Das große Blutbild besteht aus:
Als Normwerte gelten:
Weiße Blutkörperchen | Normalwert | in % | Weitere Infos |
---|---|---|---|
Alle weißen Blutkörperchen (Leukozyten) | 4000-10.000/µl | 100 % | zu hoch zu niedrig |
Neutrophile Granulozyten (segmentkernig) | 3000-5800/µl | 50-70 % | zu hoch zu niedrig |
Neutrophile Granulozyten (stabkernig) | 150-400/µl | 3-5 % | zu hoch zu niedrig |
Basophile Granulozyten | 15-50/µl | 0-1 % | zu hoch zu niedrig |
Eosinophile Granulozyten | 50-250/µl | 1-4 % | zu hoch zu niedrig |
Monozyten | 285-500/µl | 3-7 % | zu hoch zu niedrig |
Lymphozyten | 1500-3000/µl | 25-45 % | zu hoch zu niedrig |
Die verschiedenen Entwicklungsstadien der Leukozyten werden dann von links nach rechts in unreifere und reifere weiße Blutzellen sortiert. Treten vermehrt unreife Zellen auf, spricht man daher von einer Linksverschiebung, wenn mehr reife Zellen vorkommen, von einer Rechtsverschiebung:
Eine Linksverschiebung tritt beispielsweise bei einer bakteriellen Infektion auf. Dies erklärt sich daraus, dass die weißen Blutkörperchen Abwehrzellen sind, die uns vor Krankheitserregern schützen. Dringen Bakterien in den Körper ein, werden als natürliche Reaktion darauf mehr weiße Blutzellen gebildet, um die Erreger abzuwehren. Dies kann ebenfalls bei Vergiftungen und Tumorerkrankungen geschehen.
Weißes Blutkörperchen | Aussehen |
---|---|
Neutrophile Granulozyten | © |
Eosinophile Granulozyten | © |
Basophile Granulozyten | © |
Lymphozyten | © |
Monozyten | © |
Auch wenn Blutzellen zerstört werden (Hämolyse) , wird die Bildung von Leukozyten angeregt und es werden mehr unreife Zellen ins Blut abgegeben. In manchen Fällen ist aber die Vermehrung der Leukozyten keine von der Natur „gewollte" Reaktion , sondern selbst ein krankhafter Prozess, wie bei einer bösartigen Blutkrankheit, der chronisch myeloischen Leukämie (CML). Wie schon bei den oben genannten Beispielen treten auch hier mehr unreife weiße Blutzellen ins Blut über, was eine Linksverschiebung nach sich zieht.
Eine Rechtsverschiebung, bei der man erhöhte Werte bei den reifen Blutzellen misst, kommt bei der perniziösen Anämie (eine Form der Blutarmut) und der Panmyelopthise (Knochenschwund) vor. Das Knochenmark ist der Ort der Blutbildung. Ist die Masse des Knochenmarks vermindert, kommt es zu einem Mangel an neuen, unreifen Blutzellen und über diesen Weg zu einem relativen überwiegen der reifen und alten Zellen und damit zur Rechtsverschiebung.
Eine Formveränderung der Blutzellen tritt bei verschiedenen Erkrankungen auf, etwa bei der Sichelzellanämie, einer Art der Blutarmut, und bei Leukämien.
Das große Blutbild wird zumeist dann abgenommen, wenn sich im kleinen Blutbild Abweichungen von den Normwerten gezeigt haben, wie eine erhöhte oder erniedrigte Anzahl an weißen Blutkörperchen. Solche Auffälligkeiten können viele verschiedene Ursachen haben Sie können durch Bestimmung des großen Blutbildes genauer untersucht werden.
Aber auch bei Infektionen, Vergiftungen und Tumorerkrankungen wird das große Blutbild angefertigt (s.o.). Es dient hier nicht nur zur Diagnosefindung, sondern auch zur Verlaufskontrolle. Zudem liefert es Informationen, auf deren Grundlage die Therapie der Krankheit fortwährend angepasst werden kann.
Es ist heute gängige Praxis das große Blutbild maschinell zu erstellen.
Ergeben sich bei der Differenzierung der verschiedenen Arten von weißen Blutkörperchen Auffälligkeiten, kann mittels Mikroskop noch einmal manuell nachuntersucht werden.
Als Untersuchungsmaterial dient i.d.R. venöses Blut, das in dem Blutentnahmeröhrchen mit EDTA versetzt wird. EDTA (Ethylendiamintetraacetat) ist ein Stoff, der verhindert, dass das Blut nach der Entnahme gerinnt, was seine Untersuchung unmöglich machen würde.
Für die Erstellung des großen Blutbildes wird Blut aus einer Vene abgenommen, was meistens am Arm geschieht. Eine beliebte Punktionsstelle ist hierbei die Ellenbeuge. Durch Anlegen eines Stauschlauchs wird verhindert, dass das Blut aus dem Arm abfließen kann. Die Haut am Punktionsort sollte mit einem alkoholischen Desinfektionsmittel behandelt werden, bevor sie durchstochen wird.
Anschließend kann die Vene mit einer sterilen Kanüle, o. einem Butterfly, einer speziellen Nadel zur Blutentnahme, punktiert werden. Als Auffangbehälter dienen besondere Blutentnahmeröhrchen, die den Gerinnungshemmstoff EDTA enthalten. Es gibt Röhrchen, in denen ein Vakuum besteht und die sich daher nach ansetzen an die Kanüle von selbst füllen. Andere werden durch Zurückziehen eines Kolbens wie bei einer Spritze befüllt.
Es kommt häufig vor, dass den Patienten während, oder nach der Blutabnahme übel wird. Manchmal kommt es auch zu Ohnmachtsanfällen. Als Vorsichtsmaßnahme sollten die Patienten daher nicht sofort aufstehen, sondern einige Minuten ruhig sitzen bleiben.
Weitere Informationen: Großes Blutbild
Letzte Aktualisierung am 29.11.2021.