MCV ist eine Abkürzung für mean cell volume, was im Deutschen so viel wie "mittleres Zellvolumen" bedeutet. Gemeint ist hier das Volumen der Erythrozyten (rote Blutkörperchen).
Als Normwert gelten bei Männern und Frauen: 81 bis 100 fl
MCV, MCH (Mean Corpuscular Hemoglobin/mittlerer Hämoglobingehalt in den Erythrozyten) und MCHC (Mean Corpuscular Hemoglobin Concentration/mittlere Hämoglobinkonzentration in den roten Blutzellen) werden in der Klinik als Erythrozytenindizes bezeichnet. Es sind Werte, die den Zustand der roten Blutkörperchen näher beschreiben.
Das Hämoglobin ist der rote Blutfarbstoff in unseren Erythrozyten.
Eine MCV-Bestimmung wird beispielsweise vorgenommen, wenn eine vorliegende Anämie (Blutarmut) näher klassifiziert werden soll, da es verschiedene Arten dieser Krankheit gibt. Sie kann ebenfalls hilfreich sein, um Differentialdiagnosen einer Anämie zu erstellen. Differentialdiagnosen sind Erkrankungen, die genauso zu den Krankheitszeichen (Symptome) des Patienten passen.
Eine MCV-Messung erfolgt außerdem, wenn das kleine Blutbild (Zahl der roten Blutkörperchen, weißen Blutzellen, Blutplättchen, sowie MCV, MCH und MCHC) und das große Blutbild bestimmt wird. Dieses enthält das kleine Blutbild und das Differenzialblutbild, bei dem der prozentuale Anteil der unterschiedlichen Sorten von weißen Blutkörperchen und die Form der roten Blutkörperchen und weißen Blutzellen untersucht wird.
Der MCV-Wert ist erhöht, wenn der Patient an einer megaloblastären (die roten Blutzellen sind vergrößert) Anämie leidet. Diese Erkrankung kann u.a. entstehen, wenn wir zu wenig Folsäure (Pteroylglutaminsäure, Vitamin M), oder Vitamin B12 (Cobalamin) zu uns nehmen. Eine andere Ursache können Bluterkrankungen wie eine Retikulozytose (zu viele neue, unreife Erythrozyten im Blut), oder ein Plasmozytom (bösartige Erkrankung bestimmter weißer Blutzellen) sein.
Aber auch langandauernde Erkrankungen der Leber und zu viel Alkoholgenuss können dazu führen, dass der Wert für den MCV steigt. Ist das mittlere Erythrozytenvolumen vergrößert, spricht man auch von einer Makrozytose (wörtlich aus dem Griechischen übersetzt: große Zellen).
Der MCV-Wert ist dagegen erniedrigt, wenn ein Eisenmangel besteht. Das kann hervorgerufen werden, wenn wir zu wenig Eisen aufnehmen. Häufig passiert das bei Vegetariern, da in Fleisch sehr viel Eisen enthalten ist.
Auch große Blutungen, oder ein erhöhter Bedarf in der Wachstumsphase, Schwangerschaft, sowie bei Tumoren und Infektionen kann Ursache dafür sein. Möglich ist aber auch, dass das Eisen einfach nicht mehr in den Körper aufgenommen werden kann, etwa wenn der Darm nicht mehr richtig arbeitet. Der MCV-Wert sinkt bei Eisenmangel deshalb, weil das Eisen essenzieller Bestandteil des Hämoglobins ist, das in den roten Blutzellen enthalten ist. Wenn also dem Körper nicht genügend Eisen zugeführt wird, sinkt der Hämoglobingehalt in den Erythrozyten und in der Folge auch ihr Volumen.
Der Wert für den MCV ist außerdem erniedrigt, wenn das Hämoglobin (roter Blutfarbstoff) in unseren Erythrozyten fehlerhaft ist, oder selten auch bei einem Mangel an Vitamin B6 (Vitamin-B6-Mangel) oder Vitamin B1 (Vitamin-B1-Mangel). Ist das mittlere Erythrozytenvolumen verkleinert, spricht man auch von einer Mikrozytose (wörtliche Übersetzung aus dem Griechischen: kleine Zellen).
Allgemein gilt, dass MCV und MCH in linearer Beziehung zueinander stehen und damit in etwa dasselbe aussagen. Beide Größen sind sehr empfindliche Messwerte, die auf krankhafte Veränderungen schnell reagieren.
Der MCV kann zu heutigen Zeiten maschinell gemessen werden. Rechnerisch ist dies aus Hämatokrit und Erythrozytenzahl möglich durch:
MCV (in Kubikmikrometer) = Hämatokrit/Zahl der Erythrozyten.
Als Untersuchungsmaterial kann venöses Blut verwendet werden. Dieses wird nach der Abnahme im Blutentnahmeröhrchen mit einem Stoff vermischt, der verhindert, dass das Blut gerinnt. Diese Substanz ist das EDTA (Ethylendiamintetraacetat). Das Blut nennt man dann EDTA-Blut.
Das für die MCV-Bestimmung benötigte Blut wird meistens aus einer Vene am Arm abgenommen, beispielsweise aus der Ellenbeuge. Um den Arm wird ein Stauschlauch gelegt, um zu vermeiden, dass das Blut über die Venen abfließen kann. Die Punktionsstelle sollte vor der Blutentnahme desinfiziert werden. Anschließend kann die Vene mit einem Butterfly (spezielle Nadel zur Blutabnahme), oder einer sterilen Kanüle angestochen, und die Blutentnahmeröhrchen gefüllt werden.
Bei, oder auch nach der Blutabnahme, wird den Patienten häufig etwas übel, im Extremfall können sie sogar ohnmächtig werden. Dies wird oft dadurch begünstigt, dass sie nach der Entnahme zu frühzeitig aufstehen. Um solche unangenehmen Ereignisse zu vermeiden, sollten die Patienten nach der Behandlung einige Minuten ruhig sitzen bleiben.
Letzte Aktualisierung am 29.11.2021.