Die Blutsenkung, auch als "Blutsenkungsgeschwindigkeit", "Blutsenkungsreaktion", oder als Abkürzung "BSG", oder "BKS" genannt, beschreibt wie schnell Blutzellen in einem geringlumigen Röhrchen absinken.
Die zurückgelegte Strecke wird nach 1h und 2h gemessen, man spricht vom 1h-Wert und 2h-Wert.
Als Normalwerte gelten:
Die Messung der Blutsenkung wird beispielsweise als Suchverfahren bei Tumoren (Krebs) und Entzündungen eingesetzt und dient auch der Verlaufsbeobachtung.
Verschiedenste krankhafte und nicht-krankhafte Veränderungen im Körper aber gehen mit einer Veränderung der Blutsenkung einher.
Beim Vorliegen von Infektionen und Blutkrebs (Leukämie) findet sich eine sehr starke Erhöhung der Blutsenkungsgeschwindigkeit. Auch, wenn ein Patient unter einer Entzündung leidet, oder es bei ihm sogar zu einem Gewebeuntergang (Nekrose) kommt, kann sie steil ansteigen. Ebenso gilt dies u.a. bei Autoimmunerkrankungen (der Körper bildet Abwehrzellen gegen sich selbst) und dem nephrotischen Syndrom (Nierenerkrankung).
Eine nicht ganz so deutliche Erhöhung kann im Anschluss an eine Operation und bei einer Anämie (Blutarmut) vorkommen. Auch in der Schwangerschaft steigt die Blutsenkungsgeschwindigkeit an.
Diese Fälle kann man sich damit erklären, dass das Verhältnis von Blutzellen zum Flüssigkeitsanteil des Blutes zugunsten des letzteren verschoben ist.
Die Blutsenkungsreaktion sinkt bei einer bestimmten Form der Anämie, der Sichelzellanämie (die roten Blutzellen nehmen hier eine sichelartige Form an). Dasselbe geschieht, wenn die Zellzahl abnorm zunimmt, wie bei der Polycythaemia vera (Blutkrankheit, bei der alle Blutzellen vermehrt sind) und der Polyglobulie (Erkrankung, bei der es zu viele rote Blutzellen gibt).
Die Blutsenkungsgeschwindigkeit wird in sogenannten "Sedimentationssäulen" nach der Westergrenmethode gemessen. Als Untersuchungsmaterial dient Citratblut, von dem eine geringe Menge von 2ml ausreichend ist. Citrat ist ein Gerinnungshemmer, d.h., dieser Stoff verhindert, dass das Blut fest wird und damit nicht mehr untersucht werden kann. Das Citrat wird der Probe beigemischt, nachdem das benötigte Blut aus einer Vene des Patienten abgenommen wurde. Das Bestimmungsverfahren läuft nun folgendermaßen ab:
Das Blut der Probe wird in ein kleines, aufrecht stehendes Röhrchen bis zu einer Markierung von 200 mm gegeben. Die Blutzellen der Probe sinken nun langsam nach unten ab. Die dabei zurückgelegte Strecke, also der dann zellfreie Bereich in dem Röhrchen, wird nach 1h und manchmal noch nach 2h gemessen.
Es ist möglich, dass die Blutsenkungsgeschwindigkeit falsch hoch gemessen wird. Das kann geschehen, wenn eine Patientin schwanger ist, oder Medikamente einnimmt, die den Eisprung verhindern (Ovulationshemmer).
Auch bei der Menstruation, einer Anämie (Blutarmut) und bei einer vorliegenden Hyperlipoproteinämie (zu hohe Blutfette) kann so etwas vorkommen. Genauso kann die Blutsenkung aber auch falsch gering gemessen werden. Das kann passieren, wenn Patienten Antiphlogistika (entzündungshemmende Medikamente) einnehmen.
Allgemein gilt, dass wenn das Blut nach Zugabe des Citrats nicht ausreichend vermischt wurde, die Blutsenkung nicht korrekt gemessen werden kann. Zudem ist eine korrekte Bestimmung der Blutsenkungsgeschwindigkeit nur möglich, wenn die Blutprobe maximal nach 2h nach Abnahme untersucht wird.
Für die Untersuchung der Blutsenkung wird venöses Blut verwendet, das mit Citrat versetzt wird. Das Blut wird aus praktischen Gründen am häufigsten am Arm des Patienten abgenommen. Die Punktionsstelle wird desinfiziert und um den Oberarm eine Staumanschette gelegt. Anschließend wird das Blut mittels steriler Kanüle aus einer Vene in Ellenbeuge, am Unterarm ,oder am Handrücken abgezapft. In schwierigen Fällen ist es aber ebenso möglich das Blut aus anderen Körperregionen abzunehmen, etwa aus der Leistenregion, oder am Fußrücken.
Es passiert sehr oft, dass Patienten wegen einer Blutabnahme schwindlig und/oder schlecht wird, in extremeren Fällen kann es auch zu Ohnmachtsanfällen kommen. Das hängt einerseits vom aktuellen Gesundheitszustand des jeweiligen Patienten ab, ist aber auch anlagebedingt.
Als allgemeine Vorsichtsmaßnahme sollte darauf geachtet werden, dass Patienten nach der Entnahme nicht sofort aufstehen. Es ist besser, wenn sie einige Minuten ruhig sitzen bleiben. Auch zu zügiges Aufstehen sollte vermieden werden, da der Kreislauf dabei sehr belastet wird.
Letzte Aktualisierung am 29.11.2021.