Die Nierenwerte sind Messwerte verschiedener Substanzen im Blut sowie auch im Urin, die Auskunft über den Zustand der Niere geben. Besonders wichtig ist die Bestimmung von Harnstoff und Kreatinin, aber auch einige andere Werte dienen der Beurteilung der Nierenfunktion. Durch die Bestimmung der Nierenwerte können verschiedene Störungen und Krankheiten der Niere erkannt werden.
Die Nierenwerte, insbesondere Kreatinin und Harnstoff, werden oft schon bei einer Routine-Blutuntersuchung gemessen. Sie zeigen, ob die Nierenfunktion beziehungsweise die Filterung der Stoffwechselendprodukte in der Niere normal oder gestört ist. Weitere Nierenwerte können noch genauere Ergebnisse liefern und werden meist speziell bei bestehendem Verdacht auf eine Nierenerkrankung oder zur Kontrolle der Nierenfunktion analysiert.
Viele Werte geben auch Auskunft über andere Erkrankungen oder Störungen des Körpers, beispielsweise des Eiweißstoffwechsels oder des Elektrolythaushalts. Besonders dient die Abnahme der Nierenwerte jedoch der Feststellung einer möglichen Nierenfunktionsstörung oder eines Nierenversagens.
Die bedeutendsten und am häufigsten abgenommenen Nierenwerte sind Kreatinin und Harnstoff im Blut. Beide Substanzen entstehen im Eiweißstoffwechsel als Abfallprodukte und werden normalerweise über die Nieren ausgeschieden.
Daher gibt die Bestimmung der Harnstoff- und Kreatininwerte Auskunft über die Nierenfunktion. Sind diese Blutwerte erhöht, so ist eine verschlechterte Nierenfunktion mit geringerer Ausscheidung der beiden Substanzen wahrscheinlich. Zur Bestimmung der Werte wird normalerweise eine herkömmliche Blutentnahme aus einer Vene durchgeführt. Das Blut wird im Labor mit speziellen Analysemethoden untersucht.
Genauer kann die Filtrationsfunktion der Niere über die Bestimmung der so genannten Kreatinin-Clearance beurteilt werden. Zur Kreatinin-Clearance wird zusätzlich zur Bestimmung des Kreatininwertes im Blut auch der Kreatiningehalt im 24-Stunden-Sammelurin bestimmt. Mit einer Formel kann aus den Werten die Kreatinin-Clearance, also die Ausscheidung von Kreatinin in einem bestimmten Zeitraum, berechnet werden. Anhand der Clearance kann die Filtrationsleistung der Niere relativ genau beurteilt werden, so dass z. B. ein Nierenversagen erkannt werden kann.
Ein weiterer Blutwert, der zur Abschätzung der Filtrationsleistung der Nieren abgenommen werden kann, ist das Cystacin C. Des Weiteren kann Erythropoetin (EPO) im Blut bestimmt werden. Erythropoetin ist ein Hormon, das in der Niere gebildet wird und bei der Blutbildung eine Rolle spielt. Daher können veränderte Werte nicht nur bei Nierenschäden, sondern auch bei anderen Erkrankungen beispielsweise des Blutes auftreten.
Auch andere Parameter im Blut können Hinweise auf eine Nierenerkrankung geben, etwa Elektrolyte wie Kalium oder Stoffwechselprodukte wie Harnsäure (nicht zu verwechseln mit Harnstoff). Wichtig kann ebenfalls eine Urinuntersuchung sein, es kann beispielsweise ein erhöhter Eiweißwert vorhanden sein.
Vor der Nierenwert-Bestimmung muss normalerweise nichts beachtet werden.
Die Blutwerte von Kreatinin, Harnstoff, Cystacin C und weiteren Substanzen werden über eine Blutentnahme bestimmt. Das Blut wird meist aus einer Vene am Arm gewonnen. Nach Aufstauen des Blutes und Desinfizieren der Haut wird eine Hohlnadel eingestochen und mit einem Probenröhrchen das benötigte Blut herausgezogen. Die Nadel wird danach wieder entfernt und ein Tupfer aufgedrückt. Die Blutprobe wird in ein Labor gegeben. Das Ergebnis der dortigen Analyse wird oft noch am selben Tag oder am Folgetag übermittelt.
Für die Messung der Kreatinin-Clearance wird ein 24-Stunden-Sammelurin benötigt. Nach Entleerung der Blase beginnt die Sammlung, bei der jeglicher Harn vom Patienten in das Sammelbehältnis abgegeben wird. Nach 24 Stunden wird die Blase noch einmal entleert, das Gefäß verschlossen und in das Labor zur Analyse gegeben.
Bei der Blutabnahme zur Bestimmung der Nierenwerte kann es zu meist geringfügigen Komplikationen kommen. An der Einstichstelle kann es zu Blutungen, Infektionen oder auch Narbenbildungen kommen. Die Urinabgabe beziehungsweise Urinsammlung beinhaltet keine Risiken.
Weitere Möglichkeiten der Diagnostik von Nierenerkrankungen sind neben der Bestimmung der Nierenwerte beispielsweise bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Röntgen, Computertomographie (CT) oder Szintigraphie. Es gibt auch spezielle Funktionstests der Niere, die für einige Fragestellungen vorgenommen werden können.
Letzte Aktualisierung am 07.09.2021.