Jeder Mensch trägt Blutgruppenmerkmale auf den roten Blutkörperchen (Erythrozyten), die an die Nachkommen weitervererbt werden. Es gibt ca. 150 unterschiedliche Blutgruppensysteme, nach denen die Blutgruppe bestimmt werden kann. Am bedeutsamsten und bekanntesten von ihnen ist das AB0- System, nach dem sich unsere "Blutgruppe" im umgangssprachlichen Sinne richtet.
Aber auch das Rhesus-, Kell-, Duffy-, Kidd- und Lewissystem ist in der Klinik von großer Bedeutung.
Im ABO-System werden vier Blutgruppen voneinander unterschieden: A, B, AB und Blutgruppe 0, die mit verschiedenen Häufigkeiten zu finden sind:
Wie oben beschrieben tragen wir die Blutgruppeneigenschaften auf unseren roten Blutkörperchen. Diese „ Eigenschaften " sind eigentlich Zuckermoleküle, die auf der Oberfläche der Zellen verankert sind. Je nachdem ob eine Zuckerkette vorhanden ist und welche Zusammensetzung sie hat, unterscheidet man dann in die Blutgruppen A, B, AB und 0.
Jeder von uns hat nun in den ersten 6 Lebensmonaten Antikörper gegen diejenige Blutgruppen gebildet, die nicht seiner eigenen entspricht. In der Medizin spricht man hier auch von "regulären Antikörpern".
Antikörper sind Eiweiße, die den Körper unterstützen Fremdstoffe, auch Fremdblut im Körper abzuwehren bzw. zu zerstören.
Die Bildung dieser Eiweiße wird nach der Geburt durch Bakterien in unserem Darm hervorgerufen, die als Antigene wirken. Das sind Stoffe, die die Bildung von Antikörpern anregen.
Das heißt im Klartext:
Da bei der Blutgruppe 0 keine als Antigene wirkenden Zucker vorkommen, werden auch keine Antikörper dagegen gebildet, wenn man Erythrozyten dieses Typs Patienten mit anderer Blutgruppe zuführt. Blutgruppe 0 kann demnach als universales Spenderblut verwendet werden.
Patienten mit Blutgruppe AB produzieren keine Antikörper gegen Gruppe A, oder B. Das bedeutet, dass ihnen rote Blutzellen jeder anderen Gruppe in den Kreislauf gegeben werden können. Man spricht in diesem Zusammenhang auch vom "Universalempfänger ".
Kommt es dazu, dass im Laufe des Lebens Blut einer fremden Blutgruppe in unseren Kreislauf gelangt, wie bei einer Schwangerschaft, werden auch hier Antikörper gegen die fremden Blutgruppenmerkmale gebildet. Man spricht dann aber von " irregulären Antikörpern ", die sich vom Antikörpertyp von den " regulären Antikörpern " unterscheiden.
Es gibt verschiedene Gründe die Blutgruppe eines Patienten zu bestimmen. Beispielsweise wird dies regelmäßig vor Operationen durchgeführt, falls dem Patienten dabei, oder danach Blut zugeführt werden muss.
Aber auch in Notfällen, wenn ein Patient dringend Blutkonserven benötigt, wird seine Blutgruppe bestimmt. Ebenso passiert dies auch, wenn wir Blut spenden. Dann wird unsere Blutgruppe ermittelt und in unserem Blutspenderausweis notiert.
Für die Blutgruppenbestimmung wird venöses Blut verwendet, von dem schon wenige ml für die Untersuchung ausreichen.
Die Blutgruppe kann maschinell bestimmt werden. Untersucht wird ein 5%iges Erythrozytengemenge aus der Blutprobe, dem verschiedene Blutseren mit ihren bekannten Antikörpern zugegeben werden (also Anti-A und Anti-B-Serum). Je nach Reaktion, also ob das Blut klumpt oder nicht, kann man auf die vorliegende Blutgruppe schließen.
Bei der ABO-Blutgruppenbestimmung wird dann noch eine sogenannte Serumgegenprobe durchgeführt. Dabei wird das eben genannte Verfahren einfach wiederholt, nur dass Testzellen und das Blutserum des Patienten verwendet werden, anstatt Blutzellen vom Patienten und Testseren zu benutzen.
Es ist von höchster Bedeutung, dass Blutproben für die Blutgruppenbestimmung gekennzeichnet werden, um sie dem jeweiligen Patienten immer eindeutig zuordnen zu können.
Der Arzt, der das Blut abnimmt, ist verpflichtet sicherzustellen, dass das Blut und die Identität eines Patienten eindeutig zueinander passen.
Damit kann vermieden werden, dass einem Patienten eine falsche Blutgruppe zugeordnet wird, weil er beispielsweise mit jemand anderem verwechselt wurde. Das könnte nämlich bedeuten, dass ihm Blut zugeführt wird, dass nicht seiner Blutgruppe entspricht. So etwas könnte tödliche Folgen haben
Das venöse Blut wird den Patienten häufig am Arm abgenommen. Die Armbeuge bietet sich an, weil die Gefäße hier häufig sehr gut zu fühlen und zu sehen sind. Am Oberarm wird ein Stauschlauch angelegt und fest angezogen. Die betreffende Hautstelle wird desinfiziert und die Vene anschließend mit sterilem Blutabnahmebesteck, etwa mithilfe eines Butterfly's (= spezielle Nadel zur Blutabnahme) punktiert. Dann können die Blutröhrchen befüllt werden.
Es kommt manchmal vor, dass Patienten mit Übelkeit, Schwindel, oder Ohnmacht auf die Blutabnahme reagieren. Das kommt zumeist dann vor, wenn sie sofort nach der Behandlung aufstehen und gehen wollen. Es sollte daher darauf geachtet werden, dass sie nach der Entnahme einige Zeit ruhig sitzen bleiben und sich nicht zu schnell erheben.
Letzte Aktualisierung am 29.11.2021.