Eine Proktoskopie (Analkanalspiegelung) ist eine Untersuchung, bei der der After und der letzte Abschnitt des Mastdarms betrachtet werden. Die Untersuchung erfolgt mit einem Proktoskop, einem starren, kurzen Rohr, das in den After eingeführt wird. Die Proktoskopie dient der Diagnostik von Erkrankungen, die den After und den unteren Mastdarmbereich betreffen, wie Hämorrhoiden oder Entzündungen. Bei einer Proktoskopie ist auch eine Gewebeentnahme (Biopsie) möglich. Auch bestimmte Behandlungen (beispielsweise von Hämorrhoiden) können durchgeführt werden.
Die Proktoskopie dient zur Diagnose bei Beschwerden, die den Anus und den unteren Abschnitt des Mastdarms betreffen. Solche Beschwerden sind beispielsweise Blutungen in der Analgegend oder frische Blutauflagerungen am Stuhl, analer Juckreiz, Schmerzen, bestimmte Probleme mit dem Stuhlgang, Schleimabgang oder Knoten am After.
In der Proktoskopie können vergrößerte Hämorrhoiden erkannt werden. Hämorrhoiden sind Gefäßpolster am After, die bei jedem Menschen vorhanden sind. Sie können anwachsen und dann Probleme wie Schmerzen, Juckreiz und Blutungen bereiten. Ebenfalls mit dem Proktoskop untersucht werden können Entzündungen wie Abszesse (abgekapselte Eiterherde) und Fisteln (Entzündungskanäle), Einrisse der Afterschleimhaut (Analfissuren) sowie ein Analekzem (Hautausschlag am After). Krebs am After (Analkarzinom) oder tief sitzender Mastdarmkrebs (Rektumkarzinom) können gesehen werden, daher wird die Proktoskopie auch in der Krebsfrüherkennung eingesetzt.
Zur Untersuchung des Analkanals wird ein Proktoskop verwendet. Es handelt sich um eine Art Rohr aus Metall oder Kunststoff mit einer Länge zwischen 8 und 15 Zentimetern. Der Durchmesser beträgt meist etwa 2 Zentimeter, kann aber je nach den anatomischen Verhältnissen variiert werden.
In dem Rohr befindet sich zunächst ein kegelartiges Element (Konus), das das Einführen vereinfacht und vor der eigentlichen Untersuchung wieder entfernt wird. Zu dem Proktoskop gehört auch eine Lichtquelle, unter der eine Betrachtung im Hellen möglich ist. In der Proktoskopie kann nicht nur eine Betrachtung der Schleimhaut erfolgen, sondern es können auch kleine Eingriffe durchgeführt werden. Dazu gehört die Entnahme einer Gewebeprobe (Biopsie), die dann in ein Labor zur feingeweblichen Untersuchung (Histologie) geschickt wird. Hämorrhoiden können beispielsweise verödet werden (Sklerosierung) oder durch Unterbindung des Blutflusses (Ligatur) behandelt werden.
Spezielle Hinweise vor der Proktoskopie gibt es normalerweise nicht. Oft muss vorher eine Darmreinigung mit einem kleinen Einlauf (Klysma) erfolgen.
Vor einer Proktoskopie erfolgt zunächst eine Betrachtung der Analregion von außen und eine Austastung mit dem Finger. Eine Betäubung ist vor der Analkanalspiegelung normalerweise nicht notwendig, da meist keine Schmerzen auftreten, es kann jedoch ein Beruhigungsmittel gegeben werden. Der Patient legt sich auf die linke Seite oder setzt sich auf einen Spezialstuhl, so dass die Beine abgespreizt sind.
Das Proktoskop wird mit einem Gleitmittel versehen und in den After eingeschoben. Der innen liegende Konus wird herausgezogen. Das rohrartige Proktoskop wird langsam zurückgezogen, während der Arzt die Schleimhaut des Darmes beziehungsweise des Afters beurteilt. Gegebenenfalls führt er Eingriffe wie eine Probeentnahme von Gewebe oder eine Verödung von Hämorrhoiden durch. Am Ende wird das Proktoskop ganz herausgezogen. Insgesamt dauert die Untersuchung meist nicht länger als 10 Minuten.
Komplikationen bei der Proktoskopie (Analkanalspiegelung) sind selten, es kann zu mechanischen Schäden im Darminneren, äußerst selten zur Durchstoßung des Darmes kommen. Blutungen sind möglich, vor allem nach Eingriffen wie Probeentnahmen oder Hämorrhoiden-Behandlungen. Infektionen oder allergische Reaktionen können ebenfalls nicht ausgeschlossen werden.
Neben einer Proktoskopie können schon einfache Untersuchungen wie Abtasten und Betrachten des Afters eine Aussage über die jeweilige Erkrankung erlauben. Oft ist eine Darmspiegelung erforderlich, die auch in weiter oben liegende Abschnitte reicht, also eine Mastdarmspiegelung (Rektoskopie) oder eine komplette Dickdarmspiegelung (Koloskopie).
Letzte Aktualisierung am 09.09.2021.