
Es werden vier Allergietypen unterschieden:
Typ I ist der am häufigsten vorkommende und wird auch als Allergie vom Soforttyp bezeichnet. Er beruht auf einer Überproduktion eines bestimmten Antikörpertyps (Immunglobulin E, IgE). Es kommt beim Kontakt mit dem allergieauslösenden Stoff (Allergen) zur Ausschüttung der Substanz Histamin aus den so genannten Mastzellen und innerhalb von Sekunden bis Minuten zu Anzeichen der Allergie.
Typ IV, der auch Spättyp oder verzögerter Typ genannt wird, zeigt seine Symptome dagegen erst nach 12 bis 72 Stunden. Die Reaktion kommt durch die zellvermittelte Immunabwehr mit den so genannten T-Lymphozyten (T-Lymphzellen) zustande. Die Allergietypen II und III haben für die „Alltagsallergien" praktisch keine Bedeutung.
Nach dem Allergietyp I laufen unter anderem Heuschnupfen und allergisches Asthma, allergische Bindehautentzündung, Nesselsucht, Nahrungsmittelallergien und der allergische (anaphylaktische) Schock ab. Allergietyp IV äußert sich im allergischen Kontaktekzem oder im Arzneimittelexanthem (beides Arten von Hautausschlag). Bei allen diesen Symptomen kann sich eine Allergietestung empfehlen. Mit Allergietests können die unterschiedlichsten jeweils allergieauslösenden Stoffe bestimmt werden, unter anderem Blütenpollen, Hausstaub (Milbenkot), Tierhaare, Insektengift, Nahrungsmittel oder Schimmelpilze.
Im Wesentlichen gibt es drei verschiedene Arten, wie ein Allergietest funktionieren kann:
Bei den meisten Patienten wird zunächst ein Hauttest durchgeführt. Dazu wird der vermutlich allergieauslösende Stoff (Allergen) oder eine Reihe möglicher allergieauslösender Substanzen auf oder in die Haut gebracht. Wenn der Patient allergisch auf den Stoff reagiert, so zeigt sich an der jeweiligen Hautstelle eine Schwellung und Rötung. Zu den Hauttests gehören Prick-Test, Scratch-Test und Reibe-Test, die bei Allergien des Typs I ein Ergebnis bringen, des Weiteren der Patch-Test, welcher bei Typ-IV-Allergien erfolgreich angewendet wird, sowie der Intrakutan-Test bei Typ I, III und IV.
Ähnlich funktioniert ein Provokationstest, bei dem der Patient mit dem möglichen Allergen in Kontakt gebracht wird. Dies geschieht an der Stelle, an der sich auch normalerweise die Allergiesymptome zeigen. Allergien aller Typen können somit festgestellt werden.
Beim Bluttest hingegen wird anhand von Parametern im Blut festgestellt, ob eine Allergie vorliegt. Beim RAST-Test (Radio-Allergen-Sorbent-Test) und beim EIA (Enzym-Immunoassay) beispielsweise werden Antikörper (IgE) nachgewiesen, die bei vielen Allergien vermehrt auftreten.
Vor einem Allergietest steht immer eine gründliche Überlegung, welche Substanzen als Auslöser überhaupt in Frage kommen. Daher führt der Arzt ein Gespräch mit dem Patienten, bei dem der Patient eine ausführliche Auskunft unter anderem über das Auftreten der Symptome geben sollte. Es empfiehlt sich für den Patienten, eine Art Allergietagebuch zu führen. Der beste Zeitpunkt, einen Allergietest durchzuführen, ist einige Wochen bis einige Monate nach dem Auftreten der Allergie.
Der Patient sollte sich darüber im Klaren sein, dass ein Hauttest und vor allem ein Provokationstest zu starken allergischen Erscheinungen führen kann. In der Schwangerschaft sowie bei schweren Erkrankungen sollte kein Allergietest durchgeführt werden. Manchmal kann dann, ebenso wie bei Kindern, ein Bluttest sinnvoller sein. Medikamente gegen Allergien, insbesondere Cortison und Antihistaminika, sollten einige Tage vor einem Test abgesetzt werden, da das Ergebnis sonst verfälscht werden kann. Dies sollte mit dem Arzt abgesprochen werden. Ebenfalls sollten Cremes oder andere kosmetische Stoffe nicht auf die zu untersuchenden Hautstellen aufgetragen werden und eine Reizung der Areale durch andere Ursachen vermieden werden.
Die einzelnen Allergietests laufen auf mehr oder weniger unterschiedliche Weise ab.
Beim Prick-Test (Stich-Test) werden zunächst Testsubstanzen, die mögliche Allergene enthalten, auf die Haut des Unterarms oder Rückens getropft. Ebenfalls wird an weiteren Stellen als Vergleich eine Kochsalzlösung (erzeugt keine Reaktion) und Histamin (erzeugt immer eine Reaktion) aufgeträufelt. Unter den Tropfen werden dann Stiche in die Haut gesetzt. Verwendet wird eine Prick-Nadel oder Prick-Lanzette. Nach etwa 20 bis 30 Minuten kann anhand der Quaddelbildung und Rötung die Stärke der allergischen Reaktion abgelesen werden.
Der Scratch-Test läuft ähnlich ab. Hier wird die Haut allerdings auf ungefähr 5 Millimetern eingeritzt und nicht angestochen.
Beim Reibe-Test werden die Allergene lediglich auf die Haut gerieben. Die Methode ist zwar gut verträglich, liefert aber oft falsch negative Ergebnisse.
Beim Intrakutan-Test wird das vermutete Allergen mit einer Spritze unter die Haut gegeben. Das Ergebnis kann ebenfalls nach ungefähr 20 Minuten abgelesen werden.
Beim Patch-Test (Epikutan-Test, Läppchen-Test, Pflaster-Test) werden Pflaster auf die Haut am Rücken oder Oberarm geklebt, die Allergene enthalten. Die Pflaster müssen für zwei Tage auf der Haut bleiben. Dann zieht der Arzt sie ab und liest nach einer halben Stunde sowie nach zwei oder drei weiteren Tagen das Ergebnis ab.
Der Provokationstest wird durchgeführt, indem das vermutete Allergen an eine Körperstelle, an der die Allergie symptomatisch ist, gebracht wird. Die Substanz kann beispielsweise in die Nase, in die Atemwege, auf die Augen oder durch Schlucken in den Magen-Darm-Trakt gegeben werden. Eine Reaktion zeigt sich, wenn der Betroffene allergisch gegen den verabreichten Stoff ist.
Bei den Bluttests wird aus einer Vene eine Blutprobe entnommen und im Labor untersucht. Meist steht nach einem oder mehreren Tagen das Ergebnis fest, das der Arzt dem Patienten dann mitteilen kann.
Konnte(n) durch die Allergietests die auslösende(n) Substanz(en) herausgefunden werden, so wird dem Patienten in der Regel ein Allergiepass ausgestellt. In diesem Dokument sind die individuellen Allergene genau aufgelistet.
Bei den Hauttests sowie insbesondere bei einem Provokationstest können manchmal schwere allergische Reaktionen auftreten. Dies kann in sehr seltenen Fällen bis zu einem anaphylaktischen Schock mit Kreislaufstörungen, Atemnot und Bewusstlosigkeit führen. Die Gefahr ist beim Reibe-Test am geringsten, dafür ist er oft nur bedingt aussagekräftig. Bei allen Allergietests ist ein Arzt anwesend und ein Notfallset vorhanden, damit bei übermäßigen Reaktionen direkt eingegriffen werden kann.
Bei den Bluttests und bei den Tests, bei denen die Haut eröffnet wird, kann es in sehr seltenen Fällen zu Komplikationen wie Blutungen, Narben oder Wundinfektionen kommen.
Nicht immer führen die Allergietests zu einem richtigen und eindeutigen Ergebnis. Nicht selten ist der Test fälschlich negativ, beispielsweise wenn eine zu niedrige Konzentration des Allergens das Gewebe erreicht oder wenn mehrere allergieauslösende Stoffe gemeinsam für Reaktionen verantwortlich sind. Das Ergebnis kann andererseits aber auch positiv ausfallen, wenn der getestete Stoff gar keine Allergie bedingt und nur eine Hautreizung vorliegt. Im Zweifelsfall wird eine weitere Methode der Allergietests durchgeführt.
Um den Auslöser einer Allergie herauszufinden, bietet ein Allergietest zusammen mit einer gründlichen Anamnese (Arzt-Patienten-Gespräch insbesondere darüber, wann welche Symptome am stärksten sind) die beste Möglichkeit. Abhängig von der Symptomatik können weitere diagnostische Mittel verschiedener medizinischer Fachgebiete zum Einsatz kommen, beispielsweise beim Asthma ein Lungenfunktionstest.
Letzte Aktualisierung am 07.09.2021.