Eine Enzym-Bestimmung ist die Messung der Blutwerte einiger wichtiger Enzyme. Enzyme sind Eiweiße des Körpers, an denen bestimmte biochemische Vorgänge ablaufen. Durch die Enzym-Bestimmung kann die Funktion verschiedener Organe beurteilt werden, veränderte Werte können ein Hinweis auf Erkrankungen sein.
Die Enzym-Bestimmung erfolgt oft im Rahmen einer routinemäßigen Blutuntersuchung, ohne dass ein Verdacht auf eine Erkrankung vorhanden ist. Die Enzymwerte werden aber auch dann abgenommen, wenn ein konkreter Krankheitsverdacht vorhanden ist oder eine Krankheit genauer beurteilt werden soll.
Enzyme sind Eiweißstoffe, die vom Körper selbst hergestellt werden. Sie dienen dazu, die verschiedensten biochemischen Reaktionen in Gang zu bringen, welche sonst nicht oder nur äußerst langsam ablaufen würden. Die Wirkweise wird als Katalysator-Funktion bezeichnet. Enzyme sind unentbehrlich für Stoffwechselvorgänge und andere Abläufe im Organismus. Es gibt eine Vielzahl von unterschiedlichen Enzymen, die teils von allen Körperzellen, teils vorwiegend von bestimmten Organen gebildet werden. So kann von der Veränderung des Blutwerts für ein Enzym oft auf eine Krankheit eines bestimmten Organs geschlossen werden.
Zu den Enzymen, die in der medizinischen Diagnostik eine Bedeutung haben, gehören
GOT (Glutamat-Oxalacetat-Transaminase) und GPT (Glutamat-Pyruvat-Transaminase) sind zwei Enzyme, die in allen Körperzellen vorhanden sind, jedoch in der Leber in besonders hoher Konzentration vorkommen. Zusammen werden GOT und GPT oft einfach Transaminasen genannt. Neuere Bezeichnungen für die beiden Enzyme sind ASAT (Aspartat-Amino-Transferase) und ALAT (Alanin-Amino-Transferase). Die Blutwerte dieser Transaminasen sind bei Lebererkrankungen erhöht, etwa bei Hepatitis oder Leberzirrhose. GOT ist ebenfalls unter anderem beim Herzinfarkt oder bei bestimmten Muskelkrankheiten erhöht. Es ist auch aufschlussreich, das Verhältnis zwischen GOT und GPT zu bestimmen, da bei sehr schweren Schäden der Leber der GOT-Wert in größerem Ausmaß steigt als der GPT-Wert.
Gamma-GT (GGT, Gamma-Glutamyl-Transferase) ist ebenfalls im gesamten Körper zu finden, aber ein erhöhter Wert deutet in der Regel auf eine Erkrankung der Leber oder Gallenwege hin. Dazu gehört ein Aufstau der Gallenflüssigkeit, eine Hepatitis, eine Leberzirrhose oder einen Alkoholismus. Ein erhöhtes Gamma-GT kann allerdings auch bei Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse vorkommen.
Die alkalische Phosphatase (AP) ist ein weiteres Enzym, welches überall im Körper in den Zellen vorkommt, aber bei erhöhten Werten auf Gallenwegs- oder Lebererkrankungen hindeuten kann. Im Knochen hat es eine ebenso große Bedeutung, so dass es bei Knochenkrankheiten wie chronischem Knochenumbau (Morbus Paget), Rachitis oder Knochenkrebs erhöht sein kann. Im letzten Drittel der Schwangerschaft kommt AP vermehrt im Mutterkuchen (Plazenta) vor, was sich bei schwangeren Frauen auch im Blutwert zeigen kann.
Die LDH (Laktat-Dehydrogenase) findet sich in größerer Menge in vielen Organen, beispielsweise Herz- und Skelettmuskel, Niere, Leber sowie in den roten Blutzellen. Es handelt sich also um einen eher unspezifischen Blutwert, der bei einer Vielzahl von Erkrankungen hoch sein kann. Daher kann er auch als Verlaufskontrolle dienen, beispielsweise nach Herzinfarkt oder bei Tumoren. Stark erhöhte Werte für LDH finden sich bei Blutarmut mit Mangel an Vitamin B12 sowie bei Blutarmut, die durch ein Zugrundegehen roter Blutkörperchen verursacht ist (hämolytische Anämie).
Troponin T und CK-MB (Creatin-Kinase MB) sind Enzyme, die für Herzschäden spezifisch sind. Es wird auch von Herzenzymen gesprochen, wozu aber auch einige andere Enzyme gezählt werden. Troponin T ist nur bei Erkrankungen mit Herzmuskelschaden, wie Herzinfarkt und Minderdurchblutung des Herzens, erhöht. CK-MB kann daneben auch noch bei manchen anderen Erkrankungen, oft mit Gewebeuntergang, erhöht sein. Des Weiteren gibt es noch die Creatin-Kinase MM und BB (CK-MM und CK-BB), welche bei Skelettmuskelschäden beziehungsweise Gehirnerkrankungen vermehrt im Blut nachweisbar sein können.
Amylase, Lipase und Elastase sind Verdauungsenzyme, die von der Bauchspeicheldrüse gebildet und normalerweise in den Darm abgegeben werden. Amylase kann Kohlenhydrate spalten, Lipase kann Fette spalten und Elastase kann Eiweiße spalten. Bei Organschäden der Bauchspeicheldrüse finden sich diese Enzyme vermehrt im Blut. Zu solchen Erkrankungen gehören Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) und Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom).
Es können auch noch weitere, meist eher unbedeutende Enzyme im Blut bestimmt werden.
Um die Blutwerte von Enzymen bestimmen zu können, wird eine Blutentnahme am Patienten durchgeführt. Die Blutprobe wird in einem Labor dann mit unterschiedlichen Messmethoden auf die angefragten Enzyme untersucht. Bei den Nachweismethoden spielen oft chemische Reaktionen eine Rolle, die durch das jeweilige Enzym gefördert werden. Meist kommt dann zur Mengenmessung die Photometrie, eine optische Methode, zum Einsatz.
Damit die Werte (etwa für die Creatin-Kinase) nicht verfälscht werden, sollte schwere körperliche Betätigung vor einer Enzym-Bestimmung vermieden werden.
Zur Blutentnahme für die Enzym-Bestimmung wird eine Hohlnadel in eine Vene gestochen, meist in der Ellenbeuge oder an anderer Stelle am Arm. Mit einem Röhrchen wird eine bestimmte Menge Blut herausgezogen, danach wird die Hohlnadel wieder entfernt. Mit einem Tupfer wird die kleine Blutung gestillt. Die Blutprobe wird an ein Labor geschickt. Dort wird sie auf die Enzymkonzentrationen hin untersucht. Das Ergebnis bekommt der Arzt übermittelt.
Die Komplikationen sind, wie bei jeder Blutentnahme, eher gering. Es können Blutungen und Nachblutungen, Blutergüsse sowie sehr selten auch Infektionen und Narbenbildungen auftreten.
Bei den Verdauungsenzymen kann auch eine Bestimmung im Stuhl oder im Urin angezeigt sein. Von Interesse sind meist auch andere Blutwerte, damit sich ein Bild der Erkrankung im Zusammenhang ergibt. Ebenfalls ist bei Erkrankungen eine körperliche Untersuchung erforderlich. Die weiterführenden Untersuchungen richten sich nach den Werten beziehungsweise der vermuteten Erkrankung.
Letzte Aktualisierung am 30.09.2021.