Der Hämatokrit wird in Prozent angegeben und spiegelt den Volumenanteil der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) am gesamten Blut wieder. Dieser Wert wird beim kleinen Blutbild oder und beim großen Blutbild bestimmt.
Das Blut besteht außer aus den Erythrozyten noch aus weißen Blutkörperchen (Leukozyten), Blutplättchen (Thrombozyten) und Blutplasma.
Normwerte für den Hämatokrit sind:
Der Hämatokrit wird beispielsweise bestimmt, wenn der Verdacht besteht, dass eine Polyglobulie (vermehrte Zahl an Erythrozyten) oder eine Anämie (Blutarmut) vorliegt. Auch bei Störungen des Wasserhaushaltes wie bei einer Hyperhydratation (zu viel Wasser im Körper) oder Dehydratation (zu wenig Wasser im Körper) wird der Hämatokrit gemessen.
Wenn eine Polyglobulie vorliegt, sind die für den Hämatokrit gemessene Werte erhöht. Dies ist damit zu erklären, dass wenn mehr rote Blutzellen vorhanden sind, natürlicher Weise insgesamt auch ihr Volumenanteil am Gesamtblut zunimmt.
Auch bei einer Dehydratation steigt er Hämatokrit an. Das kommt daher, dass wenn weniger Flüssigkeit im Körper ist, das Volumen des Blutes insgesamt abnimmt. Damit aber steigt relativ gesehen der Anteil der Erythrozyten im Blut an. Zu einer Dehydratation kommt es beispielsweise, wenn wir zu wenig trinken.
Der Hämatokrit sinkt bei einer Anämie ab, da bei diesem Krankheitsbild die Zahl der Erythrozyten vermindert ist. Somit fällt auch ihr Volumenanteil am Blut. Dies geschieht ebenfalls, wenn es zu einer Hyperhydratation kommt. Dabei nämlich werden die roten Blutzellen im Blut verdünnt und der Hämatokrit fällt dadurch ab.
Eine Hyperhydratation kann z.B. dadurch entstehen, dass die Nieren nicht mehr richtig funktionieren und daher zu wenig Wasser ausgeschieden wird. Auch, wenn wir übermäßig viel trinken, kann es zu einer Überwässerung des Körpers kommen.
Bei großen Blutverlusten bleibt der Hämatokrit in den ersten 12 Stunden unverändert. Dies kann man sich dadurch erklären, dass wenn man blutet, gleichzeitig Blutplasma und Blutzellen verliert. Das Verhältnis von Plasma und Zellen ändert sich aber nicht, damit bleibt auch der Hämatokrit gleich.
Erst wenn der Körper versucht das verlorene Blut dadurch zu ersetzen, dass Flüssigkeit von außerhalb in die Blutgefäße gezogen wird, sinkt der Wert für den Hämatokrit ab. Die Bildung neuer roter Blutkörperchen dauert nämlich sehr viel länger, d.h. es entsteht zunächst ein Ungleichgewicht. Wenn genügend Erythrozyten neu gebildet und ins Blut abgegeben wurden, stellt sich wieder ein normales Gleichgewicht ein und auch der Hämatokrit nimmt wieder Normwerte an.
Bei großen Operationen, die mit einem großen Blutverlust verbunden sind, können dem Patienten Erythrozytenkonzentrate verabreicht werden. Dies verhindert, dass der Hämatokrit stark abfällt.
Der Wert für den Hämatokrit nimmt immer gleichzeitig mit dem Hb-Wert (gibt die Höhe der Hämoglobinkonzentration im Blut an) zu und ab, da der Hämatokrit den Anteil der Erythrozyten am gesamten Volumen des Blutes beschreibt und das Hämoglobin in den roten Blutzellen enthalten ist.
Eine Möglichkeit den Hämatokrit zu bestimmen, ist die automatisierte Methode. Spezielle Blutzählgeräte können ihn hierbei aus der Menge der Erythrozyten und dem MCV (mittlerer Volumeninhalt der Erythrozyten) berechnen.
Der Hämatokrit kann ebenfalls bestimmt werden, indem ungerinnbar gemachtes Blut in einem kleinen Glasröhrchen einige Minuten zentrifugiert wird. Nach dieser Behandlung kann der Volumenanteil der roten Blutzellen am Gesamtblut im unteren Teil des Röhrchens mit einem Ablesegerät bestimmt werden.
Als Untersuchungsmaterial dient venöses Blut, dem EDTA (Ethylendiamintetraacetat) beigemengt wird, sogenanntes EDTA-Blut. Es genügen wenige Milliliter. EDTA ist eine Substanz, die in den Blutentnahmeröhrchen enthalten ist und verhindert, dass das abgenommene Blut verklumpt.
Alternativ kann statt Blut, das aus einer Vene abgenommen wurde, auch Blut aus einer Kapillare (sehr kleines Blutgefäß), sogenanntes Kapillarblut, zur Untersuchung verwendet werden. Hiervon ist sogar noch weniger, nur einige Mikroliter notwendig.
Es ist möglich, dass bei der Bestimmung des Hämatokrits falsche Werte gemessen werden. Wenn beispielsweise der Arm vor der Blutentnahme zu lange gestaut wurde, können falsch hohe Werte bestimmt werden.Gehen die roten Blutzellen bei der Blutabnahme kaputt, weil z.B. das Blut zu schnell in das Blutabnahmeröhrchen gezogen wurde, können auch zu niedrige Werte entstehen.
In der Klinik wird der Hämatokrit meist aus Blut bestimmt, das aus einer Vene abgenommen wurde. Dies geschieht meistens am Arm, besonders häufiger Punktionsort ist hier die Ellenbeuge. Am Oberarm des Patienten wird ein Stauschlauch angelegt. Dies bewirkt, dass das Blut nicht aus dem Arm abfließen kann und in den Venen gestaut wird.
Bevor Blut abgenommen wird, sollte die Hautstelle, die durchstochen werden soll, immer desinfiziert werden. Dann kann die Vene mit einem Butterfly (spezielle Nadel zum Blutabnehmen) oder einer sterilen Kanüle angestochen werden. Nun können die Blutentnahmeröhrchen nacheinander angesetzt und gefüllt werden.
Bei Blutabnahmen kommt es manchmal dazu, dass den Patienten schwindelig, oder schlecht wird. V.a., wenn sie gleich anschließend versuchen aufzustehen, können sie auch ohnmächtig werden. Aus diesem Grund sollten Patienten nach einer Blutentnahme immer einige Minuten sitzen bleiben.
Letzte Aktualisierung am 18.12.2020.